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Warum Pausen so wichtig sind

Wer gut arbeiten will, braucht Auszeiten. Dafür gibt es als Minimum die gesetzlich vorgeschriebenen Pausen. Wie diese genutzt werden, kann großen Einfluss auf Leistung, Kreativität und die Stimmung im Team haben.

Von Annett Kschieschan
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Ein Mittagsschläfchen – heute auch gern Power Nap genannt – kann dem Arbeitsalltag neuen Schwung geben. Ein Spaziergang tut es aber auch.
Ein Mittagsschläfchen – heute auch gern Power Nap genannt – kann dem Arbeitsalltag neuen Schwung geben. Ein Spaziergang tut es aber auch. © AdobeStock

"Das Schönste an der Schule sind die Pausen“, heißt es in einem Kinderlied. Wird dieser Satz 1:1 auf das Arbeitsleben übertragen, dürften Chef oder Chefin zumindest kurz skeptisch schauen. Dabei sind Pausen auch im Job immens wichtig. Sie erhöhen die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, geben neuen Schwung und Impulse für die nächsten Aufgaben.

Auch der Gesetzgeber schreibt vor: Wer zwischen sechs und neun Stunden pro Tag arbeitet, hat Anspruch auf eine mindestens 30-minütige Pause. In vielen Unternehmen sieht man die zeitliche Begrenzung heute nicht mehr ganz so eng. Vor allem dort, wo die Beschäftigten selbst entscheiden dürfen, ob sie eher früher Vogel oder Nachteule sind – also mit der Arbeit früh beginnen oder später einsteigen und dafür abends länger im Büro sind. Psychologen wissen allerdings: Pause ist nicht gleich Pause. Auch die kleine Auszeit zwischen Projekten, Meetings und Kundenakquise sollte einigermaßen überlegt gestaltet werden.

Oft erinnert der knurrende Magen daran, dass eigentlich Zeit für eine Pause ist. Und dann? Ob es mit den Kollegen in die Kantine oder mit der mitgebrachten Lunch-Box raus auf eine sonnige Bank im Innenhof geht, ist typabhängig. Der Austausch im Team kann wohltuende Abwechslung bieten, manchmal aber auch dem Erholungsgedanken entgegenstehen, zum Beispiel dort, wo es auch beim gemeinsamen Essen vor allem um Arbeitsinhalte geht. Dabei wird oft der genussvolle Teil der Nahrungsaufnahme völlig vergessen. Er hat aber großen Einfluss darauf, ob wir uns nach der Pause satt und entspannt fühlen oder nicht.

Wer keinen Fokus auf seine Mahlzeiten legt, greift oft schon kurz nach dem Mittagessen wieder zu Brötchen oder Schokoriegel. Ungesunde (Zwischen-)Mahlzeiten befriedigen nur kurz die Lust auf einen Snack beziehungsweise das Bedürfnis nach einem Energieschub. Langfristig können sie für Unausgeglichenheit, Müdigkeit und Übergewicht sorgen – vor allem, wenn der körperliche Ausgleich fehlt.

Womit wir beim nächsten Pausen-Thema wären: dem Sport. Mal schnell eine Runde im Stadtpark joggen oder gar ins Fitnessstudio gehen? Das klappt nur bei optimaler Infrastruktur vor Ort. Allerdings haben sich Fitnesscenter-Betreiber in größeren Städten längst auf die Mittagspausen-Sportler eingestellt und bieten entsprechende Kurz-Workouts an. Große Unternehmen halten zudem oft selbst einen Fitnessbereich vor, manchmal sogar mit einem kleinen Kursprogramm für Spinning, Krafttraining oder Yoga. Letzteres kann auch in kurzen Einheiten für Entspannung sorgen und Kraft für die nächsten Arbeitsstunden geben. Die Bedingung dafür: Ruhe und etwas Platz. Ist beides gegeben, steht der meditativen Auszeit nichts im Wege.

Power Nap am Schreibtisch?

Ein Mittagsschläfchen gefällig? Zugegeben, das ist am Arbeitsplatz oft nicht so einfach umzusetzen, obwohl die sogenannten Power Naps durchaus sinnvoll sein können. Aber nicht jeder schafft es, zwischendurch so abzuschalten, dass er tatsächlich einschläft – um nach 20 Minuten frisch gestärkt wieder aufzuwachen.

Grundsätzlich gilt auch für die Pausengestaltung: Jedes Teammitglied hat unterschiedliche Bedürfnisse. Was sich im Arbeitsalltag nicht immer in jedem Punkt berücksichtigen lässt, sollte in der Pause auf jeden Fall möglich sein: Die kurze freie Zeit nach den eigenen Vorstellungen zu verbringen. Gruppenzwang – etwa beim vom Teamleiter unbedingt gewünschten gemeinsamen Gang zur Cafeteria – ist fehl am Platze. Ebenfalls aus Sicht von Arbeitspsychologen wenig empfehlenswert: Die Pause zur Erledigung privater Angelegenheiten zu nutzen. Das ist natürlich nicht verboten. Wer aber die eigentliche Erholungsphase nutzt, um sich im Supermarkt in die Kassenschlange zu stellen oder schnell noch das Geburtstagsgeschenk für den Nachbarn zu besorgen, kommt eher gestresst als erholt zurück an den Arbeitsplatz.

Und im Homeoffice? Gilt all das ganz genauso. Regelmäßige Pausen sind hier ebenso wichtig wie möglichst gesundes Essen und ein bisschen Bewegung zum Ausgleich. Seit immer mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten, ist das Thema entsprechend in den Fokus gerückt. Entgegen der Befürchtung mancher Chefs arbeiten die meisten Beschäftigten im Heimbüro eher mehr als weniger. Die Gefahr: Die Pausen fallen einfach aus – manchmal vielleicht auch, weil kein Kollege freundlich daran erinnert. Das kann das Stresslevel langfristig erhöhen und sollte daher nach Möglichkeit vermieden werden.

Lässt sich mal gar keine Zeit für eine richtige Pause finden, zum Beispiel, weil eine Deadline ganz besonders drückt oder Meetings mit Kunden aus anderen Zeitzonen nicht warten können, raten Experten zumindest zu Mini-Auszeiten. Dann kann es genügen, einfach einmal fünf Minuten ohne Ablenkung aus dem Fenster zu schauen, ein paar Schritte zu gehen oder bewusst einen Tee oder ein Glas Wasser zu trinken. Spätestens am nächsten Tag, so die Empfehlung, sollte dann aber wieder Zeit für eine echte Pause sein. Ob im Team oder allein, mit selbstgekochtem oder schnell bestelltem Essen, mit Bewegung oder vielleicht tatsächlich mit einem Power Nap, das überlassen kluge Chefinnen und Chefs ihren Angestellten selbst. Denn gut erholte Mitarbeiter sind nachweislich kreativer.