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1.500 Menschen demonstrieren in Bautzen gegen Rechtsextremismus

Am 27. Januar 2024 haben 1.500 Menschen auf dem Bautzener Hauptmarkt für Demokratie und Menschlichkeit demonstriert. Am Rand der Veranstaltung versuchten, Rechtsextreme zu stören.

Von David Berndt
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Klares Zeichen auf dem Bautzener Hauptmarkt:  1.500 Menschen haben am Sonnabend, dem 27. Januar 2024, hier gegen Rechtsextremismus demonstriert.
Klares Zeichen auf dem Bautzener Hauptmarkt: 1.500 Menschen haben am Sonnabend, dem 27. Januar 2024, hier gegen Rechtsextremismus demonstriert. © Christian Essler

Bautzen. Zahlreiche Menschen haben am Sonnabend, dem 27. Januar 2024, in Bautzen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Nach Angaben von Polizei und Veranstaltern versammelten sich am Nachmittag etwa 1.500 Menschen auf dem Hauptmarkt der Stadt. Unter dem Motto „Gemeinsam gegen Rechtsextremismus - Gemeinsam für Menschlichkeit und Demokratie“ hatte ein breites Bündnis aus Vereinen, Gewerkschaften, Initiativen, Institutionen und Stadträten dazu aufgerufen.

Bautzener Demo mit Rednern von CDU bis zur Linken

Mitorganisator Christian Schäfer vom Trägerverbund, einem Netzwerk für Demokratie und Toleranz im Landkreises Bautzen, sprach als erster von insgesamt 14 Rednern. „Gemeinsam setzen wir heute ein starkes Zeichen gegen Rechtsradikalismus, der sich immer mehr in unserer Gesellschaft breitmacht. Doch wir stehen hier, vereint und entschlossen, dieser gefährlichen Entwicklung endlich Einhalt zu gebieten.“

Armin Schuster (CDU), der sächsische Innenminister, war den Organisatoren sehr dankbar dafür, dass sie Redner von linksliberal bis konservativ eingeladen hatten. Dies sei „die demokratische Mitte“ in diesem Land. „Wir sind nicht immer einer Meinung, auch in der Migrationspolitik", sagte Schuster. "Aber das nennt man Demokratie.“

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) spricht auf dem Hauptmarkt in Bautzen.
Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) spricht auf dem Hauptmarkt in Bautzen. © Steffen Unger

Dawid Statnik, der Vorsitzende der Domowina, rief dazu auf, sich gesellschaftlich zu engagieren. Die Bundestagsabgeordnete Caren Lay (Linke) nannte die Demonstration ein wichtiges Zeichen - gerade in Bautzen. In keiner anderen Stadt sei es den Rechtsextremisten gelungen, so weit in die Mitte der Gesellschaft vorzudringen.

IT-Unternehmer: Deutschland auf ausländische Mitarbeiter angewiesen

Zu den weiteren Rednern zählten der Oberlausitzer Caritaschef Torsten Bognitz, Tilmann Popp, Superintendent des evangelisch-lutherischen Kirchenbezirks Bautzen-Kamenz, Jonas Löschau vom queeren Netzwerk und Astrid Riechmann von „Bautzen bleibt bunt“. Sie sprachen sich gegen Rechtsextremismus aus, warben dafür, Freiheit und demokratische Grundwerte zu verteidigen, aber auch miteinander im Gespräch zu bleiben, so schwierig das manchmal sein möge.

Mit Steffen Roschek war auch der Geschäftsführer eines international operierenden IT-Unternehmens aus Bautzen dabei. Bezogen auf die Wirtschaft sei Deutschland in Zukunft auf ausländische Mitarbeiter angewiesen, sagte er. Wenn diese woanders besser behandelt würden, dann kämen sie nicht. Zu Rechtsextremisten mit ihrer Abneigung gegen alles, was nicht deutsch oder fremd sei, sage er daher: „Kontrolliert diese Abneigung, bevor diese Abneigung euch kontrolliert und ihr unser Land zerstört.“

OB Karsten Vogt: Bautzen sendet starkes Signal

Unter den Teilnehmern waren Menschen aus Bautzen und der Oberlausitz. Dazu zählten junge Familien mit ihren Kindern, Senioren, Jugendliche sowie Erwachsene jeden Alters. Mit Regenbogenfahnen oder Plakaten brachten sie ihre Meinungen zum Ausdruck. „Die Demokratie verteidigen. Nein zur AfD“, „Freiheit ist eine Alternative“, „Nein zu Hass und Hetze“ oder „Nazis? Hatten wir schon mal. War Kacke!“

Viele Demonstranten waren mit Protestplakaten vor Ort.
Viele Demonstranten waren mit Protestplakaten vor Ort. © Steffen Unger

Eine wichtige Rolle in den Redebeiträgen spielte der Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus am Sonnabend. So sagte Oberbürgermeister Karsten Vogt (CDU), Bautzen sende mit der Demonstration eine starkes Signal: „Wir stehen auf gegen die Ideologie, die im Begriff ist, so was wieder auf die Tagesordnung zu bringen und solche Dinge wieder salonfähig machen zu wollen. Wir sagen deutlich Nein dazu.“

Störungen und Übergriff durch Rechtsextreme

Wie wichtig diese Demonstration gerade für Bautzen ist, zeigte sich auch während der Veranstaltung. Etwa 50 Personen aus dem rechtsextremen Spektrum sammelten sich in den Straßen und Gassen rund um den Hauptmarkt, darunter auch Personen, die regelmäßig als sogenannter Jugendblock an der Montagswache in Bautzen teilnehmen.

Bautzens Oberbürgermeister Karsten Vogt sprach zum Abschluss der Kundgebung.
Bautzens Oberbürgermeister Karsten Vogt sprach zum Abschluss der Kundgebung. © Steffen Unger

Die Polizei war mit einem Einsatzzug und einer Dienstgruppe vor Ort. Dennoch kam es nach Angaben von TV Bunt zu drei Übergriffen auf Teilnehmer der friedlichen Veranstaltung. So sei in einem Fall ein Kind getreten worden, im zweiten Fall wurde ein Jugendlicher geschlagen, beim dritten Vorfall wurde das Auto von Demo-Teilnehmer bei der Abreise gestoppt und der Spiegel abgetreten. Die Polizei bestätigten den Vorfall mit dem Fahrzeug, darüber hinaus seien ihm aktuell keine Anzeigen bekannt, so ein Sprecher.