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So viele Virus-Fälle wie noch nie in der Zittauer Kinderklinik

Vor allem Kleinkinder und Säuglinge werden derzeit mit schweren Atemwegs-Infektionen stationär behandelt. Die Kinderklinik sucht dringend Personal.

Von Jana Ulbrich
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MU Dr. Heike Reck (rechts) - hier im Bild mit Kinderkrankenschwester Jenniffer - ist Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Zittauer Krankenhaus. Derzeit sind die Patientenzahlen hier so hoch wie lange nicht.
MU Dr. Heike Reck (rechts) - hier im Bild mit Kinderkrankenschwester Jenniffer - ist Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Zittauer Krankenhaus. Derzeit sind die Patientenzahlen hier so hoch wie lange nicht. © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

An diesem Morgen sind es drei Neuzugänge auf der Kinderstation im Zittauer Krankenhaus: Zwei Säuglinge und ein Kleinkind, alle drei mit hohem Fieber und schwerer Atemnot. Sie haben sich mit dem sogenannten Respiratorischen Synzytial-Virus - kurz RSV - infiziert. "Das befällt die gesamten Atemwege, die Schleimhäute, die Luftröhre, die Bronchien", erklärt MU Dr. Heike Reck. Vor allem Kleinkinder und Säuglinge können sehr schwer erkranken. "Aber wir können auch sehr gut helfen", beruhigt die Chefärztin.

Geholfen wird den drei kleinen Patienten unter anderem mit Sauerstoff. High-Flow-Geräte, wie sie auch in der Corona-Behandlung eingesetzt werden, helfen ihnen jetzt erst einmal eine Weile beim Atmen. In der Zittauer Kinderklinik wird schon seit Jahren mit diesen Geräten gearbeitet. "Wir hatten sie auch schon vor der Corona-Pandemie im Einsatz", sagt MU Dr. Reck. "Aber gefühlt haben wir sie noch nie so oft gebraucht wie gerade jetzt."

Die Chefärztin hat es eilig. Es ist außergewöhnlich viel los in diesen Tagen in der Kinderklinik. "Ich kann mich nicht erinnern, dass wir schon mal so viele Patienten mit Virus-Erkrankungen auf der Station und in der Sprechstunde hatten", sagt sie. Kaum werde ein Bett frei, sei es auch schon wieder belegt. Neben den RS-Viren kursiert auch die echte Virus-Grippe, an der manche Kinder und Jugendliche schwer erkranken, und immer noch gibt es Corona-Fälle, die aber nicht mehr ganz so schwer verlaufen.

Waren es im vergangenen November noch neun kleine Patienten mit Virus-Infektionen, die stationär aufgenommen werden mussten, stieg ihre Zahl im Dezember auf 24, im Januar auf 44. Im Februar waren es immer noch 37 Kinder mit schweren Virus-Infektionen, obwohl durch die zwei Wochen Winterferien mit einer Entspannung der Lage gerechnet worden war.

"Und das sind ja bei Weitem noch nicht alle Patienten", sagt Heike Reck. "Wir betreuen ja daneben auch noch Kinder und Jugendliche mit verschiedensten anderen Erkrankungen." Die Mitarbeiter arbeiten seit Wochen an der Belastungsgrenze, weiß die Chefärztin. "Wir machen alles möglich und wollen keine Patienten aus Kapazitätsgründen abweisen", sagt sie.

Kinderklinik sucht dringend Fachpflegekräfte

Das ganze Team zieht mit in dieser Situation, freut sich die Chefärztin. "Die Kollegen übernehmen zusätzliche Dienste, machen Überstunden, Teilzeitkräfte haben vorübergehend ihre Stundenzahl aufgestockt", erzählt sie. "Ohne dieses Engagement von allen würden wir die Arbeit in so einer Situation gar nicht schaffen".

Der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin geht es personell nicht anders als den anderen Abteilungen im Klinikum Oberlausitzer Bergland und den anderen Krankenhäusern der Region: Es fehlen Fachkräfte. "Wir suchen Fachärzte und vor allem dringend ausgebildete Kinderkrankenschwestern und Kinderkrankenpfleger", sagt MU Dr. Reck. "Wir freuen uns über jede Bewerbung, gerne auch von Berufs-Rückkehrern."

Wie es zu den ungewöhnlich hohen Infektionszahlen und Fällen mit schweren Krankheitsverläufen kommt, kann Heike Reck nur vermuten: Es könnte immer noch mit dem strengen Lockdown während der Corona-Pandemie zusammenhängen, sagt sie. Durch die stark eingeschränkten Kontakte hätten Kinder ihre Abwehrfähigkeit vor Infekten nicht gebraucht und deshalb auch nicht richtig schulen können, erklärt sie.

Jetzt auch teilstationäre MRT-Untersuchungen möglich

Heike Reck muss in die Sprechstunde. Bei einem dreijährigen Mädchen soll ein MRT gemacht werden. Die Chefärztin erklärt den Eltern, wie das ablaufen wird. Seit Kurzem hat die Kinderklinik eine Kassenzulassung für teilstationäre MRT-Untersuchungen bei Kindern. "Das kleine Mädchen wird für die Untersuchung kurzzeitig sediert - also in einen tiefen Schlaf versetzt", erklärt Mu Dr. Reck. Anders wäre so eine Untersuchung in der Röhre bei einem dreijährigen Kind ja gar nicht möglich, sagt sie. Das Kind hätte sicher riesengroße Angst, was da in der dunklen Röhre mit ihm passiert.

Ebenso kann die Kinderklinik jetzt auf diese Weise auch teilstationäre Gastroskopien für Kinder anbieten. "Und ist es wichtig, dass wir solche speziellen Leistungen hier vor Ort haben", sagt die Chefärztin. Ende Februar hat sie deshalb zu diesen und anderen Themen rund um die Kinder- und Jugendmedizin eine Reihe von Elterninformationsabenden gestartet. "Wir würden uns freuen, wenn sie gut angenommen werden und sind da auch für alle Fragen offen", sagt die Chefärztin.

Der nächste Elterninformationsabend findet am 27. März, 18 Uhr im Senator-Just-Saal des Zittauer Krankenhauses (Haus 3, 4. Etage) zum Thema "Suchterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen" statt.