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Eine Zittauer Erfolgsgeschichte, die in einem winzigen Bäckerladen begann

Die Geschichte des Zittauer "Euronics"-Elektronikmarktes begann vor 33 Jahren auf 25 Quadratmetern. Jetzt führt die nächste Generation das Familienunternehmen in die Zukunft.

Von Markus van Appeldorn
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Manuela und Steffi (r.) Groß haben die Geschäftsführung des "Euronics"-Elektronikmarkts von ihrem Vater übernommen.
Manuela und Steffi (r.) Groß haben die Geschäftsführung des "Euronics"-Elektronikmarkts von ihrem Vater übernommen. © Matthias Weber/photoweber.de

Corona war in jeder Hinsicht eine blöde Sache. So fielen der Pandemie auch viele Feste zum Opfer - etwa die Familie Groß konnte das 30. Jubiläum ihres "Euronics"-Elektronikfachmarkt im Einkaufscenter am Zittauer Westpark 2020 nicht feiern. Sie sahen es pragmatisch und sagten sich: 2023 ist das sicher alles vorbei - und dann feiern wir gleich die Schnapszahl. Am 1. Juli nun gibt's gleich doppelt was zu feiern: das 33. Firmenjubiläum und die Geschäftsübergabe an die Töchter-Generation. Manuela (37) und Steffi (40) Groß erinnern sich an eine Erfolgsgeschichte, die einst in einem winzigen Bäckerladen begann.

1990 war eine Zeitenwende. Und Cornelia Groß, die Mutter von Manuela und Steffi, wusste sie zu nutzen. "In einem 25 Quadratmeter großen Bäckerladen in Hörnitz hat sie als Einzelunternehmerin angefangen", erzählt Manuela Groß. Viel Platz war da nicht, viel Sortiment auch nicht - aber die Nachfrage konzentrierte sich damals ohnehin im Wesentlichen auf zwei Dinge: Fernsehgeräte und Satellitenschüsseln. "Die Fernseher hat meine Mutter quasi direkt von der Ladefläche des Lkw verkauft, so enorm war die Nachfrage", erinnert sie sich. Den Beruf im Büro des dem Untergang geweihten Zittauer Robur-Werks hatte die Mutter daher nicht mehr nötig.

Nicht nur verkaufen, sondern auch reparieren

Alsbald expandierte der kleine Laden. 1995 zog das Geschäft in einen Neubau in das neu errichtete Gewerbegebiet Hörnitz um - da waren es dann schon 200 Quadratmeter Verkaufsfläche. Damals war auch Vater Jochen Groß - zuvor ebenfalls bei Robur als Ingenieur beschäftigt - längst zum Familienunternehmen gestoßen und übernahm alsbald die Geschäftsführung. Und 2000 ging's in das Areal am Westpark - zunächst noch unter dem Markenauftritt "Red Zac", der dann später in "Euronics" umbenannt wurde. Und Manuela und Steffi Groß wuchsen quasi in dem Laden auf. "Wir sind oft nach der Schule hin und haben dort auch Ferienjobs gehabt", erzählen sie. So erlebten sie auch mehrere Umzüge und Umbauten im Areal - von ursprünglich 900 auf heute über 1.300 Quadratmeter Verkaufsfläche.

Es gibt größere Elektronikläden - aber sie verstehen sich als Fachmarkt mit entsprechender Beratungskompetenz. Und: Hier wird nicht nur verkauft, sondern, auch wenn nötig repariert. "So schnell muss nichts weggeworfen werden. In unserer Werkstatt werden Waschmaschinen, Fernseher, Smartphones oder auch andere Kleingeräte repariert", sagt Manuela Groß. Eigentlich wollten die beiden Schwestern im Ursprung gar nicht ins elterliche Unternehmen einsteigen. Steffi Groß studierte nach ihrem Abitur zunächst BWL in Dresden, brach das Studium aber ab und absolvierte eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten, die jüngere Schwester lernte Rechtsanwaltsfachangestellte.

Familiäre Atmosphäre ist wichtig

"Ich wollte eigentlich Rechtspflegerin werden", erzählt Manuela Groß. "Aber dann hat mich mein Vater zur Internationalen Funkausstellung in Berlin mitgenommen und ich war total begeistert." Damit war der Entschluss gefasst. Vor gut zehn Jahren stiegen beide Schwestern ins Unternehmen ein und wurden 2017 auch neben ihrem Vater zu Geschäftsführerinnen. Und gleich machten sie sich auch daran, das Geschäft zukunftssicher zu machen. "Wir haben zum Beispiel viele Geschäftsabläufe digitalisiert", sagt Manuela Groß. Ende 2022 sah ihr Vater Jochen Groß das Feld schließlich gut bestellt und übergab die Geschäftsführung komplett an seine Töchter. "So kann er sich mehr seinen Hobbys wie Motorradfahren, Wandern und Reisen widmen. Aber er ist noch als Betriebsleiter der Werkstatt tätig", freuen sich die Schwestern.

Beide legen Wert auf eine familiäre Atmosphäre im Unternehmen und achten auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter. "Als Corona kam, wollten wir eine ältere Mitarbeiterin aus Sorge um ihre Gesundheit nicht mehr im Verkauf beschäftigen", erzählt Manuela, aber: "Die Frau kann sehr gut kochen und macht das auch gerne." Seitdem ist die Frau gewissermaßen die Betriebskantine. "Dreimal die Woche kocht sie für das ganze Team", sagt Groß. Und die Mitarbeiter sind dem Unternehmen treu. "Hier ist etwa einer, der hier schon gelernt hat und seit 25 Jahren dabei ist", erzählen sie. 31 Mitarbeiter beschäftigen sie mittlerweile, darunter vier Azubis. "Ausbildung ist uns ganz wichtig. Wir übernehmen fast alle unsere Azubis", sagt Manuela Groß. Deshalb arbeiten sie auch etwa mit der Oberschule ihres Wohnortes Großschönau zusammen, bieten jedes Jahr zahlreiche Schülerpraktika an. Auch soziale Projekte wie die "Tafel" und mehrere Sportvereine unterstützen sie. "Wir wollen, dass die Jugend aktiv und sportlich ist", sagen sie.

Sportlich und aktiv können insbesondere Kinder auch beim großen Jubiläumsfest am 1. Juli vor dem Markt sein. Geboten werden unter anderem eine Hüpfburg, Torwandschießen, Kinderschminken und Kicker.