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Teamarbeit für Mutmacher

Der Fachkräftemangel ist auch in der Kinder- und Jugendarbeit längst ein Problem. Wie ein gemeinnütziges Unternehmen in Sachsen damit umgeht und welche Chancen ein sozialer Beruf gerade jetzt bieten kann.

Von Annett Kschieschan
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Alleingelassen und verzweifelt - wenn Kinder und Jugendliche kein sicheres Zuhause haben, helfen die Mitarbeiter der Outlaw gGmbH weiter. Doch auch in den sozialen Berufen herrscht Fachkräftemangel.
Alleingelassen und verzweifelt - wenn Kinder und Jugendliche kein sicheres Zuhause haben, helfen die Mitarbeiter der Outlaw gGmbH weiter. Doch auch in den sozialen Berufen herrscht Fachkräftemangel. © AdobeStock

Manchmal geht nichts mehr. Nicht zu Hause und in der Schule schon lange nicht. Wenn Kinder und Jugendliche keine sichere Zuflucht mehr haben, Gewalt erleben, falsche Hoffnung bei falschen Freunden suchen, zwischen Angst und Wut verloren gegangen sind, brauchen sie Menschen, die ihnen Sicherheit geben und Mut machen für eine bessere Zukunft. Wenn sie Glück haben, kommen sie dann zur Outlaw gGmbH. Als bundesweiter Träger der Kinder- und Jugendhilfe sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft dort unterwegs, wo es brennt. Deutschlandweit unterstützen 2.100 Beschäftigte Kinder, Jugendliche und ihre Familien in schwierigen Lebenssituationen, ermöglichen Teilhabe und Bildung. In Sachsen sind rund 450 Männer und Frauen im Auftrag der Outlaw gGmbH unterwegs, allein in Dresden ist das gemeinnützige Unternehmen Träger von 30 Einrichtungen und Projekten in der Erziehungshilfe, der offenen Kinder- und Jugendarbeit, im Kita- und im Hortbereich.

Und längst ist hier auch eines der größten Probleme der modernen Arbeitswelt angekommen – der Fachkräftemangel. Die Outlaws brauchen dringend Verstärkung. „In Dresden suchen wir vorrangig Menschen, die in betreuten Wohnprojekten und Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche arbeiten möchten und dafür qualifiziert sind, das heißt, entweder eine Ausbildung zur/m Erzieher:in oder ein Studium zur/m Sozialarbeiter:in. Dieser Job beinhaltet vor allem, auf junge Menschen zuzugehen und für sie da zu sein, auch wenn das Verhalten dieser jungen Menschen nicht immer dazu einlädt“, so Juliane Kemper, verantwortlich für die Gesamtleitung am Outlaw-Standort Dresden.

Wer mit Kindern arbeitet, die in jungen Jahren schon mehrere Krisen erlebt haben und die oft auf familiäre Geborgenheit und klare Alltagsstrukturen verzichten mussten, braucht neben Fachwissen auch Geduld und Empathie. Kein Job wie jeder andere und keiner, in dem man abends einfach den Schlüssel herumdreht und geht. In den Wohnprojekten der Outlaw gGmbH leben jeweils etwa acht Kinder und Jugendliche über einen längeren Zeitraum und werden dabei von den Pädagogen und Pädagoginnen begleitet. Aktuell wird besonders Unterstützung für in Obhut genommene junge Flüchtlinge gesucht.„Hier leben junge Menschen aus äußerst unsicheren und bedrohlichen Lebenszusammenhängen und mit Fluchterfahrungen. In unserer Einrichtung finden sie vorübergehend einen sicheren Platz und werden mit dem Lebensnotwendigsten versorgt, bevor eine Perspektive für eine dauerhafte Bleibe gefunden wird“, weiß Juliane Kemper. Die Inobhutnahme in Dresden Pieschen soll erweitert werden, der Bedarf ist hoch. Auch deshalb werden Fachkräfte gebraucht.

