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Der Sonnensucher verabschiedet sich

Der Schellerhauer Maler, Autor und Umweltaktivist Dietrich Papsch ist verstorben. Wie ihn Weggefährten in Erinnerung behalten.

Von Anja Ehrhartsmann
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Dietrich Papsch ist im Alter von 85 Jahren verstorben.
Dietrich Papsch ist im Alter von 85 Jahren verstorben. © Archiv: Egbert Kamprath

Dietrich Papsch, der eigentlich aus Thüringen stammt und dort am 27. März 1938 in Schmalkalden geboren wurde, ist über seine Frau Christa im Osterzgebirge gelandet. Bis zu seinem Ruhestand 2003 hat er in der Konzernzentrale von Bombardier in Berlin gearbeitet, anschließend zog die Familie in die Heimat der Schellerhauerin.

Doch statt es sich hier als Rentner gemütlich zu machen, brachte sich Dietrich Papsch dort ein, wo es am meisten fehlt – im Ehrenamt. „Wenn er die Welt schon nicht retten kann, will er sie wenigstens ein Stück gerechter machen“, schrieb die Sächsische Zeitung anlässlich seines 80. Geburtstags im Jahr 2018. Und weiter: "Vor allem mischt er sich ein, wenn Schwache keine Lobby haben oder es der Natur und damit dem Leben an den Kragen geht. Dann erhebt er nicht nur seine Stimme, kritisiert und provoziert auch schon mal, er packt an."

So zuletzt im Frühling dieses Jahres, als der Hobby-Künstler kurzerhand 36 seiner gemalten Bilder versteigerte, um damit den Fortbestand des Botanischen Gartens in Schellerhau zu sichern, der auf der Kippe stand. Insgesamt kamen so rund 5.000 Euro zusammen, die Gartenleiterin Annette Zimmermann in einen neuen Eisenholzbaum investierte. Nicht nur den Mitarbeitern des Botanischen Gartens bleibt Dietrich Papsch damit im Gedächtnis. "Wir sind dankbar und froh, dass er beim Gartenfest am 2. Juli die Einweihung des Eisenholzbaumes noch erleben konnte. Dieses Gehölz, das unter anderem von seiner Spende finanziert wurde, wird vielen Besuchern dauerhaft eine Freude sein", so Annette Zimmermann, auch im Namen ihrer Mitarbeiter.

Doch Dietrich Papsch setzte sich nicht nur für den Botanischen Garten ein. Er kämpfte zum Beispiel mit der Bürgerinitiative "Lebenswertes Erzgebirge" dafür, dass der Transitschwerlastverkehr von der Bundesstraße B 170 verschwindet. Er engagierte sich im Vorstand des Deutschen Kinderschutzbundes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, in der Flüchtlingshilfe und in Schellerhau selbst, das ihm zur Heimat geworden war.

Zum Fest im Botanischen Garten in Schellerhau konnte Dietrich Papsch noch den neu gepflanzten Eisenholzbaum bewundern, der mithilfe seiner Spende angeschafft wurde. Hier mit Gartenleiterin Annette Zimmermann.
Zum Fest im Botanischen Garten in Schellerhau konnte Dietrich Papsch noch den neu gepflanzten Eisenholzbaum bewundern, der mithilfe seiner Spende angeschafft wurde. Hier mit Gartenleiterin Annette Zimmermann. © SZ-Archiv: Egbert Kamprath
Dietrich Papsch entdeckte das Malen für sich und zeigte seine Kunst in verschiedenen Ausstellungen.
Dietrich Papsch entdeckte das Malen für sich und zeigte seine Kunst in verschiedenen Ausstellungen. © SZ-Archiv: Egbert Kamprath
Dietrich Papsch, damals 80, vor den Heimatstuben Schellerhau. Dank seiner Initiative wurde das leerstehende Gasthaus umfunktioniert.
Dietrich Papsch, damals 80, vor den Heimatstuben Schellerhau. Dank seiner Initiative wurde das leerstehende Gasthaus umfunktioniert. © SZ-Archiv: Frank Baldauf

"Dietrich Papsch war für mich ein sehr angenehmer, streitbarer und niemals nachtragender Schellerhauer, mit dem ich sehr gern zusammengearbeitet habe", erklärt Schellerhaus Ortsvorsteher Ingo Rümmler. "Er hatte nicht nur Ideen, sondern hat sie auch mit viel Erfolg umgesetzt. [...] Dietrich hat sich in all den Jahren, die er in Schellerhau gewohnt hat, immer für unser Gemeindeleben interessiert und Impulse gesetzt, wie zum Beispiel im Sportverein, zum Kammlauf, im Heimatverein mit Galerie und Kunstfreunden, im Botanischen Garten oder zu unserer 475-Jahrfeier. Er war fast regelmäßig zu unseren Ortschaftsratssitzungen und hat auch hier mit seinem Sachverstand zum Gelingen unserer Projekte im Ort beigetragen. Dietrich wird mir immer in guter Erinnerung bleiben."

