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Personalsuche schwer gemacht?

Welche Qualifikationen sind in der Krise gefragt? Wo lohnt sich eine Weiterbildung besonders? Ein Blick in die aktuelle Statistik zeigt, dass Unternehmen jetzt vor allem bestimmte Spezialisten suchen.

Von Annett Kschieschan
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Erfolg ist ein zartes Pflänzchen. Damit es auch in der Krise nicht eingeht, setzen viele Unternehmen auf Finanzprofis. Die Nachfrage stieg zuletzt deutlich.
Erfolg ist ein zartes Pflänzchen. Damit es auch in der Krise nicht eingeht, setzen viele Unternehmen auf Finanzprofis. Die Nachfrage stieg zuletzt deutlich. © AdobeStock

Sparen, sparen, sparen – kaum eine Branche, die gegenwärtig nicht den Gürtel enger schnallen muss oder will. Fragile Lieferketten, hohe Material- und Energiepreise bei konstant hohen Personalausfällen durch Corona und andere Infektionskrankheiten setzen Unternehmen auch in Sachsen unter Druck. Wer nun denkt, der Fachkräftemangel rückt dadurch in den Hintergrund, liegt trotzdem falsch. Auch wenn einige Stellenneubesetzungen aufgrund der aktuellen Lage erst einmal auf Eis gelegt wurden, ist der Bedarf an qualifiziertem Personal noch immer hoch.

Allerdings zeichnen sich inzwischen Änderungen bei den besonders gefragten Expertinnen und Experten ab. Nur auf den ersten Blick ungewöhnlich: Vor allem Finanzfachleute werden gesucht. Der Fachkräfteindex des internationalen Personaldienstleisters Hays weist im vierten Quartal 2022 eine um 122 Prozent gestiegene Nachfrage in diesem Bereich aus. Unternehmen setzen auf Spar-Profis, die helfen sollen, die Inflationsspirale gut zu überstehen. Gesucht werden Controller, Bilanzbuchhalter, aber auch Wirtschaftsprüfer. „Die Rekordnachfrage nach Finanz-Spezialisten, insbesondere Controllern und Bilanzbuchhaltern, unterstreicht den Druck seitens der Unternehmen, Kosten transparent zu machen, um die Folgen der hohen Inflation abzumildern. Dementsprechend sind diese Fachkräfte innerhalb der Unternehmen aktuell in zahlreiche Projekte in den Bereichen Digitalisierung, Reporting, Umstrukturierung oder ESG stark eingebunden“, so Erich Schwinghammer, Senior Abteilungsleiter für den Bereich Finance, Banking und HR bei Hays. Der Hays-Fachkräfte-Index basiert auf einer quartalsweisen Auswertung der Index Internet und Mediaforschung GmbH für Hays. Einbezogen werden Stellenanzeigen der meistfrequentierten Online-Jobbörsen, von Tageszeitungen sowie dem Business-Netzwerk Xing. Der Fachkräfte-Index zeigt die prozentuale Veränderung zum Ausgangswert vom 1. Quartal 2015 an

Mehr los auf dem Bau

Aber nicht nur Finanzprofis sind gefragt. Auch in der zuletzt stark gebeutelten Baubranche werden mit Blick auf das nahende Frühjahr wieder mehr Arbeitskräfte gebraucht. Die Nachfrage stieg um immerhin 26 Prozentpunkte. Das Problem hier wie beispielsweise auch in Gastronomie und Tourismus: Beschäftigte, die sich beruflich umorientiert haben, sind oft nur schwer zu einer Rückkehr zu motivieren. Das gilt besonders für körperlich anstrengende oder stressanfällige Jobs im Bau- und Dienstleistungssektor. Hier zeichnet sich dementsprechend ein wachsendes Problem bei der Besetzung der neuen Stellen ab.

Eine Hürde, die man im IT-Bereich schon seit Jahren kennt. Die weltweiten Krisen haben die Gefahr von Hackerangriffen weiter erhöht. Grund genug, die IT-Abteilungen personell aufzustocken. Das ist freilich leichter gesagt als getan, vor allem außerhalb der Ballungsregionen ist der Markt an Fachleuten wie leer gefegt. Inzwischen sinkt die Nachfrage allerdings etwas. Arbeitsmarktexperten führen das auf ein gewisses Maß an Resignation zurück. Man habe die aktive Suche am Markt inzwischen vielfach aufgegeben, weil zumindest klassische Rekrutierungskonzepte ohnehin kaum noch Wirkung zeigten. Innerhalb des IT-Bereiches gibt es indes durchaus Differenzierungen. So sank vor allem der Bedarf an Web- und Softwareentwicklern, während die IT-Sicherheits-Experten und Administratoren sogar noch stärker nachgefragt werden als noch vor einigen Monaten. Keine Frage – das Bedürfnis nach Sicherheit steigt in unsicheren Zeiten.

Der spätestens seit Beginn der Pandemie spürbar gestiegene Bedarf an Fachleuten in den Life Sciences – dahinter verbirgt sich die interdisziplinäre Forschung zu den Lebensgrundlagen der Zukunft – ist derweil ebenfalls rückläufig. Vor allem Biologie, Chemie und Medizin stehen hier im Fokus, aber auch Pharmazie, IT und verschiedene technische Studienbereiche spielen bei den Life Sciences eine wichtige Rolle. Schlüsselbereiche, wenn es um eine lebenswerte Zukunft geht. Dementsprechend wird erwartet, dass die Nachfrage hier bald wieder steigen wird. Das aktuelle Tief sei möglicherweise auch auf die Abschaffung der Pandemie-Schutzvorkehrungen zurückzuführen, die suggerieren, dass hier jetzt wieder weniger Expertise nötig sei.

Ebenfalls rückläufig ist die Nachfrage nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bereich der sogenannten Human Resources, also der Personalplanung. Allerdings erholt sich der Markt hier offenbar langsam wieder. „Trotz konjunktureller Abschwächung sind HR-Experten also nach wie vor sehr gefragt. Dies betrifft insbesondere Stellen, die auf eine langfristige Personalplanung und erfolgreiches Employer Branding einzahlen“, so ein Ergebnis des Hays-Fachkräfte-Indexes. Auch die Zahl der Stellenausschreibungen insgesamt habe wohl die Talsohle durchschritten, der Abwärtstrend sei vorerst gestoppt, so die verhalten optimistische Botschaft passend zum Start in den Frühling.