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Sachsens Arbeitsagentur stößt auf verunsicherte Firmenchefs

In Sachsen ist die Zahl der Arbeitslosen im September gesunken. Doch Behördenchef Klaus-Peter Hansen bekommt weniger neue Stellen gemeldet und findet noch mehr Hinweise auf einen "schwierigen Winter".

Von Georg Moeritz
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Herbstbelebung auf Sachsens Arbeitsmarkt: Im September mussten weniger Sachsen den Gang zur Arbeitsagentur antreten als noch im August. Doch es ist nicht wie jeden Herbst.
Herbstbelebung auf Sachsens Arbeitsmarkt: Im September mussten weniger Sachsen den Gang zur Arbeitsagentur antreten als noch im August. Doch es ist nicht wie jeden Herbst. © Sebastian Kahnert/dpa

Dresden. Bringt die Energiekrise steigende Arbeitslosigkeit, oder wird die staatliche Preisbremse die Wirtschaft ermutigen? Sachsens Arbeitsagentur-Chef Klaus-Peter Hansen stellt sich auf einen „schwierigen Winter“ ein. Darauf deuteten die Früh-Indikatoren hin, sagte Hansen am Freitag in Chemnitz.

Zwar ist die Arbeitslosigkeit im September gesunken. Doch die Herbstbelebung sei nicht so stark wie sonst. Die Beschäftigung gehe zurück, das Interesse an Kurzarbeit wachse, und die jüngsten Zahlen der freien Stellen seien „für einen Herbst nicht doll“. Hansen spürte zuletzt eine „wachsende Verunsicherung in der Wirtschaft“. Allerdings ist die Wirkung der Gaspreisbremse in den Früh-Indikatoren der Arbeitsagentur noch nicht enthalten.

Herbstbelebung: Firmen stellen ein, aber vorsichtiger

In Sachsen sind jetzt 121.276 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 1.952 weniger als noch im August, die Herbstbelebung hat also begonnen. Laut Hansen werden nach der Sommerpause üblicherweise mehr Menschen eingestellt, Jugendliche beginnen mit Ausbildung und Studium, und auch Weiterbildungen gewinnen an Bedeutung.

Die Arbeitslosigkeit in Sachsen ist höher als vor einem Jahr, weil Tausende Ukrainerinnen mitgezählt werden. Von August zu September ist die Arbeitslosigkeit wieder gesunken.
Die Arbeitslosigkeit in Sachsen ist höher als vor einem Jahr, weil Tausende Ukrainerinnen mitgezählt werden. Von August zu September ist die Arbeitslosigkeit wieder gesunken. © SZ Grafik

Innerhalb Sachsens ist die Arbeitslosigkeit weiterhin sehr unterschiedlich: Die höchsten Quoten stellt Hansen im Kreis Görlitz und in der Stadt Chemnitz fest, die niedrigsten im Erzgebirgskreis und im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Mit 5,8 Prozent liegt Sachsen im Deutschlandvergleich im Mittelfeld. Höher ist die Arbeitslosigkeit beispielsweise in Nordrhein-Westfalen und Hamburg.

Geflüchtete: 900 Ukrainerinnen in Arbeit vermittelt

Die Zahl der Arbeitslosen ist zwar von August zu September gesunken, aber es sind 5.214 mehr als vor einem Jahr. Allerdings stieg nur die Zahl der arbeitslosen Frauen, bei Männern dagegen sank die Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich. Das liegt daran, dass die Statistik zunehmend arbeitslose Ukrainerinnen in Sachsen mitzählt. Fast 12.000 Arbeitslose „mit Staatsangehörigkeit Ukraine“ sind nun in Sachsen gemeldet.

Hansen sagte, seit dem Frühjahr seien etwa 900 Ukrainerinnen in Arbeit vermittelt worden. Mehr als 3.500 hätten an Integrationskursen teilgenommen und damit Interesse an der deutschen Sprache gezeigt. Kinderbetreuung und Sprach-Erwerb seien für die Integration nötig, das brauche Zeit. Auch Bundesagentur-Chefin Andrea Nahles in Nürnberg berichtete, ohne Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit wäre die Entwicklung deutlich besser ausgefallen. Bundesweit sind jetzt 2,49 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet.

Kurzarbeit: Firmen informieren sich, Zugang erleichtert

Die Kurzarbeit hat seit den Hochphasen von Corona deutlich nachgelassen, laut Hansen sind noch etwa 20.000 Sachsen in Kurzarbeit. Doch Firmen erkundigten sich wieder häufiger nach den Bedingungen. Sachsens Arbeitsminister Martin Dulig (SPD) schrieb, im September hätten 226 Unternehmen in Sachsen einen möglichen Arbeitsausfall für gut 4.400 Beschäftigte angezeigt, auch das sei ein Früh-Indikator für den Arbeitsmarkt. Dulig begrüßte, dass die Bedingungen für Kurzarbeitergeld erleichtert wurden.

DGB-Sachsen-Chef Markus Schlimbach forderte die Unternehmen auf, lieber Kurzarbeit zu nutzen als sich von Beschäftigten zu trennen. Ab Oktober sind auch wieder Leiharbeitsfirmen berechtigt, Kurzarbeit zu beantragen. Die Leiharbeit und der Bau gehören zu den Branchen mit sinkender Beschäftigung. Gewachsen ist die Beschäftigung im Jahresvergleich im Gastgewerbe, das voriges Jahr unter Corona zu leiden hatte, bei technischen Dienstleistern und in der Informations- und Kommunikationsbranche.

Ausbildung: Handwerker nehmen noch Lehrlinge an

Laut Hansen hat die Wirtschaft „schwer zu kämpfen“, doch um Jugendliche mache er sich keine großen Sorgen: „Sie werden ihren Weg finden, der Nachwuchs wird gebraucht.“ Die Handwerkskammer Dresden meldete am Freitag, zum neuen Ausbildungsjahr hätten 451 Frauen und 1.588 Männer die Lehre im ostsächsischen Handwerk begonnen – insgesamt acht Auszubildende mehr als vor einem Jahr. Das sei „ein sehr gutes Ergebnis“, freute sich Hauptgeschäftsführer Andreas Brzezinski. Kurzentschlossene dürften gerne auch noch im Oktober die Ausbildung beginnen.

In Dresden werben Arbeitgeber aus dem Gesundheits- und Sozialwesen am Mittwoch, 5. Oktober, um neue Mitarbeiter. Von 14 bis 18 Uhr laden sie zur Jobmesse „Zukunft Sozial“ ins Atrium des World Trade Centers an der Ammonstraße 74. Mehr als 30 Betriebe stellen sich dort vor und nehmen mitgebrachte Bewerbungsunterlagen an.