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3. Angeklagter: Kewan Kadkhodai

Er gilt als das Marketingtalent bei Infinus. Im Prozess gibt es auch Schlagzeilen abseits des Gerichtssaals.

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© Robert Michael

Ulrich Wolf

Prof. Dr. Kevan Kadkhodai war bei Infinus für die Betreuung vor allem der in Westdeutschland arbeitenden Vermittler verantwortlich und dort zweifellos ein Marketingtalent. Die Staatsanwaltschaft ordnete ihn dem „Generalmanagement“ zu. Der 52-Jährige ist geschieden, hat zwei Töchter und war bislang ebenfalls nicht mit dem Gesetz in Konflikt gekommen.

Der zuvor im Karneval engagierte Rheinländer lebt mittlerweile in Leipzig, seine Lebensgefährtin war ebenfalls bei Infinus tätig. Bei seinem Titel handelt es sich um eine Ehrenprofessur der staatlichen Universität von Bischkek in Kirgisien. In seiner Einlassung räumte er ein, seine Pflicht als Vorstand vernachlässigt zu haben – mehr aber auch nicht.

Sein erster Verteidiger, der Kölner Rechtsanwalt Rainer Brüssow, wurde während des Prozesses überfallen und erlag seinen Verletzungen. Ein Mitangeklagter beschrieb Kadkhodai als „impulsiv und extrovertiert“. Wegen seines guten Aussehens, kombiniert mit einem meist tadellos sitzenden Anzug, einem Gürtel von Louis Vuitton und weißem Einstecktuch, erinnert er der Deutsch-Iraner tatsächlich an den US-Schauspieler George Clooney. Der Vorsitzende Richter sieht in ihm den „besten Erklärer“, ein Zeuge beschrieb den promovierten Kaufmann als „sympathischen Zahlenmenschen“.

Die Staatsanwaltschaft konfiszierte bei Kadkhodai 6,5 Millionen Euro. Er saß vom November 2013 bis zum September 2016 in Untersuchungshaft. Dort hatte er sich verbotenerweise ein Handy besorgt und musste deshalb eine Geldstrafe von 700 Euro zahlen. Die Staatsanwaltschaft verlangt sechs Jahre und zwei Monate Haft, die Kammer hielt gar sieben Jahre für möglich, seine Verteidigung will Freispruch und Haftentschädigung.