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Jetzt kürzt Zittau auch Schwimmern den Zuschuss

Zittau zahlt für den Vereinsnachwuchs ab 2023 nicht mehr 100 Prozent der Hallenkosten, sondern eine Pro-Kopf-Pauschale. Besonders hart trifft das die SG Robur. Andere kommen besser weg.

Von Thomas Christmann
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Nachwuchsarbeit: Maika Märkisch von der SG Robur Zittau trainiert die Anfänger und Fortgeschrittenen im Stadtbad.
Nachwuchsarbeit: Maika Märkisch von der SG Robur Zittau trainiert die Anfänger und Fortgeschrittenen im Stadtbad. © Matthias Weber/photoweber.de

Jeden Donnerstagnachmittag ist Maika Märkisch im Stadtbad. Dort bringt die Trainerin der SG Robur Zittau den Kindern das Schwimmen und die dazugehörigen Techniken bei. Einige stehen noch am Anfang oder gehören zu den Fortgeschrittenen, andere nehmen bereits an Wettkämpfen teil. Je nach Leistungsniveau sind die Mädchen und Jungen auf einer der Bahnen unterwegs, unter Anleitung der Übungsleiter. "Wir haben sehr viel Zuspruch im Moment", berichtet Maika Märkisch, die auch Schatzmeisterin im Verein ist. Doch ob die Abteilung Schwimmen mit ihren 180 Mitgliedern - davon ein Großteil unter 18 Jahren - kommendes Jahr noch besteht, ist derzeit fraglich.

Das hängt mit der Entscheidung im jüngsten Stadtrat zusammen, das Konzept zur Haushaltskonsolidierung fortzuschreiben. Das wiederum ist wegen der klammen Kasse nötig, weshalb nach Einspar- oder Einnahme-Möglichkeiten gesucht werden muss. Dabei hat sich die Stadt auch mit dem Zuschuss an die sechs Schwimmvereine beschäftigt. Bisher übernahm sie für O-See Sports, Hirschfelder SV, DLRG, Tauchclub, DRK Wasserwacht und SG Robur 100 Prozent der Bahnkosten im Nachwuchsbereich, unabhängig von der Höhe. Für die 2022 in den Vereinen registrierten 485 Mädchen und Jungen waren somit über 75.000 Euro fällig, was fast 120 Euro pro Kind bedeutet. Nach dem neuen Modell zahlt die Stadt ab 2023 eine Pro-Kopf-Pauschale von 85 Euro. Somit gibt sie nur noch über 41.000 Euro im Jahr aus. Vorausgesetzt, die Mitgliederzahlen verändern sich nicht.

Die Schwimmer wandten sich im Vorfeld der Entscheidung mit einem Schreiben an die Stadt. Ihre Argumentation: Die Erwachsenen zahlen schon jetzt 100 Prozent für die Trainingsstunde im Stadtbad, zudem steigen die Kosten dafür ab dem Schuljahr 2023/2024 von über 150 auf fast 162 Euro. Sie wünschten sich eine Gleichbehandlung mit anderen Sportvereinen, bei denen Kinder und Erwachsene bei der Turnhallen-Nutzung bezuschusst werden. Ein Vorschlag: Die Förderung für alle um zehn Prozent kürzen.

Das hat die Stadt auch unabhängig davon getan. So beschloss der Rat in derselben Sitzung, dass erstmals Kinder von Sportvereinen Turnhallen-Gebühren zahlen. Zehn Prozent der Kosten müssen sie ab März aufbringen. Die Subventionen für erwachsene Mitglieder senkt die Stadt dann von 50 auf 40 Prozent. Das bedeutet für die Sportvereine erneut höhere Kosten, nachdem erst 2022 die Turnhallen-Gebühren stiegen und Zittau seit diesem Jahr noch 19 Prozent Umsatzsteuer obendrauf schlägt.

Und auch bei den Schwimmern will die Stadt nicht mehr für alle Kosten aufkommen und trotzdem die Nachwuchsarbeit besonders fördern. Das zeigt sich in der Berechnung (siehe Tabelle). Nach dieser kommen vier der sechs Schwimmvereine finanziell künftig sogar besser weg als bisher, weil bei ihnen vergleichsweise viele Kinder wenige Bahnen belegen.