Ein Projekt, das er unter anderem im Ort mit angestoßen hat, ist die Umnutzung der Heimatstuben - vom leerstehenden Gasthaus zur Galerie mit Heimatmuseum und Vereinstreff.

Autor, Umweltschützer, Macher, Vordenker

Mit Werner Orbanz hat den kürzlich verstorbenen Dietrich Papsch eine langjährige Freundschaft verbunden. Beide lernten sich 2005 bei der Initiative Asyl Altenberg kennen und teilten viele Ansichten zu gesellschaftlichen Problemen. "Dietrich Papsch besaß eine unglaublich optimistische Lebensauffassung", sagt Werner Orbanz. Obwohl er zuletzt durch Krankheit gezeichnet gewesen sei, habe Papsch stets die Hoffnung behalten, etwas dazu beitragen zu können, um die Gesellschaft besser zu machen. "Bewundernswert waren seine Glaubwürdigkeit und sein Verantwortungsbewusstsein, die auch unsere Zusammenarbeit bei der Integration von Flüchtlingen bestimmten. Seine streitbaren, aber klaren Auffassungen zu allen gesellschaftlichen Problemen belebten unsere Gespräche bis zuletzt. Er argumentierte mit außerordentlich großem Faktenwissen. Dabei akzeptierte er auch unterschiedliche Meinungen, was ihn zu einem anspruchsvollen, intellektuellen Gesprächspartner machte."

Dietrich Papsch, der 85 Jahre alt wurde, hielt mit seiner Meinung nie hinterm Berg. Sein Augenmerk lag dabei nicht nur auf politischen und sozialen Belangen, sondern er war vor allen Dingen auch ein großer Tier- und Naturfreund. "Der unmittelbare Schutz der Umwelt und der Natur des Osterzgebirges waren ihm ein großes Anliegen", erinnert sich Andreas Warschau, ehemals Kreisvorsitzender der Grünen. Auch bei der "Grünen Liga" war Papsch aktiv. Er sei zudem ein Vorreiter gewesen, was erneuerbare Energien betrifft. "Als einer der ersten im Erzgebirge, ließ er auf seinem und natürlich Chris’ Haus sowohl Photovoltaik- als auch Solarthermie-Module bauen und installierte eine Holzpellets-Heizung", so Andreas Warschau. "Nicht umsonst war er in der Öffentlichkeit als der 'Sonnensucher am Kahleberg' bekannt, was auch der Titel eines seiner vier veröffentlichten Bücher ist." Mit dem Tod von Dietrich Papsch habe er einen guten Freund verloren, der immer ein großes Vorbild für ihn sein werde. "Die Spuren seines Engagements hier im Erzgebirge werden bleiben."

Das kann auch Thomas Kirsten, der mehr als 30 Jahre Bürgermeister von Altenberg war, bestätigen. Beide lernten sich Ende der 1990er-Jahre kennen. Als Teil der "Agenda 2020", aus der sich dann der Altenberger Energietisch gebildet habe, inspirierten Dietrich Papsch und seine Mitstreiter, täglich verantwortungsbewusst mit den Ressourcen umzugehen, erinnert sich der Alt-Bürgermeister. "Wir müssen den Verbrauch dramatisch reduzieren und da kann jeder seinen Beitrag leisten", waren seine mahnenden Worte." Dietrich Papsch habe maßgeblich dazu beigetragen, dass in Altenberg Bürgersolaranlagen errichtet wurden.

Auch menschlich habe ihn Papsch inspiriert. "Dietrich war vor allen Dingen ein Freund, auf den man sich bei jeder Gelegenheit verlassen konnte. Dietrich war ein Feingeist, ein politisch sehr engagierter, belesener, umtriebiger und sachlicher Mitbürger, der seine Spuren, auch mit seinen Büchern für immer hinterlassen hat. Diese Lücke zu schließen wird schwerfallen, denn ich kenne nur wenige Menschen, mit solch einem Verstand, mit so vielseitigen Interessen, die er aber auch ausgefüllt hat. Sein Schaffen war täglich dem Allgemeinwohl gewidmet, wobei er seine persönlichen Belange immer hinten angestellt hat."