„Manche der Kinder und Jugendlichen haben einen kleinen Beutel mit privatem Hab und Gut dabei, die meisten kommen aber nur mit dem an, was sie am Körper tragen. Und das ist häufig schmutzige, kaputte und nicht witterungsangemessene Kleidung. Wir sind dauerhaft auf Kleiderspenden angewiesen und sammeln in einem kleinen Fundus verschiedene Sachen für die jungen Menschen“, erzählt Carolin Meschke, Teamleiterin für die Inobhutnahmestelle. Besonders benötigt werden derzeit Kleiderspenden für die Winter- und die Übergangszeit für Jungen ab 12 Jahre und junge Männer. Eine Sammelstelle dafür gibt es an der Dresdner Klarastraße 1.

Praktikumsstellen zur Orientierung

Schwerer als materielle Nöte wiegt aber die emotionale Last, die die Kinder und Jugendlichen tragen. „Sie haben keine Familie, keine Freunde, sind unterversorgt, häufig physisch erkrankt und psychisch belastet. Einem Minimum an Orientierung und Sicherheit versuchen wir mit einem Maximum an Tagesstruktur und festen Absprachen zu begegnen“, so Carolin Meschke weiter. Sich kümmern, helfen, Halt geben, eine Perspektive schaffen – so lassen sich die Aufgaben der professionellen Begleiter zusammenfassen. Weil all das gemeinsam besser geht, setzt die gemeinnützige GmbH auf Teamarbeit. Jeder Beschäftigte kann und soll eigene Ideen einbringen.

Gerade, weil die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auch sehr fordernd sein kann, macht sich das Unternehmen für die Vereinbarkeit und Job und Familie stark, legt Wert auf flache Hierarchien, flexible Arbeitszeitmodelle und offene Kommunikation. Integration und Inklusion sind nicht nur im Umgang mit den jungen Klienten Maßstab, sondern auch gelebter Arbeitsalltag im Unternehmen. Durch ein hausinternes Schulungszentrum sind vielfältige Weiterbildungen und neue Karrierewege möglich. Auch mit Business-Bikes und Job-Tickets, mit betrieblicher Altersvorsorge und Teamevents wirbt die Outlaw gGmbH um neue Kolleginnen und Kollegen. Juliane Kemper und ihr Team wissen, wie anspruchsvoll, aber auch bereichernd die soziale Arbeit sein kann. Gebraucht werden Erzieher, Sozialarbeiter und -pädagogen und Heilerziehungsfachleute – und das nicht nur an den Dresdner Outlaw-Standorten, sondern sachsenweit.

Gemeinsam in der Küche stehen – auch das kann Sicherheit und ein bisschen Wärme vermitteln. Die syrischen Sesamkekse haben junge Geflüchtete gemeinsam mit ihren Betreuern in der Dresdner Inobhutnahme gebacken.
Gemeinsam in der Küche stehen – auch das kann Sicherheit und ein bisschen Wärme vermitteln. Die syrischen Sesamkekse haben junge Geflüchtete gemeinsam mit ihren Betreuern in der Dresdner Inobhutnahme gebacken. © Outlaw gGmbH

Wer erst einmal unverbindlich schauen will, ob der soziale Bereich tatsächlich der richtige ist, kann das in einem Praktikum tun. „Durch Praktikantinnen und Praktikanten bekommen wir oft eine ganz andere Perspektive auf die eigene Arbeit und werden so nicht selten auf neue und andere Ideen im Alltag gebracht. Auch mit Freiwilligendienstleistenden haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht und sind immer auf der Suche nach Menschen, die sich vorstellen können mit Kindern, Jugendlichen und deren Eltern in den verschiedensten Kontexten zu arbeiten“, so Juliane Kemper. Weil Kinder und Jugendliche, die glauben, dass nichts mehr geht, vor allem Menschen brauchen, die ihnen das Gegenteil beweisen.

Alle Stellenangebote der Outlaw gGmbH gibt es hier.