Von den anderen zwei trifft die neue Regelung die SG Robur hingegen besonders hart. Wenn diese ihr Trainings-Angebot für die Kinder aufrechterhalten will, muss sie ab diesem Jahr 29.000 Euro aufbringen. "Wir sind schockiert", sagt Maika Märkisch. "Die Stadt stellt uns in ihrer Berechnung so dar, als würden wir unwirtschaftlich arbeiten." Dabei werde darin nicht berücksichtigt, dass die meisten Nachwuchs-Schwimmer mehrmals die Woche zum Training kommen - entsprechend Bahnen benötigen. "Gerade die in Richtung Wettkampfsport gehen", berichtet sie.

Nutzungs-Berechnung der Stadt für 2022.
Nutzungs-Berechnung der Stadt für 2022. © Stadtverwaltung
Förderung bisher: Stadt zahlt sämtliche Kosten.
Förderung bisher: Stadt zahlt sämtliche Kosten. © Stadtverwaltung
Förderung künftig: Stadt zahlt 85 Euro pro Kind.
Förderung künftig: Stadt zahlt 85 Euro pro Kind. © Stadtverwaltung

Deshalb kritisiert der Verein auch den Beschluss, der Folgen hat. Bisher beträgt der Mitgliedsbeitrag bei der SG Robur für Erwachsene 110 Euro im Jahr, für Kinder 80 Euro, für Geschwister die Hälfte. "Letztere, damit sich Familien den Sport leisten können", so die Schatzmeisterin. Mit den Einnahmen trägt der Verein vor allem die Kosten für das Stadtbad und den Verband, aber auch die Ausstattung für Schwimmer und das Startgeld bei Wettkämpfen. Aufgrund der Entscheidung der Stadt bleiben laut Maika Märkisch höhere Mitgliedsbeiträge nicht aus, genauso wie das Kürzen von Übungszeiten. Manchem könnte der Sport dann zu teuer werden. Noch mehr befürchtet die Trainerin, dass die Nachwuchs-Ausbildung leidet - wie schon in Corona-Zeiten. In der Schule bekämen die Kinder nur die Grundlagen des Schwimmens vermittelt, berichtet sie. "Die reichen nicht, um jemanden gefahrlos in den See zu schicken." Das sichere Schwimmen sei nur im Verein zu erlernen und könne bis zu einigen Monaten dauern.

Maika Märkisch fragt sich nun, ob die Eltern bereit sind für ihre Kinder Abstriche beim Ausbildungs-Niveau hinzunehmen und dafür mehr zu bezahlen? Die neuen Kosten laufen für Verein bereits auf, beschlossen hat er aber noch nichts. "Wir wollen erstmal mit der Stadt ins Gespräch gehen und wünschen uns einen anderen Maßstab bei der Berechnung."

Wie die Stadt den Haushalt weiter verbessern will

Die wesentlichen Änderungen zum bestehenden Konzept sind:

  • Pauschale Zuweisung Feuerwehr durch Landkreis: 17.900 Euro mehr ab 2023
  • Einführung Gästetaxe: 80.000 Euro in 2024, 100.000 Euro in 2025
  • Erhöhung Kosten Einwohnerparkkarte: 18.000 Euro mehr ab 2024
  • keine Nutzung Turnhalle Burgteich: 1.500 Euro gespart in 2023, 3.000 Euro ab 2024
  • keine Nutzung Turnhalle Südstraße: 22.000 Euro gespart in 2023, 41.300 Euro ab 2024
  • keine Nutzung Burgteich-Schule: 11.600 Euro gespart in 2023, 23.000 Euro ab 2024
  • Festsetzung Zuweisungen/Zuschüsse für allgemeine Sportförderung auf maximal 7.500 Euro: 5.500 Euro gespart ab 2023
  • Reduzierung Vereinsförderung sozialer Vereine: 16.000 Euro gespart ab 2023
  • Zuweisungen/Zuschüsse sportliche Veranstaltungen: 5.000 Euro gespart ab 2023
  • Zuschuss Schwimmförderung auf maximal 43.000 Euro: 44.300 Euro gespart ab 2023

Diese Maßnahmen sollen geprüft werden:

  • Reduzierung von Gebäuden in den Ortschaften mit dem Ziel, ein Dorfgemeinschaftshaus zu errichten.
  • Überarbeitung des Konzeptes für Sportstätten mit dem Ziel, sie besser zu vermarkten und optimal auszunutzen.
  • Überörtliche Kooperationsvereinbarung für das Theater mit dem Ziel, umliegende Gemeinden an der Finanzierung zu beteiligen.
  • Erarbeitung eines Konzeptes zur Bezuschussung von Vereinen im Sportbereich und für die zukünftige Investitionsplanung im Baubereich.
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Das fortgeschriebene Strukturkonzept hat das Ziel, die Stadt Zittau bis 2025 wieder dauerhaft leistungsfähig zu machen.