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Boahnl-Stillstand wegen maroder Schwellen drohte: Rettung mit Geldspritze

Zwischen Bertsdorf und Jonsdorf ist der Zustand der Strecke katastrophal, Zvon und Verkehrsministerium lassen Zusatzmittel zur Sanierung fließen. Ab Montag ist Schienenersatzverkehr.

Von Markus van Appeldorn
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Heinz-Georg Donner, Referatsleiter Schienenverkehr SMWA (l.), Zvon-Geschäftsführer Hans-Jürgen Pfeiffer (r.) und Ingo Neidhardt, Geschäftsführer der Soeg mit einer Übersicht der  geplanten Arbeiten in 2023 und 2024.
Heinz-Georg Donner, Referatsleiter Schienenverkehr SMWA (l.), Zvon-Geschäftsführer Hans-Jürgen Pfeiffer (r.) und Ingo Neidhardt, Geschäftsführer der Soeg mit einer Übersicht der geplanten Arbeiten in 2023 und 2024. © Mario England/SOEG

Ein zum Teil marodes Schienennetz ist das Sorgenkind der Zittauer Schmalspurbahn - ganz besonders auf dem Streckenast zwischen Bertsdorf und Jonsdorf. Dort sind etwa kurz vor dem Bahnhof Jonsdorf die Schwellen so verrottet, dass die Züge aus Sicherheitsgründen nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen. Die Schmalspurbahn hätte diese Schäden gerne längst behoben. Allein: es fehlte am nötigen Geld. Aus ihren normalen Mitteln kann das Boahnl jährlich nur 250.000 Euro für Streckensanierungen aufwenden - gebraucht würden insgesamt Millionen. Jetzt gab es eine unplanmäßige Geldspritze vom Verkehrsverbund Zvon und dem Verkehrsministerium. Damit kann viel mehr saniert werden als vorgesehen - und auch noch früher. Deshalb gibt's ab Montag zwischen Bertsdorf und Jonsdorf nur Schienenersatzverkehr.

Die verrotteten Schwellen sind die Konsequenz eines technischen Geburtsfehlers der Schmalspurbahn nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990. "Wegen der drohenden Stilllegung der Zittauer Schmalspurbahn Ende der 1980er-Jahre wurde nach der Rettung der Bahn durch die politische Wende ein kurzfristiger Schwellenaustausch durchgeführt, um den Betrieb abzusichern", erklärt Ingo Neidhardt, Geschäftsführer des Boahnl-Betreiber Soeg. Dabei kamen jedoch nur Weichholzschwellen zum Einsatz, deren Zustand sich nach nunmehr 30 Jahren und durch die heißen Sommer der letzten Jahre so verschlechtert hatte, dass ein sicherer Betrieb für die nächsten Jahre nicht mehr sichergestellt werden konnte.

Nun die gute Nachricht vom Geldsegen: "Durch die kurzfristige finanzielle Unterstützung durch den Freistaat Sachsen und den Zvon sowie durch ein terminliches Entgegenkommen der Baufirma ist es noch in diesem Jahr möglich, den oberen Jonsdorfer Streckenabschnitt für 750.000 Euro zu sanieren", teilt die Soeg mit. Und: Für 2024 steht die gleiche Summe für den unteren Abschnitt bereit, womit dann alle kritischen Stellen auf dem gesamten Jonsdorfer Streckenast beseitigt werden können.

"Schmalspurbahn ist sächsisches Kulturgut"

"Die Schmalspurbahnen im Freistaat Sachsen gehören zum sächsischen Kulturgut und sollen langfristig erhalten bleiben", erklärt Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) die zusätzliche Hilfe. Die finanzielle Unterstützung für die notwendige Sanierung helfe der Zittauer Schmalspurbahn in dieser Notsituation. "Damit kann die Bahn auch in Zukunft sicher zwischen Bertsdorf und Jonsdorf fahren", so Dulig. Landrat Stephan Meyer (CDU) und Zvon-Geschäftsführer Hans-Jürgen Pfeiffer ergänzen: "Trotz angespannter finanzieller Situation im Zvon sahen der Landkreis Görlitz und auch der Zvon als Aufgabenträger für öffentlichen Verkehr die Notwendigkeit, hier kurzfristig unterstützen zu müssen." Für den Geschäftsführer der Soeg Ingo Neidhardt steht fest: "Dieser gemeinschaftliche Kraftakt war nur möglich, weil sich die kommunale Familie mit Landkreis und Zvon und das Ministerium über die Bedeutung der im ÖPNV fahrenden Dampfbahnen bewusst sind und auch die touristische Bedeutung für die Region von höchster Wichtigkeit ist."

Durch die umfangreichen Bauarbeiten muss die ohnehin geplante Streckensperrung im November zumindest für den Jonsdorfer Ast bereits am 23. Oktober beginnen. Dies wird auch das letzte Oktoberwochenende bis zum Reformationstag sowie das erste Novemberwochenende betreffen, bis zum 5. November ist ein Schienenersatzverkehr zwischen Bahnhof Bertsdorf und Jonsdorf eingerichtet. Vom 6. November bis 1. Dezember ruht dann der Verkehr wie geplant auf dem gesamten Streckennetz der Zittauer Schmalspurbahn.