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Welchen Einfluss hat Hentschke Bau auf die Montagsproteste in Bautzen?

Am 5. Februar 2024 fuhren auch zwei Lkw von Hentschke Bau im Fahrzeug-Korso beim Montagsprotest in Bautzen mit. Wie sich das Unternehmen dazu positioniert.

Von David Berndt
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Am 5. Februar 2024 fuhren zwei Lkw der Bautzener  Firma Hentschke Bau (hinten) bei einem Fahrzeug-Korso der Mahnwache Bautzen mit. Jetzt hat sich das Unternehmen auf Anfrage von Sächsische.de dazu geäußert.
Am 5. Februar 2024 fuhren zwei Lkw der Bautzener Firma Hentschke Bau (hinten) bei einem Fahrzeug-Korso der Mahnwache Bautzen mit. Jetzt hat sich das Unternehmen auf Anfrage von Sächsische.de dazu geäußert. © Steffen Unger

Bautzen. Für diesen Auftritt gab es ein Extra-Lob von Karsten Hilse. Der AfD-Bundestagsabgeordnete aus dem Landkreis Bautzen bedankte sich bei der Versammlung der Mahnwache Bautzen am Abend des 5. Februar 2024 auf dem Kornmarkt bei den Landwirten und Unternehmern, die an dem vorangegangenen Fahrzeug-Korso teilgenommen hatten.

Der Bautzener Firma Hentschke Bau, die mit zwei Lkw vertreten war, und ihrem Geschäftsführer Jörg Drews dankte Hilse ganz ausdrücklich. Bei diesem Betrieb „arbeiten aufrechte Kollegen. Der Chef ist ein aufrechter, vaterlandsliebender Mensch“, so Hilse. Er habe ihn persönlich kennengelernt. „Ich grüße von hieraus den Chef von Hentschke Bau, Jörg Drews. Das ist einer der wichtigsten Bürger in Bautzen.“ Von diesem Bürger könne sich der Bautzener OB „noch eine Scheibe abschneiden“.

Die Organisatoren der Mahnwache Bautzen hatten Karsten Vogt (CDU) eingeladen, auf der Veranstaltung zu sprechen. Doch Vogt hatte das abgelehnt.

Hentschke Bau: Lkw-Fahrt bei Korso war gestattet

Zwar hat auch Jörg Drews an diesem Tag nicht bei der Mahnwache Bautzen gesprochen, aber zwei Lkw von Hentschke Bau waren am Fahrzeug-Korso beteiligt. Sächsische.de fragte daraufhin das Unternehmen, ob dies durch die Geschäftsleitung angewiesen oder zumindest gestattet war.

Hentschke Bau-Sprecher Falk Al-Omary erklärt dazu: „Wir sind als Unternehmen politisch neutral. Jeder Mitarbeiter – vom Geschäftsführer bis zum Azubi – hat aber das Recht auf seine eigene Meinung und darauf, diese auf demokratischen Wegen kundzutun.“ Das sei am 5. Februar geschehen.

Hentschke Bau würde unter „den hohen Energie- und gestiegenen Rohstoffpreisen“ und die Mitarbeiter „an der allgemein hohen Inflation“ leiden, heißt es weiter. „Wir beteiligen uns deswegen an legitimen Aktionen, die geeignet sind, auf die aktuelle wirtschaftliche Situation aufmerksam zu machen.“

Mitarbeiter von Hentschke Bau würden selbst entscheiden, ob sie daran teilnehmen. Es gebe auch keine Sanktionen für eine Teilnahme „an Demonstrationen oder Veranstaltungen, wenn diese ordnungsgemäß angemeldet sind, friedlich und den Gesetzen und Auflagen entsprechend ablaufen“, erklärt Falk Al-Omary. Die Geschäftsleitung habe um den Wunsch einzelner Mitarbeiter, an dem Korso teilzunehmen, gewusst „und hat die Nutzung firmeneigener Fahrzeuge für diesen Zweck nicht untersagt“.

Hentschke Bau: "Halten wenig von Brandmauern"

Dass bei den Versammlungen der Mahnwache Bautzen regelmäßig Politiker der in Sachsen als rechtsextremistisch eingestuften AfD sowie der Freien Sachsen sprechen oder der vom Verfassungsschutz der rechtsextremistischen Szene zugeordnete „Jugendblock“ beteiligt ist, scheint für die Firma Hentschke Bau kein Problem zu sein.

