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Wo ist der gelbe Flitzer hin?

An der B96 in Oderwitz vor der Werkstatt Hitzschke-Schäfer stand 28 Jahre ein getunter VW Jetta 2. Nun ist er plötzlich verschwunden. Das ist die Auflösung des Rätsels.

Von Fionn Klose
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Dieser getunte VW Jetta 2 stand jahrelang vor der Werkstatt Hitzschke-Schäfer an der B96 in Oderwitz.
Dieser getunte VW Jetta 2 stand jahrelang vor der Werkstatt Hitzschke-Schäfer an der B96 in Oderwitz. © Matthias Teichgräber

Der gelbe Flitzer ist verschwunden! „Was ist passiert, er steht nicht mehr“, schreibt ein Facebooknutzer in der Gruppe Freunde von Zittau. Dazu postete er ein Bild, das den ehemaligen Dauerparkplatz des getunten VW Jetta an der B96 in Oderwitz zeigt. Darauf steht jetzt ein gelber Audi. In den Kommentaren machte sich schnell das Staunen breit. Für eine Nutzerin war der Jetta jahrelang ein Höhepunkt auf dem täglichen Weg zur Arbeit. Ein anderer hat sich „unzählige Male an diesem Schätzchen die Nase plattgedrückt“.

Der Verantwortliche für das fehlende Fahrzeug hat sich schnell zu erkennen gegeben. Es ist der Mechaniker Tim Friedrich, der für die Firma Hitzschke-Schäfer tätig ist. Vor deren Türen stand der Jetta. Friedrich beruhigt die Fans des gelben Flitzers: Das Auto sei bei ihm in guten Händen und werde auch weiterhin bei der Werkstatt Hitzschke-Schäfer zu sehen sein, schreibt er auf Facebook. Er habe das Auto wieder aufbauen und fahrtüchtig machen dürfen, erzählt er auf SZ-Anfrage. „Es wollten sich schon viele daran versuchen, das ist eine große Ehre für mich“. Damit habe er sich einen Kindheitstraum erfüllt. Seinen Chefs Dirk Hitzschke und Volker Schäfer sei er für die Ermöglichung des Projekts sehr dankbar. "Allerdings musste ich viel Überzeugungsarbeit leisten und betteln", sagt Friedrich.

Schon das Grundmodell des Jetta aus dem Jahr 1986 ist seinen Angaben zufolge eine Sonderedition. Und mit dem ersten Umbau ist das Auto noch besonderer geworden: 1992 wurde das Fahrzeug mit einem Karosseriebausatz ausgestattet, der so nur drei Mal auf der Welt existiert, sagt Friedrich. Seit 1994 stand das Fahrzeug vor dem Laden von Hitzschke und Schäfer. Und wurde zum Wahrzeichen der Firma.

Eigentlich sollte der VW für 16.000 DM verkauft werden. Der für diese Zeit sehr hohe Preis habe aber viele abgeschreckt, so Tim Friedrich. Später wollten die beiden Chefs den Verkauf ihres „Firmenheiligtums“ nicht mehr.

Dem Jetta wurde aber auch übel mitgespielt. An einem Männertag vor ein paar Jahren sei der Heckspoiler geklaut worden, wenige Zeit später dann die Auspuffanlage, sagt der Mechaniker. Die hat er durch eine neue aus Restbeständen ersetzt.

Friedrich hat den 75 PS starken Motor wieder flott gemacht, neue Bremsen und ein neues Fahrwerk eingebaut. Insgesamt nur 150 Euro habe er für die Reparatur ausgeben müssen, sagt er. "Das war zum Großteil auch nur für die Bremsen, das Fahrwerk hat ein Kumpel gesponsert." Anderthalb Wochen hat er jeden Tag nach der Arbeit mit Freunden geschraubt und poliert. Die Karosse sei trotz der langen Standzeit komplett rostfrei gewesen, sagt der Mechaniker. "Das ist Wahnsinn." Nach der Aufbereitung ist Friedrich direkt zum VW Treffen nach Bautzen gefahren, auf dem der Jetta vor 20 Jahren das letzte Mal zu Besuch war - und hat prompt den Pokal für das beste Fahrzeug bekommen.
Jetzt steht der gelbe Flitzer wieder in der Firma Hitzschke-Schäfer und wartet auf seine nächste Ausfahrt.