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Ansturm auf den Dresdner Riesenstriezel

Beim Stollenfest am Samstag lief in diesem Jahr einiges anders. Der Striezel brachte fast vier Tonnen auf die Waage.

Von Nora Domschke
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Hella Helbig bildete viele der Dresdner Bäckermeister aus. In diesem Jahr durfte sie den Riesenstriezel anschneiden.
Hella Helbig bildete viele der Dresdner Bäckermeister aus. In diesem Jahr durfte sie den Riesenstriezel anschneiden. © Sven Ellger

Sie wurden mit großer Neugier erwartet: die Maße des diesjährigen Dresdner Riesenstriezels. Mit fast vier Tonnen Gewicht - genau wiegt er 3.950 Kilogramm, einer Länge von 4,10 Meter und einer Breite von 1,77 Meter gehört das zuckersüße Traditionsgebäck in die Spitzenkategorie der Dresdner Christstollen. Und das offensichtlich nicht nur in seiner seiner Größe, auch der Geschmack wurde gelobt. 

Das erste Stück durfte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) probieren, der mit seiner Familie zum Stollenfest gekommen war. "Der Stollen ist in diesem Jahr besonders gut gelungen, ein köstliches Gebäck." Nun, alles andere wäre für den anschließenden Verkauf des XXL-Striezels wohl auch nicht förderlich gewesen. Doch auch Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) fand nach einer ersten Verkostung nur lobende Worte. 

Die ganz besondere Ehre des Anschneidens hatte in diesem Jahr übrigens eine Dame, ohne die viele der heutigen Dresdner Bäckermeister ihr Handwerk vielleicht nicht ganz so gut verstehen würden: Hella Helbig, 65 Jahre, war seit der Wende Abteilungsleiterin im Berufsschulzentrum für Agrar und Ernährung und führte die angehenden Bäcker in die Kunst des Backens ein. "Ich wurde vom Vorstand des Stollenschutzvereins angesprochen, ob ich zum Stollenfest auf dem Wagen mitfahre. Dass ich den Stollen anschneiden darf, dass war eine echte Überraschung." Für sie sei es eine besondere Ehre, dass ihre ehemaligen Lehrlinge ihr diese wichtige Aufgabe überlassen haben.

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Moderator René Kindermann im Gespräch mit OB Dirk Hilbert.
Moderator René Kindermann im Gespräch mit OB Dirk Hilbert. © Sven Ellger
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Ministerpräsident Michael Kretschmer beim Schnaps-Trinken mit Dresdner Bäckern.
Ministerpräsident Michael Kretschmer beim Schnaps-Trinken mit Dresdner Bäckern. © Sven Ellger
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Der Riesenstriezel im Anmarsch.
Der Riesenstriezel im Anmarsch. © Sven Ellger
Am 1. Dezember wurde der Riesenstriezel aus 350 Einzelplatten zusammengesetzt. 
Am 1. Dezember wurde der Riesenstriezel aus 350 Einzelplatten zusammengesetzt.  © dpa/Sebastian Kahnert

Neu war in diesem Jahr der Ort des Stollenfestes. Bislang wurde der Striezels, der auf einem hölzernen Wagen von Pferden gezogen wird, vor dem Taschenbergpalais enthüllt und dann auf den Striezelmarkt gefahren. Weil sich dort Tausende Besucher drängelten und es zwischen den Buden sehr eng war, wurde die Veranstaltung vor den Kulturpalast verlegt. Dort wurde gegen elf Uhr der Vorhang, der den Stollen verhüllte, gelüftet und damit auch das Geheimnis über dessen Maße. 

Anschließend ging es auf eine Rundfahrt über den Postplatz vorbei an der Hofkirche, durch das Georgentor hindurch und über die Schloßstraße zurück zum Kulturpalast. Trotz Winde und Nieselregen säumten viele Schaulustige die Straßenränder, filmten und fotografierten den Umzug mit fast 500 Mitstreitern. Darunter Schauspieler in historischen Kostümen, Handwerker wie Schornsteinfeger, Fleischer und Müller, aber auch das Stollenmädchen Veronika Weber, die in einer eigenen Kutsche durch die Altstadt fuhr. 

Erwartbar groß war denn auch der Ansturm auf ein Stück des Riesenstriezels, das für 6 Euro den Besitzer wechselte. Einen Großteil des Erlöses spendet der Stollenschutzverband für einen guten Zweck und für die Förderung des Bäckernachwuchses. Ein Teil des Geldes kommt in diesem Jahr dem Kinder- und Jugendhospiz Dresden zugute. 

Viele Stollenjäger ergatterten gleich mit mehreren Tüten, viele von ihnen war extra aus Tschechien angereist. Auch das war neu: In diesem Jahr übersetzte ein Dolmetscher auf der Bühne, was ARD- und MDR-Moderator über das Stollenfest und dessen Ablauf erzählte. Bis in den Nachmittag hinein verkauften die Dresdner Bäckermeister nach und nach den Striezel, den sie am 1. Dezember aus 350 Stollenplatten zusammengesetzt hatten. Viele Besucher nutzten das Stollenfest für einen anschließenden Bummel über den Striezelmarkt oder durch die Geschäfte.