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Wenn Napoleon durch Lückendorf reitet

Zum 16. Mal findet am 19. Juni das Gablerstraßen-Spektakel statt. Gerald Hanisch ist von Anfang an und seit einigen Jahren in einer besonderen Rolle dabei.

Von Jan Lange
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Gerald Hanisch wird als Napoleon beim Gablerstraßen-Spektakel dabei sein.
Gerald Hanisch wird als Napoleon beim Gablerstraßen-Spektakel dabei sein. © Matthias Weber/photoweber.de

Historischen Überlieferungen zufolge soll Kaiser Napoleon im Jahr 1813 unter der Eibe an der Gabler Straße in Lückendorf gefrühstückt haben. Mit seinen Truppen war er damals auf dem Weg nach Böhmen und passierte dabei die wichtige Handelsstraße.

Am Sonntag, dem 19. Juni, wird Napoleon wieder durch den kleinen Gebirgsort reiten. Es ist natürlich nicht der echte französische Kaiser - der ist seit über 200 Jahren tot. Vielmehr handelt es sich um Gerald Hanisch, der in das Napoleon-Kostüm schlüpft. Das macht er jedes Jahr und nicht ohne Grund. Die Lückendorfer feiern an dem Tag wieder ihr Gablerstraßen-Spektakel - zum 16. Mal.

Gerald Hanisch ist zwar von Anfang an dabei, hat das Fest mit aus der Taufe gehoben, doch Frankreichs Kaiser mimt er erst seit etwa zehn Jahren. Das Gablerstraßen-Spektakel war zuerst kleiner gewesen, wuchs dann und so kam Napoleon zu den historischen Figuren dazu, denen beim Fest Leben eingehaucht wird. Tipps holten sich die Lückendorfer beim Verein Napoleonzeit 1813, der bei Löbau seinen Sitz hat.

Beim ersten Auftritt übernahm ein anderer Darsteller die Rolle, doch im Folgejahr wurde ein neuer Napoleon gesucht. Die Wahl fiel auf Gerald Hanisch. Hoch zu Ross reitet er durch Lückendorf und erinnert jedes Mal an ein besonderes Ereignis. Diesmal spielt der Tilsiter Frieden zwischen Russland und Frankreich von 1807 eine Rolle. Ursprünglich wollte er ein anderes Ereignis in den Vordergrund rücken - die politische Situation hält ihn davon aber ab. Da er jedes Mal an ein anderes Ereignis oder Jubiläum erinnert, bekommen auch die Gäste immer etwas Neues zu sehen.

Das Kostüm trägt Hanisch seit seinem ersten Auftritt als Kaiser. Bisher gab es keine Probleme mit der Größe, sagt der 66-Jährige. Das Kostüm muss er einige Zeit vorm Fest überstreifen und schauen, ob alles passt und sitzt. "So kann man noch reagieren, wenn's klemmt." Umgenäht wird nur im Notfall. Wenn sich ein paar Kilos zu viel angesammelt haben, heißt es, bis zum Straßen-Spektakel auf das eine oder andere zu verzichten.

Einmal war Napoleon in der Kutsche gefahren, erinnert sich Hanisch. Das sei nicht so angekommen, wie auf dem Pferd zu reiten. Der echte Napoleon ist wohl auch nicht mit der Kutsche die Gabler Straße entlang gekommen. Reiten ist für den 66-Jährigen kein Problem. Er stamme aus der Landwirtschaft, wo es Pferde gab und er früh üben konnte, zu reiten, erzählt Hanisch. "Ich bin kein Springreiter, aber ich bin so sicher, dass ich nicht runterfalle", schätzt er seine Reitfähigkeiten ein.

Der Dame an seiner Seite bereitete das Reiten schon mehr Probleme. Deshalb gab es bei der Rolle von Napoleons Gemahlin bereits den zweiten Wechsel. Inzwischen stellt seine eigene Ehefrau die kaiserliche Begleiterin dar. Sie hat in den vergangenen Tagen wieder ein paar Reitstunden genommen, um am Sonntag sicher im Sattel zu sitzen.

Leicht ist der Ritt nicht. Napoleon und seine Gemahlin reiten durch Scharen von Gästen, die sich an der Gabler Straße versammeln. Zur Sicherheit werden die Pferde von Läufern geführt, die reagieren können, wenn die Vierbeiner scheuen sollten. Denn das Spektakel soll natürlich ohne Verletzungen zu Ende gehen. Bisher hat das stets geklappt - auch weil die Pferde seit Jahren aus dem gleichen Stall kommen.

Wer Napoleon erleben will, der sollte sich am Sonntag nach 14 Uhr an der Gabler Straße einfinden. Das Straßenfest selbst beginnt um 11 Uhr.