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So tickt Hainewaldes neuer Bürgermeister

Andreas Mory ist Vater, Christ, Gasnetz-Ingenieur, Camper, Hobbygärtner und will eng mit dem Wahlverlierer zusammenarbeiten.

Von Holger Gutte
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Der Diplom-Ingenieur für Gasnetze Andreas Mory an seinem Arbeitsplatz beim regionalen Energieversorger SachsenEnergie. Wenn das Wahlergebnis bestätigt wird, ist er Hainewaldes neuer ehrenamtlicher Bürgermeister.
Der Diplom-Ingenieur für Gasnetze Andreas Mory an seinem Arbeitsplatz beim regionalen Energieversorger SachsenEnergie. Wenn das Wahlergebnis bestätigt wird, ist er Hainewaldes neuer ehrenamtlicher Bürgermeister. © Matthias Weber/photoweber.de

Knapper hätte die Wahl für den neuen ehrenamtlichen Hainewalder Bürgermeister eigentlich nicht ausgehen können. Zwei Stimmen weniger für Andreas Mory und dafür zwei Stimmen mehr für seinen Gegenkandidaten - dann hätte es einen zweiten Wahldurchgang am 3. Juli gegeben. Andreas Mory ist froh, dass es für ihn gereicht hat. "27 Jahre lang haben die Hainewalder nicht wählen können, weil es immer nur einen Kandidaten gab", sagt der 55-Jährige.

Wegen des knappen Wahlausganges lässt sich Andreas Mory nicht feiern. Noch steht das amtliche Wahlergebnis auch aus. Dennoch hat sich der Vater von drei erwachsenen Kindern im Alter von 27, 22 und 17 Jahren schon auf das Amt eingestellt und ein erstes Gespräch mit dem scheidenden Amtsinhaber Jürgen Walther geführt.

"Bei einem so knappen Wahlausgang werden die Stimmen alle noch einmal nachgezählt", sagt er. Andreas Mory ist sich aber sicher, dass alles stimmt. Nicht, weil er als Wahlbeobachter dabei war, sondern, weil er sich mit dem Auszählen von Wahlscheinen auskennt. Wenn in Hainewalde gewählt wurde, war er in den letzten Jahren Beisitzer und hat selber mit ausgezählt. Das ging diesmal natürlich nicht. "Aber das funktioniert gut, weil alles doppelt gezählt wird", berichtet der Gemeinderat.

Wenn er im Amt bestätigt ist - was übrigens noch vier Wochen dauern kann - scheidet er als Gemeinderat aus. Sein Nachrücker für die "Bürger für Hainewalde" steht mit Jörg Braun bereits fest. Mit der Vereidigung rechnet er im August. In den zwei Legislaturperioden als Gemeinderat und in seiner Funktion als stellvertretender Bürgermeister weiß er, worauf er sich einlässt.

Marcus Andreas Mory, wie er korrekt heißt, wurde 1967 in Ebersbach geboren und ist verheiratet, parteilos und Christ. "Andreas ist mein Rufname, den zweiten Vornamen kann man eigentlich weglassen", sagt er. Vor der Wende war er CDU-Mitglied, trat dann aber aus. Seit 1996 lebt er nun in Hainewalde und gehört seit vielen Jahren dem Schlossverein an.

Der Diplom-Ingenieur für Energie- und Versorgungstechnik arbeitet als Fachreferent für Grundsätze und Planungsingenieur für Gasnetze beim regionalen Energieversorger SachsenEnergie. Fast im gesamten Landkreis Görlitz ist er für die Projektabwicklung im Bereich Gasversorgung zuständig. Genau zur Wendezeit 1989 begann er mit dem Studium und arbeitete danach bis jetzt bei den Nachfolge-Unternehmen des Regionalen Energieversorgers - und nun als Netz-Ingenieur für SachsenEnergie.

"Meine Diplomarbeit habe ich über die Erdgasumstellung geschrieben", erzählt er. Das Interesse für Netzversorgung liegt in der Familie. Schon sein Vater hat für die Vorgänger-Firmen gearbeitet.

Mit seinem Arbeitgeber hat er seine mögliche Nebentätigkeit im Vorfeld abgestimmt. "Sonst hätte ich nicht zur Wahl antreten brauchen, wenn sich beides nicht miteinander vereinbaren lässt", sagt er.

Dennoch wird er es aber etwas anders handhaben, als sein Vorgänger Jürgen Walther, der ja zuletzt hauptberuflich nicht mehr gebunden war. Bürgernähe ist ihm trotzdem wichtig. Dienstagnachmittag und Donnerstagvormittag möchte Mory Bürgersprechstunden im Gemeindeamt abhalten. Darüber will er sich aber erst einmal mit der Verwaltungsgemeinde in Großschönau absprechen. Zum dortigen Bürgermeister Frank Peuker (parteilos) wird ihn daher eines seiner ersten Dienstgespräche führen. "Ich bin aber auch einer, mit dem man übern Gartenzaun über Probleme und andere Dinge reden kann", sagt er.

Andreas Mory hat klare Ziele. Er will etwas bewegen. Das wollte sein Mitbewerber Karsten Koroschetz aber auch, betont er. Deshalb wäre Andreas Mory froh, wenn er ihn mit beim Erreichen vieler anstehender Projekte und Maßnahmen einbinden könnte. "Trotz seiner so knappen Niederlage von 390:386 Stimmen, hat er mir sofort als fairer Verlierer gratuliert", schildert Mory.

Auch den Gemeinderat möchte er enger einbeziehen. Das kam ihm in den letzten Jahren etwas zu kurz. Sein Hauptziel ist, die Eigenständigkeit der Gemeinde zu erhalten. Ganz oben auf seiner Agenda steht zudem das Wiederbeleben der Turnhalle und das Beseitigen des Schandflecks an der "Pappmühle". Letzteres ist aber nicht so einfach, weil es in Privatbesitz ist. Mory würde gern mehr 30-km/h-Zonen im Ort einführen. "Für die Sicherheit der Bürger wäre das an einigen Straßen gut", sagt er.

Andreas Mory setzt auf eine intensive Zusammenarbeit mit den Bürgern, Vereinen, Firmen und Gewerbetreibenden. "Wir haben so ein schönes Schloss im Ort, den Eurohof und brauchen uns auch nicht als Gemeinde zu verstecken. Wir müssen uns nur besser vermarkten", meint er. Der 55-Jährige will zu regelmäßigen Bürgerstammtischen einladen, ebenso mit den Firmen und Vereinen reden und Ideen für den Ort bündeln.

Bleibt da aber noch Zeit neben Beruf und der ehrenamtlichen Arbeit als Bürgermeister für die Familie? "Ja. Ich kann gut abschalten und trennen", sagt er. Seine Hobbys sind ein guter Ausgleich. Andreas Mory und seine Frau tanzen gern. Sie sind Mitglied im Tanzclub der Tanzschule Burghart in Zittau. Erst vor wenigen Tagen haben sie das Deutsche Tanzabzeichen in Gold erhalten.

Andreas Mory liebt die Gartenarbeit. "Und wir sind leidenschaftliche Camper", schildert er. Seit drei Jahren haben sie einen eigenen Camping-Anhänger und brauchen keinen mehr zu mieten. Meist geht es damit an die Ostsee.

Der 55-Jährige freut sich auf seine neue Aufgabe als Bürgermeister. Bei allem, was er erreichen möchte, fügt er hinzu: "Vorausgesetzt, das Wahlergebnis wird bestätigt."