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Experten für Sinnfragen

Die „Utopien“ in der Motorenhalle des Dresdner Riesa efau erweisen sich als komplexe Bezugssysteme.

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Mit den gezeigten Werken wird auf Systeme unterschiedlichster Art verwiesen.
Mit den gezeigten Werken wird auf Systeme unterschiedlichster Art verwiesen. © seeliger 2020 / PR

Von Siiri Klose

Das weite Feld der Utopien führt in der Motorenhalle des Riesa efau in eine Vergangenheit, aus der sich alles Mögliche hätte entwickeln können. Einen zentralen Ausgangspunkt bildet dabei das Jahr 1989, in dem zum letzten Mal die Utopien zum Greifen nah waren. Genau dort beginnt es auch direkt kompliziert zu werden, wie die wandhohe und -breite Materialcollage „Wendewert_Wertwenden“ des Berliner Künstlerpaars Rainer Görß und Ania Rudolph deutlich macht.

Vom Bitterfelder Weg bis zu Greta Thunberg reichen die dicht gepinnten Verweise auf Systeme aller Art: Verkehr, Klima, Banken, Terror, Kunst, bis das Übermaß an Fakten, Wissen, Dazugedachtem und Assoziiertem die letzte Klarheit beseitigt hat. Da sind die schlichten, rotweißen Verpackungen in Csaba Nemes Fotoserie gleich nebenan eine Wohltat, einmal zur Marke „ABC“ gehörig, einmal zur Marke „CBA“. Die Erklärung des ungarischen Künstlers dazu ist bemerkenswerter: Im sozialistischen Ungarn gab es, ähnlich der HO in der DDR, ABC-Kaufhallen mit einheitlich rot-weiß verpackten Waren – mehr Vielfalt war nicht drin. Das heutige Design der ungarischen Handelsketten-Eigenmarke CBA ähnelt tatsächlich frappierend einem sozialistischen Einheitsdesign.

Busfahrt für Avantgardisten

In diesem kurzen, hochkomplexen Sprung zwischen Realität, Utopie und Landung in einer neuen Realität bewegen sich die über 37 Beiträge von Künstlern wie Markus Draper, Elske Rosenfeld, Jan Brokof, Frenzy Höhne, Luise Schröder, Eberhard Havekost und schließlich sogar noch Christian Borchert. Am Wochenende geht es neben dem Mitdenken auch ums Mitfahren, denn die Stadtforscher Katja Manz und Dominik Intelmann laden zu einer Bustour zum Thema „Die Ostdeutschen als Avantgarde“ – eine Avantgarde in Hinsicht auf Sinnkrisen und Brüche.

Die Ausstellung "Utopien - Besetzung, Belegung, Bespielung" läuft bis zum 7. März, mittwochs bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr in der Motorenhalle des Riesa efau in Dresden. Karten gibt es für 4, ermäßigt 3 Euro.

Die kostenfreie "Busfahrt zur Nachwendezeit" startet am 1. und 2. Februar, jeweils um 16 Uhr. Den Treffpunkt bitte erfragen unter Telefon 0351 86602-11 oder per E-Mail: [email protected]