SZ + Zittau
Merken

"Wir sind nicht rechtsextrem, sondern christlich-konservativ"

Helge Hilse aus Oybin, früherer Vize-Chef des kürzlich vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Vereins "Ein Prozent", über seinen Austritt und einen neuen Verein.

Von Thomas Mielke
 7 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Helge Hilse.
Helge Hilse. © Matthias Weber/photoweber.de

Oybin ist in den letzten Jahren immer wieder durch den Verein "Ein Prozent" in die bundesweiten Schlagzeilen geraten. Der Oybiner Helge Hilse, Touristiker und im Nebenerwerb Bauer, war seit der Gründung 2016 Vize-Chef, seine Privatadresse Vereinssitz.

Nun hat der Verfassungsschutz den Verein als rechtsextrem eingestuft. Der gebürtige Zittauer sagt im SZ-Gespräch, dass er mit den Rechtspopulisten um die Verleger Götz Kubitschek und Philip Stein schon länger nichts mehr am Hut hat, sondern die Probleme der Gesellschaft nun anders beheben will.

Herr Hilse, der Verein "Ein Prozent" ist Ende April vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft worden. Wundert Sie das?

Nein, überhaupt nicht. Aus meiner Sicht ist er schon länger rechtsextrem unterwegs.

Sie waren Gründungsmitglied.

In der Tat. Ich wurde als bürgerliches Aushängeschild benutzt.

Wie kommt man als Bürgerlicher in die Kreise von Rechtsextremen?

Das hängt mit der Unruhe im Land zusammen. Man kann doch nicht bezweifeln, dass unser Land durch die vielen und schnellen Veränderungen der letzten Jahre in Unruhe ist. Und das führt dazu, dass Populisten - und ich sehe die Macher von "Ein Prozent" als Populisten - ihre Leimruten auslegen können. So sind auch Leute wie ich dazu gekommen. Aber ich habe mich abgelöst und nicht erst jetzt. Schon vor Jahren.

Sie sind ausgetreten?

Ich bin 2020 ausgeschieden.

Wurde deshalb der Vereinssitz von Oybin nach Görlitz verlegt?

Nein. Der Verein wurde ursprünglich auf Wunsch von Kubitschek in Oybin angemeldet, was ich heute als meinen Fehler sehe. Das war nur ein taktischer Schachzug. Das Vereinsbüro war immer in Dresden. Mit meiner Herauslösung habe ich 2020 verlangt, dass dieser Vereinssitz gelöscht wird. Dem wurde nachgekommen, allerdings sehr, sehr zögerlich.

Was hat dazu geführt, dass Sie sich abgelöst haben?

Menschliche Reife. Ich habe gesehen, dass "Ein Prozent" letztendlich Illusionen verkauft. Und eine Leihmutter ist, die davon lebt, die Unruhe der Menschen zu Geld zu machen. Dabei bezeichnet sie sich als Bürgerbewegung. Das ist sie in meinen Augen aber nie gewesen. Ein Prozent ist eigentlich eine Zwei-Mann-Show aus Stein und Kubitschek, ein aufgeblähtes Phantom. Das wollte ich nicht mitmachen.