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Ostritzer Friedensfeste: nur noch "bei Bedarf"

Bislang organisierten Ehrenamtliche zweimal im Jahr ein Friedensfest, um für Demokratie zu kämpfen. Nun wird alles anders - mit starker Hilfe aus Dresden. Was dahintersteckt.

Von Anja Beutler
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Bunt für mehr Demokratie: Fünf Jahre fand regelmäßig das Ostritzer Friedensfest statt. Jetzt gibt es Veränderungen.
Bunt für mehr Demokratie: Fünf Jahre fand regelmäßig das Ostritzer Friedensfest statt. Jetzt gibt es Veränderungen. © SZ-Archiv: Rafael Sampedro

Die Ostritzer Friedensfeste wird es fortan nicht mehr regelmäßig, sondern nur noch "bei Bedarf" geben. Das erklärten jetzt Michael Schlitt vom Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ) und Anett Kupka, erste stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Ostritz. Bedarf bedeute, dass konkret eine Veranstaltung mit Neonazis oder Rechtsradikalen im Stadtgebiet angekündigt werde oder stattfinde, fügten beide hinzu. Darauf habe man sich im Organisatorenteam geeinigt.

Auf den ersten Blick mag das verwundern, hatten doch Michael Schlitt und Georg Salditt vom Team der Ostritzer Friedensfeste noch im vergangenen Herbst erklärt, dass aktuell nicht die Zeit sei, mit den Friedensfesten aufzuhören. Um Demokratie müsse man mehr denn je kämpfen, hieß es fünf Jahre nach dem Start der vielfach ausgezeichneten und gelobten Initiative, die ein Bündnis aus Internationalem Begegnungszentrum St. Marienthal (IBZ), der Stadt Ostritz sowie Freiwilligen aus der Taufe gehoben hatte.

Der Rückzug in die "Reserve" fällt den Ostritzern aber aus gutem Grund leicht: Denn gemeinsam mit dem IBZ startet die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (SLpB) aktuell ein großes Demokratieprojekt, das für 2024 mit insgesamt 30.000 Euro und der personellen Unterstützung eines Koordinators der Landesstelle ausgestattet ist. "Dialogforum Demokratie" heißt das Projekt konkret, das Michael Schlitt für das IBZ und der SLpB-Chef Roland Löffler jetzt gemeinsam in Ostritz vorgestellt haben. In einer "Zeit des Jammerns und Meckerns, der tiefen Skepsis in Politik und Institutionen, Regierungen und Parteien" müsse Demokratie auch kämpferisch sein, sagte Schlitt.

Selbst dorthin gehen, wo die Menschen sind

Konkret sollen gerade auch vor den anstehenden Wahlen überparteiliche Diskussions- und Gesprächsformate angeboten werden - wie beispielsweise eine Runde mit Vertretern der kandidierenden Parteien. Fortsetzen wolle man zudem, was die Friedensfest-Organisatoren bereits begonnen hatten: "Wir wollen auch weiterhin in Kleingartensparten und ins Schwimmbad gehen, um ins Gespräch zu kommen", umriss Michael Schlitt vom IBZ. Auf Ostritz beschränken wolle man sich dabei nicht.

Doch nicht nur Austausch und Diskussion stehen im Fokus: Das Dialogforum soll auch all jene stärken, die sich bereits engagieren und teilweise mit Beschimpfungen oder Bedrohungen zu tun haben. Sie sollen weitergebildet und informiert werden, wie sie sich dagegen zur Wehr setzen können. Zuhören, Verständnis fördern, aber auch Grenzen setzen wollen Landeszentrale und IBZ gezielt auch bei Schülern - beispielsweise mit Sensibilisierung für Alltagsrassismus und der Frage, wie man das am besten ansprechen und klären kann.

Zeitlich oder örtlich auf Ostritz begrenzt ist das Dialogforum vorerst nicht. Michael Schlitt vom IBZ wünscht sich, dass die Kooperation und Arbeit dauerhaft verankert werde: "Das ist kein Thema, das in ein oder zwei Jahren erledigt ist."