SZ + Zittau
Merken

Zittauer Kinder klettern an Sachsens Spitze - und träumen von Olympia

Meggie Kuhne und Kaspar Dittrich vom DAV Zittau sind Sachsenmeister im Wettkampfklettern der E-Jugend geworden. Jetzt soll es noch höher hinaus gehen.

Von Thomas Christmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Meggie Kuhne und Kaspar Dittrich trainieren jede Woche im Kletterzentrum "Quacke", das zum Westpark-Center in Zittau gehört.
Meggie Kuhne und Kaspar Dittrich trainieren jede Woche im Kletterzentrum "Quacke", das zum Westpark-Center in Zittau gehört. © Matthias Weber/photoweber.de

Für Meggie Kuhne und Kaspar Dittrich ist Klettern die beste Sportart. Beide haben schon Erfahrung in der Leichtathletik gesammelt. Die junge Olbersdorferin zudem beim Kegeln und Kickboxen, der Ostritzer beim Fußball. Doch nirgendwo werden aus ihrer Sicht so viele Muskeln angesprochen, kommen immer wieder neue Herausforderungen auf sie zu.

Die Neun- und der Achtjährige gehören zur Zittauer Sektion des Deutschen Alpenvereins (DAV), die das Kletterzentrum "Quacke" im Westparkcenter betreibt. Dort probieren die Kinder ständig neue Routen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden aus - solange, bis die Bewegungen sitzen. Das Training hat sich für Meggie und Kaspar bezahlt gemacht: Beide sind kürzlich Sachsenmeister im Wettkampfklettern der E-Jugend geworden. Und der Verein stellt erstmals in seiner Geschichte zeitgleich einen männlichen und einen weiblichen Titelträger.

Das Klettern haben beide im Kindergarten-Alter für sich entdeckt. Meggie probierte zunächst die Hollywood-Schaukel im heimischen Garten aus, Kaspar den Kirschbaum seiner Großeltern. Wo sich seither die Möglichkeit bot, waren sie mit Händen und Füßen dabei. Der Achtjährige erreichte dabei teilweise Höhen auf Bäumen, die den Eltern Sorge bereiteten. Das zumindest berichtet Vater Johannes. Er und seine Frau erkannten, dass Kaspar das Klettern Spaß macht und meldeten ihn 2021 im Verein an. Auch Meggies Eltern wollten den Bewegungsdrang ihrer Tochter fördern, die zunächst bei einer Hobbytruppe des DAV an Felsen mit kletterte. Seit 2018 ist sie dabei und laut Vater Thomas ein Wettkampftyp, der nur schlecht verlieren kann.

Das Talent der beiden sofort erkannt hat Olaf Kuttner, Verantwortlicher für das Wettkampfklettern beim DAV Zittau. Meggie mache die Bewegungen intuitiv, die er anderen erst anlernen müsse, sagt der 56-Jährige. Und Kaspar bringe den Ehrgeiz mit, nie aufzugeben. "Mit den beiden lässt sich gut arbeiten", meint der Trainer. "Sie sind immer bestrebt, etwas Neues zu lernen." Und über Grenzen zu gehen sei wichtig, denn nur so komme man vorwärts, erklärt er. Von den rund 40 Kindern im Verein besitzen nach seiner Schätzung gerade mal eine Handvoll das Zeug, um bei Wettkämpfen mitmachen zu können. Schließlich soll niemand enttäuscht werden.

In Dresden, Chemnitz und Leipzig angetreten

So nahm Olaf Kuttner dieses Jahr nur mit Meggie, Kaspar und einem älteren Jungen am Sächsischen Kinder- und Jugendcup für die F- bis C-Jugend teil, wofür sie zu fünf Wettkämpfen nach Dresden, Leipzig, Chemnitz und Heidenau reisten. Über die Austragungsorte entscheidet der Landesverband. "Die großen Städte sind immer dabei", berichtet der Trainer mit Blick auf die dortigen Möglichkeiten, zu denen reine Kletterhallen gehören. In Zittau fehlt eine solche. Die Stadt war trotzdem schon oft vertreten, nur diesmal nicht - wohl aus Kostengründen.

Antreten müssen die Teilnehmer in den Disziplinen Lead und Bouldern, also dem Klettern mit Seil und ohne in Absprunghöhe. Und das auf ihnen unbekannten Routen. Während sich Kaspar dabei gegen 18 Jungs durchsetzen konnte, hat Meggie sogar 28 Mädchen hinter sich gelassen. Er gewann vier der fünf Wettkämpfe und kam einmal auf den fünften Platz. Sie siegte dreimal und erreichte zweimal den zweiten Rang. Ein Ergebnis kann am Ende gestrichen werden, was für beide die Sachsenmeisterschaft bedeutete. Für die Neunjährige ist dies bereits der zweite Titel, den sie schon in der F-Jugend holte. Verbunden mit einem Gefühl, als "ob man Schmetterlinge im Bauch hat".

In der nächsten Altersklasse werden der Neun- und die Achtjährige mindestens zweimal die Woche trainieren. "Um das Niveau halten und steigern zu können", sagt ihr Trainer. In Großstädten üben die Kinder nach seiner Kenntnis sogar mindestens dreimal. Mittlerweile hat auch der Regionaltrainer vom Landesverband die Olbersdorferin und den Ostritzer in den Blick genommen und signalisiert, die beiden in den Grundlagen-Kader aufzunehmen. Dort bekommen junge Talente die Möglichkeit, an Trainingslagern teilzunehmen. Und sie haben ab der C-Jugend die Chance für die Aufnahme in den Landeskader, um auf nationaler Ebene um Titel zu kämpfen. Meggie und Kaspar träumen sogar schon von Olympia, wo Wettkampfklettern seit den jüngsten Spielen in Tokio vertreten ist.

Bis dahin liegt aber noch ein weiter Weg vor den Kindern. Stolz sind ihre Eltern schon jetzt auf das Erreichte. Die unterstützen sie nicht nur bei den Fahrten zu Training und Wettkämpfen, sondern für beide Familien ist das Klettern inzwischen außerhalb des Vereins zum Hobby geworden. Sie schätzen dabei die Mischung aus Natur, sportlicher Herausforderung und gemeinsamer Zeit.