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Warum sich ein Bannewitzer Künstler mit Albrecht Dürer verbunden fühlt

Gunter Langer ist ein erfolgreicher Unternehmer und ein begnadeter Künstler. Ab 24. März stellt er in Rabenau aus und verrät, warum er vor allem Frauen zeichnet.

Von Gabriele Fleischer
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Gunter Langer in seinem Atelier in Bannewitz: Einige seiner Arbeiten sind bald im Stuhlbaumuseum Rabenau zu sehen.
Gunter Langer in seinem Atelier in Bannewitz: Einige seiner Arbeiten sind bald im Stuhlbaumuseum Rabenau zu sehen. © Egbert Kamprath

Überall Porträts, mit scheuen, erwartungsvollen, verschämten, niedergeschlagenen oder auch angriffslustigen Blicken. Köpfe, Körper in verschiedenen Positionen, bekleidet oder nackt, vor allem Frauen. „Sie sind mehr interessiert, Modell zu sitzen, lassen sich eleganter zeichnen als Männer“, begründet der Bannewitzer Künstler Gunter Langer.

Deshalb ist es auch das weibliche Geschlecht, das die meisten seiner für eine Ausstellung im Stuhlbaumuseum Rabenau ausgewählten an die 70 Arbeiten prägt. Der Titel der Schau, die am 24. März mit einer Vernissage eröffnet wird, ist für den 74-Jährigen Programm: „Ich seh dich – Des Künstlers Blick und seine Musen“.

Mit Dürer und Michelangelo verbunden

Der studierte Elektrotechniker, dessen Atelier nur wenige Schritte von seiner Firma Langer EMV Technik GmbH im gleichen Gebäude liegt, war früh begabt. „In der Schule haben mich die Zeichnungen von Albrecht Dürer inspiriert. Ich wusste damals schon, dass ich Ähnliches auch irgendwann bringen würde“, sagt der gebürtige Clausnitzer selbstbewusst. Er versuche die Harmonie in den Bildern zu finden, die für ihn Endpunkt einer Bewegung sind.

„Bei Michelangelo war das auch so“, sagt Langer und erzählt, wie akribisch er dessen Sixtinische Kapelle studiert hat. Gewisse Vergleiche drängen sich auf. Auch zu Josef Hegenbarth, einem bekannten deutschen Grafiker, Zeichner, Maler und Illustrator. Eine Beziehung, die sogar familiär ist. Schließlich sei seine Urgroßmutter eine gebürtige Hegenbarth gewesen.

Damit ist Langer auch mit Johannes Eduard Hegenbarth verbunden, einem deutschen Grafiker und Comiczeichner. Unter dem Namen Hannes Hegen entwickelte der die "Digedags". Die drei Kobolde waren von 1955 bis 1975 die Haupthelden der in der DDR erschienenen Comiczeitschrift "Mosaik", erlebten viele Abenteuer und wurden von Generationen begleitetet. „Mein Talent liegt also in den Genen“, sagt Gunter Langer, für den das Malen – mehr als 10.000 Arbeiten hat er seit den 1980er Jahren geschaffen – dennoch bis heute ein Hobby ist.

Herz brennt für Technik und Kunst

Trotzdem nahm er sich Zeit für Kunstzirkel – an der Kunstakademie Dresden und im Kunst-Kreis Bannewitz zum Beispiel. Viel hat er von dort mitgenommen. Ehe er Pinsel, Stift oder Kreide ansetzt, bereitet sich Langer auf das vor, was dann auf dem Papier entsteht, durchdenkt Form und Ausdruck. Ist er am Ziel, setzt er den Stift an und nicht wieder ab, bis die Linie durchgezogen ist. Am Bild zu korrigieren mag er nicht so. Kompromisslos bleibt er trotzdem.

Wie in seinem Beruf als Elektrotechniker, in dem er sich auf die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) von elektronischen Geräten für Störaussendungen und Störfestigkeit spezialisiert hat. 20 angemeldete Patente gehen auf sein Konto. 50 Mitstreiter arbeiten inzwischen in seinem Betrieb, den gerade seine Tochter Katja übernommen hat. Gefragt ist sein Wissen noch immer – weltweit. Seine Leidenschaften sind also geteilt. So entschied er sich vor Jahrzehnten für einen technischen Beruf, obwohl ihn viele seiner Begleiter auch als Kunstmaler gesehen hätten.

Mit Arbeiten bis Shanghai unterwegs

Gefragt sind seine künstlerischen Arbeiten allemal. Zu sehen sind sie nicht nur in der Region, sondern auch in Berlin, Paris, Malta, Shanghai oder Lucca. Jeder Urlaub war und ist für Langer bei der Motivsuche eine kreative Entdeckungsreise. Meist fotografiert er das, was er später auf dem Papier umsetzen will und beobachtet viel.

Dass der Künstler aus einer Stuhlbauerfamilie in Clausnitz stammt, deren Tradition seine Geschwister bis heute fortführen, dürfte für Daniela Simon, die Museumsleiterin in Rabenau, ein zusätzlicher Anreiz gewesen sein, ihn nach 2011 erneut für eine Ausstellung zu gewinnen.

„Persönlich war ich schon immer davon beeindruckt, wie er trotz Selbstständigkeit auf wissenschaftlich-technischem Gebiet und mit der Verantwortung für ein Unternehmen immer die Zeit und Muße fand, in seine Welt der Kunst abzutauchen“, sagt Daniela Simon. Für sie hat diese Kombination vollste Hochachtung verdient. "Seine Grafiken und Bilder zeugen von großem Können, haben Charme und bestechen durch einen elegant lockeren Strich“, lobt die Museumschefin den umtriebigen Bannewitzer, dessen künstlerische Leidenschaft seine Frau und die beiden Töchter teilen.

Der kundige Betrachter spüre, dass das Zeichnen für Gunter Langer keine Nebensache ist. Seine Grafiken und Bilder zeugten von großem Können, hätten Charme und würden durch einen elegant lockeren Strich bestechen, sagt Daniela Simon. "Bewegungen und Bewegungsabläufe des Menschen faszinieren ihn sehr, und uns interessieren seine Methoden, seine künstlerische Herangehensweise und die Umsetzung seiner Ideen."

Vernissage zur Ausstellung „Ich seh dich – Des Künstlers Blick und seine Musen“: 24. März, 15 Uhr, im Rabenauer Stuhlbaumuseum. Im Rahmen des Europäischen Kunsthandwerkertags plant das Museum am 7. April eine Live Performance. Zu sehen sind die Arbeiten von Gunter Langer bis zum 6. Oktober.