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Was dieses Paar mit dieser Grenzsäule verbindet

Im Muskauer Park wurde die letzte neue Grenzsäule an der deutsch-polnischen Grenze übergeben: mit Überraschungen.

Von Sabine Larbig
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Birgit und Jürgen Weser haben ein ganz besonderes Hochzeitsfotos: eines vor der Grenzsäule an der Doppelbrücke im Muskauer Park. Diese Idee brachte ihnen nun eine Überraschung und mediale Bekanntheit.
Birgit und Jürgen Weser haben ein ganz besonderes Hochzeitsfotos: eines vor der Grenzsäule an der Doppelbrücke im Muskauer Park. Diese Idee brachte ihnen nun eine Überraschung und mediale Bekanntheit. © Sabine Larbig

An der Grenze zwischen Deutschland und Polen stehen allein auf sächsischem Gebiet 307 Grenzmarkierungssäulen. Acht davon befinden sich im deutsch-polnischen Welterbepark von Bad Muskau. Da die deutsch-polnische Grenzkommission beschloss, alle Grenzsäulen zu erneuern, wurden die noch aus DDR-Zeit stammenden Pfeiler – die nach der Wiedervereinigung Deutschlands lediglich einen schwarz-rot-goldenen Kunststoffüberzug verpasst bekamen – in diesem Jahr ausgetauscht. Statt der je 400 Kilo schweren und drei Meter hohen Betonsäulen, von denen 90 Zentimeter unter der Erde sind, stehen nun Grenzsäulen aus glasfaserverstärktem Kunststoff.

Grenzpfeiler 295 ist der Letzte

Eigentlich sollte der Austausch in Sachsen längst beendet sein. So wie in Polen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wo sogar Grenzmarkierungen in der Ostsee stehen. „Um jedoch Flora und Fauna während der Vegetationsperiode im Fürst-Pückler-Park von Bad Muskau zu schützen, erfolgte hier erst seit September der Abbau und Ersatz der Grenzmarkierungssäulen“, erklärte gestern Annette Rothenberger-Temme, Geschäftsführerin des zuständigen Staatsbetriebs Geobasisinformation und Vermessung Sachsen (GeoSN), vorm Grenzpfeiler 295 an der Doppelbrücke.

Genau dieser Pfeiler markiert nicht nur visuell die deutsch-polnische Grenze, die mitten durch den Park und die Neiße führt. Er stellt auch den offiziellen Abschluss der Neuvermessung und des Austausches der Säulen an der deutsch-polnischen Grenze dar, die allein in Deutschland insgesamt rund 530.000 Euro kostete.

Pfeiler fürs eigene Grundstück?

Für Birgit und Jürgen Weser aus Schleife spielt Säule 295 jedoch eine viel größere Rolle als nur eine Grenzmarkierung. Das Paar, welches sich nach 23 Jahren Zusammenleben am 1. August 2020 im Muskauer Schloss das Ja-Wort gab, verknüpft mit ihm dauerhafte Erinnerungen an ihren Hochzeitstag. „Weil wir viele Jahre in Bad Muskau wohnten und den Park lieben, entschlossen wir uns, auch in Schloss und Park zu heiraten“, erzählt Birgit Weser. „Wir haben uns den Tag von A bis Z so eingerichtet, wie wir es wollten.“ Dazu, bemerkt ihr Mann, hätten von Beginn der Planungen an Ringe aus Finsterwalde, ein Auto aus Berlin, ein Fotograf aus Cottbus sowie Hochzeitsfotos im Park und vor dem Grenzpfeiler gehört. „Ich wollte das einfach. Wer hat schon solche Hochzeitsfotos?“, begründet Jürgen Weser. Später, erinnert er sich, habe er vom Abbau der Grenzsäulen erfahren und sich mit dem Staatsbetrieb in Verbindung gesetzt. „Meine Idee war es, als dauerhafte Erinnerung an unsere Hochzeit so einen Pfeiler zu bekommen.. Den wollte ich in unserem Grundstück in Schleife aufstellen.“

Jürgen Weser war nicht der Einzige, der eine Grenzsäule haben wollte. Selbst gegen Bezahlung. „Die Flut der Anfragen überrannte uns und die unterschiedlichen Beweggründungen ließen uns staunen“, bekennt Rothenberger-Temme. Doch Eigentum der Bundesrepublik Deutschland dürfe nicht verschenkt oder verkauft werden. Man habe daher überlegt, wie man Menschen in Erinnerung schwelgen lassen und gleichzeitig ein Stück Geschichte in Form der historischen stillen Zeitzeugen erhalten könne. „Die Lösung war: Wir geben eine Grenzsäule der Fürst-Pückler-Stiftung“, so Rothenburger-Temme. 

Ab ins Museum

Als Symbol dafür überreichte sie Holger Daetz, Betriebsleiter Park der Pückler-Stiftung, ein durchsichtiges Säckchen mit einem schwarz-rot-goldenem Stück Betonsäule und einem Anhänger mit dem Foto der letzten Grenzsäule. Laut Daetz, der sich später am Lagerplatz der letzten vier Muskauer Säulen eine aussuchte – sie hat sogar noch einen erhaltenen Vogelschutz auf der Spitze –– wird die Grenzmarkierung künftig in der Dauerausstellung „Das Städtchen Muskau“ im Neuen Schloss ausgestellt.

Und weil Weser‘s keinen Grenzpfeiler erwerben konnte, erhielten auch sie ein Pfeilerstück. „Es ist eine unbeschreibliche Überraschung. Wir freuen uns riesig. Es erhält im Wohnzimmer, neben dem Hochzeitsfoto mit der Säule, einen Ehrenplatz“, verriet Birgit Weser, die sich schon auf ihre Feier zur „Silberhochzeit“ in zwei Jahren freut. Vielleicht macht das Paar dann wieder Fotos im Park und vor einer der neuen Grenzsäulen. Erneuert werden die, laut Rothenberger-Temme, nämlich sicher erst wieder in 60 oder mehr Jahren.

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