Schwieriger Straßenbau zur Lausche: Es geht doch!

Rechts neben der Haustür blüht es üppig. Anita Hirsch hat die Töpfe mit den Fuchsien gleich aufs neu verlegte Pflaster drapiert. Links neben der Haustür kniet Ronny Rönnicke. Bei sengender Hitze friemelt der Mann von der Löbauer Baufirma STL Oberlausitzer Granitsteine in den Wasserlauf der künftigen Straßenentwässerung. Anita Hirsch wohnt unmittelbar an der Hauptstraße in Waltersdorf - und seit einem Jahr quasi mitten in der Baustelle. "Ich hatte das Schlimmste befürchtet", sagt die Keramik-Künstlerin. "Ich hatte das Haus schon in Trümmern gesehen."
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Jetzt aber gießt sie mit Freude ihre Fuchsien, die so mitten in der Baustelle fast unwirklich erscheinen. Selbstverständlich steht das Haus noch unbeschadet. Und dem Großschönauer Bürgermeister, der sich regelmäßig vor Ort bei Bauleuten und Anwohnern nach den Problemen des größten Bauvorhabens in seiner Gemeinde erkundigt, berichtet Anita Hirsch, dass es keine Probleme gibt. Nicht ein einziges! "Die Bauleute sind ganz große Künstler", schwärmt die Anwohnerin. "Wie die das hier machen, das hätte ich mir niemals vorstellen können."
Das hätte sich wohl niemand der Anwohner hier so richtig vorstellen können. Die Waltersdorfer Hauptstraße hinauf zur Lausche ist ein enger Weg, der als Sackgasse endet. Eine andere Zufahrt als diese gibt es nicht für die Anwohner, Beherbergungsbetriebe und Touristen. Der ursprünglich angedachte Bau einer zeitweiligen Umgehungsstraße ist am Widerstand zweier Anwohner gescheitert, eine zwischenzeitlich ins Spiel gebrachte Umleitung über einen Wanderweg im Wald wurde aus mehreren Gründen verworfen. Deshalb muss die enge Straße nun unter halbseitiger Sperrung gebaut werden. Damit das überhaupt geht, rückt diese ungewöhnlich schwierige und im Vorfeld lange und sehr kontrovers diskutierte Baumaßnahme nun bis direkt an die Häuserwände und in die Vorgärten.
"Das ist wirklich eine Herausforderung für alle Beteiligten", sagt Bürgermeister Frank Peuker (parteilos). Da brauche es viel guten Willen, viel Verständnis, viele Zugeständnisse und vor allem auch eine gute Kommunikation. "Jedes Problem, jede Sorge der Anwohner muss besprochen - und dann auch schnellstmöglich geklärt werden." So wie das riesige Loch vor einer Haustür ein Stückchen weiter oben. Ein alter Mann, der an zwei Krücken läuft, wohnt hier - und ist jetzt in seinem Haus gefangen. Er ruft den Bürgermeister übern Gartenzaun: Mit den Krücken komme er nämlich nicht über den Hinterausgang nach draußen wie die Nachbarn, erklärt der alte Mann. Die sieben Treppenstufen zur Hintertür kann er nicht überwinden. Da muss es eine Extra-Lösung geben. Selbstverständlich. Gleich am nächsten Morgen bei der Bauberatung soll das geklärt werden.
"Genau so muss eine Baustelle laufen", sagt Frank Peuker. Und bisher läuft es auch so, bestätigen Anwohner und STL-Geschäftsführer Hartmut Horn. Und es läuft vor allem auch gut im Zeitplan. Seit August letzten Jahres wird gebaut. Die Straße bekommt neue Medien, Breitband, eine Entwässerung, die auch vor künftigen Überschwemmungen schützt. 800 Meter lang ist der gesamte Bauabschnitt vom Touristenparkplatz ganz unten bis zur Sonnebergbaude auf halber Höhe zu Lausche, der grundhaft ausgebaut wird. Die ersten 400 Meter sind schon so gut wie fertig. Letzte Woche ist in einem Kraftakt - und unter zwei Tagen Vollsperrung - der Asphalt aufgebracht worden.
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Jetzt rückt die Baustelle nach und nach weiter nach oben, erklärt Tino Sauermann von der Großschönauer Bauverwaltung. Das große Ziel sei es, noch vor dem Wintereinbruch alle Medien verlegen und den neuen Asphalt aufbringen zu können. Dann könnte die Straße über den Winter befahren werden. "Das wäre vor allem für die Anlieger oberhalb der Baustelle und für den Winterdienst wichtig", sagt Sauermann. Wenn das alles so klappt, hofft er, dann könnte die Baumaßnahme im späten Frühjahr 2023 dann endlich komplett fertig sein.
Im Zuge des Straßenausbaus wird es künftig in Waltersdorf auch ein Regenrückhaltebecken geben. Dafür wird eine natürliche Senke am Fuße des Sonnebergs vergrößert. Zu erkennen sein wird das Becken auch später nur als Senke in der Wiese. Bei Starkregen aber kann es das Wasser vom Lauschehang auffangen - und so verhindern, dass es in Waltersdorf nicht wieder zu einer so katastrophalen Überschwemmung kommt wie am 7. August 2010.