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Warum in Bautzen am Sonntag demonstriert wird: "Die Demokratie fällt nicht vom Himmel"

Sonntag findet in Bautzen eine weitere Demo gegen Rechtsextremismus statt. Zwei der Organisatoren sagen, warum ihnen das wichtig ist und was sie bei der ersten Demo überrascht hat.

Von Johannes Frese
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Christian Tiede (l.) und Christian Schäfer setzen sich im Landkreis Bautzen für gelebte Demokratie ein.
Christian Tiede (l.) und Christian Schäfer setzen sich im Landkreis Bautzen für gelebte Demokratie ein. © Johannes Frese

Bautzen. Unter dem Motto "Bunte Blasmusik gegen Rechtsextremismus - Gemeinsam für Menschlichkeit und Demokratie" findet am Sonntag, 25. Februar 2024, eine Demonstration in Bautzen statt. Christian Schäfer, Sprecher vom „TrägerverBUNT“, einem Netzwerk für Demokratie und Vielfalt im Landkreis Bautzen, und Pfarrer Christian Tiede gehören zu den Organisatoren.

Herr Schäfer, Herr Tiede, verstehen Sie die Demonstration am Sonntag als Gegenveranstaltung zu den Montagsdemos?

Tiede: Ich würde für die Demonstration am Sonntag nicht die Montagsmahnwache als die dunkle Folie sehen, vor der wir das am Sonntag stattfinden lassen, sondern den Abstand groß halten, auch gedanklich. Aber die Dreistigkeit, mit der die Stadt montags gerade auch akustisch in Beschlag genommen wird, ist schon atemberaubend.

Worum geht es Ihnen mit der Demonstration am Sonntag?

Tiede: Wir sind in einer Situation, in der es wichtig erscheint, immer wieder deutlich zu machen, dass Demokratie ein kostbares Gut ist. Sie ist nicht vom Himmel gefallen, wir müssen sie uns erarbeiten und verteidigen. Gerade jetzt, wo Kräfte immer stärker werden, die nicht unbedingt durch demokratische Grundprinzipien auffallen.

Mit Blick auf die erste Demo am 27. Januar – waren Sie überrascht von der Zahl der Teilnehmenden?

Schäfer: Wir haben uns sehr gefreut, dass so viele Menschen aus Bautzen und den umliegenden Gemeinden gesagt haben: Wir gehen auf die Straße, zeigen Gesicht und lassen uns nicht vom Platz fegen. Das ist in Bautzen ein ganz wichtiges Zeichen gewesen.

Tiede: Bei der ersten Demo habe ich einige Leute gesehen, von denen ich positiv überrascht war, dass sie mit auf den Platz gekommen sind – Menschen, die sich bisher nicht gezeigt haben in der Öffentlichkeit, aber denen das Thema offenbar so wichtig war, dass sie gesagt haben: Jetzt möchte ich dafür auch mit meiner Person einstehen. Das ist ein Schritt, den muss man erstmal gehen – man zeigt sein Gesicht und wird auch angreifbar.

Spiegelt sich diese Vielfalt auch in Ihrem Organisationsteam?

Schäfer: In unserer Planungsgruppe ist von der CDU bis zur Linken alles dabei. Da sind alle Strömungen vertreten, die sich auf dem Boden der demokratischen Grundordnung befinden. Und ich glaube, das haben die Leute gemerkt.

Tiede: Zu sehen, wer da alles dabei ist, finde ich immer wieder ermutigend. Es macht eine funktionierende Gesellschaft aus, dass Leute sagen: Ich mache hier mit.

Finden sich darunter auch Menschen mit Migrationsgeschichte?

Schäfer: Durch den Zuzug von Geflüchteten seit 2015 hat sich das Stadtbild massiv verändert. Aber die Menschen haben hier in der Region noch nicht wirklich eine Lobby. Wir wollen am Sonntag auch einer migrantischen Perspektive die Bühne geben. Jetzt liegt es daran, eine Person zu finden, die sich traut, vor einer hoffentlich vierstelligen Zahl von Menschen das Wort zu ergreifen und die eigene Perspektive darzulegen.

Planen Sie für die kommenden Monate weitere Demonstrationen?

Schäfer: Wir planen nicht. Sonntag ist jetzt das große Ziel. Und danach wird es ein Auswertungstreffen geben. Wenn man eine wiederkehrende Sache daraus macht, wird es eher eine Art Pflichtprogramm. Wir machen es dann, wenn es gebraucht wird. Mit Spaß und aus Überzeugung. Das wollen wir uns beibehalten.

"Bunte Blasmusik gegen Rechtsextremismus - Gemeinsam für Menschlichkeit und Demokratie", 25. Februar 2024, 14 Uhr, Hauptmarkt in Bautzen