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Altenberg: Ansturm auf das Wintersport-Paradies

Neben dem Altenberger Skihang ist auch das Langlaufgebiet am Kahleberg sehr beliebt. Allein man Sonnabend waren hier mehr als 2.000 Wintersportler unterwegs.

Von Maik Brückner
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Carmen und Gerald Tralles aus Bischofswerda sind mit den Langlaufskiern auf der Kahlebergloipe unterwegs.
Carmen und Gerald Tralles aus Bischofswerda sind mit den Langlaufskiern auf der Kahlebergloipe unterwegs. © Egbert Kamprath

Auf den Bäumen liegt kaum noch Schnee. Doch das stört die Langläufer nicht, die zwischen Zinnwald und dem Kahleberg unterwegs sind. Auf dem Boden liegt noch ausreichend Schnee, 13 Zentimeter hoch, teilte die Tourist-Information Altenberg mit. Und das hat sich auch bis nach Bischofswerda herumgesprochen.

Von dort sind Carmen und Gerald Tralles angereist, um ihre Runden im Kahleberggebiet zu drehen. "Bei uns in der Nähe gibt es am Valtenberg oder in Sohland auch Wintersportgebiete", sagt der 61-Jährige.

Dichtes Gedränge an der Kahlebergloipe.
Dichtes Gedränge an der Kahlebergloipe. © Egbert Kamprath

Doch dort liegt gerade nicht mehr ausreichend Schnee. Deshalb haben sich die beiden ins Auto gesetzt und sind mehr als eine Stunde gefahren, um ins Osterzgebirge zu kommen. Die Langlaufbedingungen hier finden die Lausitzer, die beide viel Sport treiben, ideal. "Die Leute wollen sich bewegen. Und der Schnee vertreibt die Depression", sagt Tralles, der im Steinbruch Oßling bei Kamenz als Schichtleiter arbeitet.

Mit dem Pferdeschlitten durch den Winterwald

Doch nicht nur Wanderer und Skilangläufer sind im Gebiet unterwegs, sondern auch Pferdeschlitten. Gesteuert werden die vom Fuhrunternehmer René Liebscher und seinen Mitarbeitern. Der Zinnwalder ist im Glück. Seit Freitag darf er wieder mit den Pferdeschlitten fahren. Gleich drei hat er heute startklar gemacht. "Wir sind froh, dass das wieder möglich ist", sagt seine Frau Anke, die die Anmeldungen für die Fahrten entgegennimmt. "Unsere Touren starten am Landmarkt in Zinnwald."

Der Zinnwalder Fuhrunternehmer René Liebscher kann endlich wieder die Pferde an den Schlitten spannen.
Der Zinnwalder Fuhrunternehmer René Liebscher kann endlich wieder die Pferde an den Schlitten spannen. © Egbert Kamprath

Gute Stimmung herrscht auch in der Beerenhütte, dem kleinen gemütlichen Imbiss auf 880 Meter Höhe in der Nähe des Hotels Lugsteinhof. Familie Beer bewirtet hier Wanderer und Skifahrer unter 2G-Regeln. Nur selten kommt jemand vorbei, der damit nicht einverstanden ist und von der Loipe aus meckert, dass nur drin verkauft wird.

Tochter Katja Wüstenfeld, die in ihrem früheren Leben Biathletin war, steht an der Tür und bittet die Gäste um die Nachweise. Diese zücken ihre Handys, weisen sich aus und dürfen rein. Die junge Frau, die inzwischen in Markkleeberg bei Leipzig wohnt, ist gut gelaunt. "Mir ist nicht kalt, ich trage warme Stiefel, die ich mir in Grönland gekauft habe", sagt sie und lacht. Und dann kommt ein Geständnis: Sie sei ein wenig überrascht.

An der Beerenhütte kontrolliert Katja Wüstenfeld (re.) von der Betreiberfamilie am Einlass bei diesen Gästen den 2G-Status.
An der Beerenhütte kontrolliert Katja Wüstenfeld (re.) von der Betreiberfamilie am Einlass bei diesen Gästen den 2G-Status. © Egbert Kamprath

"Es heißt doch immer die Erzgebirgler seien Impfmuffel. Hier sei das aber nicht zu spüren. Hier machen alle mit", sagt sie. Die Schlange, die sich vor dem Häuschen gebildet hat, will kein Ende nehmen. Der Appetit auf Waffeln, Kuchen, Soljanka und Gulasch ist groß. Dass die Beerenhütte nur drin verkauft, habe zwei Gründe, sagt sie. Zum einen fehlt es an Personal. Und zum anderen dürfe draußen kein Alkohol verkauft werden.

Auch Manfred Sachse hat sich ins Osterzgebirge aufgemacht. „Auf den Winterwanderwegen und den Loipen waren überall Menschen im Freien unterwegs, um sich aktiv zu erholen und für Ihre Gesundheit etwas zu tun“, sagt der Freitaler, dessen Ziel der Kahleberg war. Dort sei er schon oft gewesen, berichtet er. Aber so viele Leute wie am Sonnabend habe er noch nicht gesehen. „Das Positive war: alle hielten Abstand.“

Viel Bewegung gab es auch auf dem Kahleberg. SZ-Leser Manfred Sachse war zum wiederholten Male dort. Aber so viele Leute habe er noch nicht gesehen. „Das Positive war: alle hielten Abstand.“
Viel Bewegung gab es auch auf dem Kahleberg. SZ-Leser Manfred Sachse war zum wiederholten Male dort. Aber so viele Leute habe er noch nicht gesehen. „Das Positive war: alle hielten Abstand.“ © Leserfoto

Dass sich an der Hütte und auf dem Kahleberg viele Leute tummeln, ist zu erwarten gewesen. Denn auf den großen Parkplatz an der frühen Grenzzollanlage in Altenberg, wo man auch in die Loipe einsteigen kann, ist schon seit 7.30 Uhr Bewegung. "Die Ersten sind Frühaufsteher, die ihre Ruhe auf den Loipen haben wollen", sagt Altenbergs Hauptamtsleiter Marcel Reuter, der heute für den Parkplatz zuständig ist. "Der große Schwung kommt zwischen 10 und 11 Uhr."

