Merken

6. Angeklagter: Jens Pardeike

Im Prozess fungierte Jens Pardeike als eine Art Kronzeuge. Wird ihm das etwas nützen?

Teilen
Folgen
NEU!
© Robert Michael

Ulrich Wolf

Jens Pardeike ist neben Biehl der einzige Angeklagte aus Ostdeutschland. Der 51-Jährige wurde in Freital geboren, wurde Ingenieur für technische Berufe und diente als Berufsoffizier bei der Nationalen Volksarmee. Nach der Wende arbeitete er zunächst als freier Finanzberater und als Wachmann bei den Staatlichen Kunstsammlungen. Seit 1994 gibt es gemeinsame Geschäfte mit Infinus-Gründer Jörg Biehl.

Pardeike hatte zahlreiche Funktionen bei Infinus inne: Vorstand, Gesellschafter, Aufsichtsrat. Seine wichtigsten Jobs waren, die rund 800 fest an Infinus gebundenen Vermittler finanztechnisch zusammenzuhalten und die Verhandlungen mit der Finanzaufsicht zu führen. Er fungierte im Prozess als eine Art Kronzeuge, blieb deshalb auch nur etwas mehr als drei Monate in Untersuchungshaft. Vier Verhandlungstage lang stellte er sich den Fragen der Strafkammer, hatte schon vor Prozessbeginn sieben Vernehmungen durch das Landeskriminalamt über sich ergehen lassen.

So eindeutig wie dort, äußerte sich Pardeike vor Gericht allerdings nicht, vielmehr offenbarte er große Erinnerungslücken. Er räumte ein, wegen der umfangreichen Eigengeschäfte und der Goldsparpläne bei Infinus „ein schlechtes Bauchgefühl“ gehabt zu haben. Er machte oft einen verunsicherten Eindruck, setzte einen Schuljungenblick auf, fühlte sich offenbar hin- und hergerissen zwischen Geständniswillen und Loyalität zu Infinus.

Von allen Angeklagten hatte er trotz seiner Zahlenaffinität am wenigsten Geld: Die Staatsanwaltschaft konfiszierte 400.000 Euro und fordert fünf Jahre und zwei Monate. Pardeike sei ein Technokrat, so die Ankläger. Er habe zumindest „im Ansatz Reue gezeigt“ und sich nicht wie die anderen „so vordergründig über Erfolg definiert“. Die Kammer hatte fünfeinhalb Jahre angedeutet. Das Verfahren ließ Pardeike, den personifizierten Buchhalter mit einst 9.000 Euro brutto im Monat, sozial abstürzen: Er arbeitet jetzt als Gärtner bei einer Hausverwaltung mit 600 Euro monatlich. Auch deshalb fordert die Verteidigung einen Freispruch, im Falle eines Urteils jedoch maximal drei Jahre und zehn Monate.