Laut Falk Al-Omary spreche Hentschke Bau mit Politikern jedweder Couleur und unterstütze manchmal Protestaktionen. „Dabei machen wir unsere Teilnahme nicht davon abhängig, wer außer uns teilnimmt, sondern schauen allein nach dem Thema und wägen dies mit unseren Interessen ab.“ Zu Hentschkes „unverrückbaren Markenwerten gehören Pluralismus, Vielfalt und Toleranz“, fügt der Sprecher hinzu. „Deswegen halten wir wenig von Denk- und Kontaktverboten, ,Brandmauern‘ und Kontaktschuld.“

So sprachen am 5. Februar neben Karsten Hilse auch der AfD-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende der Partei, Frank Peschel, und der Bautzener AfD-Stadtrat Oliver Helbing. Alle drei seien „demokratisch gewählt und repräsentieren gut ein Viertel bis ein Drittel der heimischen Wähler. Selbstverständlich sprechen wir mit diesen Mandatsträgern wie mit jedem anderen gewählten Repräsentanten auch“, erklärt Falk Al-Omary. Der „Jugendblock“ sei dem Unternehmen nicht bekannt.

Anfrage an Hentschke Bau landet bei Mahnwache

Zu den Organisatoren der Mahnwache Bautzen hat das Unternehmen offenbar engen Kontakt. Immerhin wurde die an Hentschke Bau gerichtete E-Mail-Anfrage von Sächsische.de an die Mahnwache weitergeleitet.

Denn kurz darauf veröffentlichte die Mahnwache Bautzen diese sowie Anfragen an weitere beteiligte Unternehmen des Korsos auf ihrem Telegram-Kanal, verbunden mit der Bitte an Unternehmer und Teilnehmer des Korsos, sich zu melden, wenn auch sie zu ihrer Teilnahme von Sächsische.de befragt wurden. Man wolle prüfen, ob damit etwa die Teilnahme an Versammlungen eingeschränkt werde.

Hentschke Bau-Sprecher Falk Al-Omary erklärt dazu, dass er die E-Mail-Anfrage an die Geschäftsleitung weitergeleitet habe, um die gewünschten Informationen einzuholen. Hentschke Bau habe wissen wollen, ob diese oder eine ähnliche Anfrage auch an andere Betriebe gesendet worden sei. „Zu diesem Zweck wurde wahrscheinlich Ihre Anfrage weitergeleitet“, schreibt der Sprecher an Sächsische.de.

Jörg Drews sprach Ende 2022 bei Demos in Bautzen

Im November 2022 hatte Hentschke Bau-Geschäftsführer Jörg Drews selbst sowohl bei der Mahnwache Bautzen als auch nach einem Korso rund um und durch Bautzen gesprochen. Dieser stand unter dem Motto: „Unternehmeraufstand: Ohne uns steht alles still! Zum Schutz der Unternehmer aller Branchen und insbesondere auch der Unternehmer mit land- und forstwirtschaftlichen Zwecken“.

Jörg Drews im Januar 2024 vor einer Gerichtsverhandlung in Dresden. Er und die Hentschke Bau GmbH haben gegen die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten in Sachsen geklagt. Anfang April 2024 soll das Urt
Jörg Drews im Januar 2024 vor einer Gerichtsverhandlung in Dresden. Er und die Hentschke Bau GmbH haben gegen die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten in Sachsen geklagt. Anfang April 2024 soll das Urt © Jürgen Lösel

Dort sagte Drews, dass er und andere in Sorge um ihre Existenzen und Mitarbeiter seien. „Nun stehen wir hier. Dieser Staat und diese Regierung treiben uns alle dazu. Alle Unternehmer müssen aufstehen. Denn sie sind die, die die Zeche zahlen für die Fehler, die in unserem Land gemacht werden.“

Angesichts des Jahresabschlusses von Hentschke Bau für 2022 sind die Existenzsorgen des Unternehmens zu diesem Zeitpunkt mindestens fraglich. Denn trotz schwieriger Marktlage erzielte die Firma 2022 laut dem Bundesanzeiger einen Gewinn von 1,074 Millionen Euro. Zum Geschäftsjahr 2023 und der aktuellen Lage machte das Unternehmen auf Anfrage von Sächsische.de keine Angaben.