Der Altenberger Hauptamtsleiter Marcel Reuter muss den Loipenparkplatz wegen Überfüllung schließen, ein kurzes Stück weiter gab es aber noch freie Kapazitäten.
Der Altenberger Hauptamtsleiter Marcel Reuter muss den Loipenparkplatz wegen Überfüllung schließen, ein kurzes Stück weiter gab es aber noch freie Kapazitäten. © Egbert Kamprath

Heute kommt er aus dem Staunen nicht mehr heraus. "So viel Andrang hatten wir schon lang nicht mehr." Die, die in den Schnee wollen, kommen längst nicht nur aus Dresden und dem Umland. Die Autokennzeichen verraten, dass auch viele dem südlichen Brandenburg aus der Gegend um Cottbus angereist sind. Es sind aber auch Berliner da. "Es ist ein bunt gemischtes Publikum." Kurz nach dem Mittag muss Reuters fünfköpfiges Team den einen der beiden Großparkplätze schließen. Er ist voll.

Altenberg, die Wintersportstadt im Osterzgebirge, hat sich auf den Ansturm vorbereitet. "Die Leute freuen sich, dass sie raus können und das Winterwetter genießen können", sagt Reuter. Das habe man bereits am vergangenen Sonntag gespürt, als der Schnee fiel. Es dauerte nicht lange, und die Wintersportler und Wanderer waren da. Was ihn überraschte: Auch unter der Woche hat sich der Parkplatz gefüllt. "Am Dienstag standen hier 300 Fahrzeuge." So etwas gab es früher wochentags nicht.

Der eine von den beiden Loipenparkplätzen musste am Sonnabend wegen Überfüllung geschlossen werden.
Der eine von den beiden Loipenparkplätzen musste am Sonnabend wegen Überfüllung geschlossen werden. © Egbert Kamprath

Reuter, der viele Jahre auch für den Tourismus in der Stadt zuständig war, mutmaßt, dass das mit Corona zusammenhängt. Der ein oder andere, der gerade im Homeoffice arbeitet, verschiebt offenbar seine Arbeitszeit in den Abend. "Die Leute informieren sich über das Wetter bei uns und nutzen die Gelegenheit aus."

Deshalb ist auch der erste Parkplatz voll. 500 Fahrzeuge stehen hier. Die Autofahrer, die jetzt kommen, werden auf den Reserveparkplatz geleitet, der sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet. Und auch der füllt sich. Kurz nach dem Mittag hat sein Team dort 200 Fahrzeuge gezählt. "200 hätten dort aber noch Platz", sagt er.

"Die Leute sind gut gelaunt", sagt Reuter. Vielleicht liegt es auch ein wenig daran, dass die Tageskarte nicht sieben Euro kostet, wie die Anzeigetafel verkündet, sondern nur fünf. "Die neuen Preise gelten ab dem kommenden Wochenende", sagt Reuter.

Sabine Richter versorgt am Loipenparkplatz Skifahrer und Wanderer an ihrem Imbissstand mit einer Stärkung. Auch Gunter Biechteler legt hier eine Pause ein.
Sabine Richter versorgt am Loipenparkplatz Skifahrer und Wanderer an ihrem Imbissstand mit einer Stärkung. Auch Gunter Biechteler legt hier eine Pause ein. © Egbert Kamprath

Entspannt geht es auch am Imbisswagen von Ines Richter zu. Die Friedersdorferin verkauft auf dem Parkplatz Süßes und Herzhaftes. Das Geschäft läuft gut, sagt sie. "Die Leute haben Sport gemacht und sich was verdient." Und das biete sie. Gunter Biechteler, der mit Freunden und Familie bereits um 8 Uhr nach Zinnwald gekommen ist, hat sich an den Wagen gestellt und eine Bratwurst bestellt.

"Das ist mein Snack", sagt er. Vor wenigen Minuten hat er eine vierstündigen Skirunde beendet. "Schön war es, aber auch voll", sagt der Radebeuler. Auf den Loipen hinter der Grenze ging es beschaulicher zu. "Dort war nicht ganz so viel Betrieb." Biechteler kommt gern ins Erzgebirge. "Hier kann man schöne Skiwanderungen machen. Das ist angenehmer als in den Alpen, wo man nur drei oder fünf Kilometer lange Runden im Tal drehen kann." So etwas hört man im Erzgebirge gern.

Marcel Reuter und sein Team freuen sich, dass die Wintersportler dem Osterzgebirge treu geblieben sind. Er rechnet, dass allein an diesem Sonnabend rund 2.000 Touristen in der Zinnwalder Wintersportregion unterwegs waren. Nicht mitgezählt sind die, die nach Altenberg gefahren sind, um hier mit Skiern und Schlitten den Hang herunterzufahren. Auch dieses Gebiet war mehr als gut besucht.