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Bautzener Landrat will mehr Schutz vor Wölfen

Bautzens Landrat Udo Witschas setzt sich seit Längerem für mehr Herdenschutz und die Entnahme von Wölfen ein. Jetzt gab es dazu einen Beschluss im Kreistag.

Von David Berndt
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Die Zahl der Wolfsrisse hat im Landkreis Bautzen zugenommen. Der Kreistag hat jetzt zum Thema Wolfsangriffe und Herdenschutz einen Beschluss gefasst.
Die Zahl der Wolfsrisse hat im Landkreis Bautzen zugenommen. Der Kreistag hat jetzt zum Thema Wolfsangriffe und Herdenschutz einen Beschluss gefasst. © Symbolbild: dpa-Bildfunk

Bautzen. Bautzens Landrat Udo Witschas (CDU) will sich dafür einsetzen, den Herdenschutz in Sachsen zu verbessern und mehr Rechtssicherheit bei der Entnahme von Wölfen zu ermöglichen. Dazu hat der Kreistag in seiner Sitzung am 20. Juni 2023 mit großer Mehrheit einer Beschlussvorlage des Landrates zugestimmt.

Demnach soll Witschas dem Technischen Ausschuss des Kreistages in der Sitzung am 11. September 2023 „die bisherigen genetischen Untersuchungsergebnisse von Wölfen in der Oberlausitz offenlegen“. Diese liegen dem Freistaat Sachsen laut Udo Witschas vor.

Bautzens Landrat will schnellere Entnahme von Wölfen

Zudem soll der Landrat bei der Überarbeitung des sächsischen Wolfsmanagements darauf hinwirken, den Herdenschutz und die Betreuung von Tierhaltern durch den Freistaat Sachsen zu verbessern. Alle Beteiligten sollen besser zusammenarbeiten, um die Entnahme von Wölfen rechtssicherer zu gestalten. Bei untypischem Verhalten von Wölfen soll „eine Vergrämung oder Entnahme schnell möglich“ sein, heißt es in dem Beschluss.

Untypisch verhielten sich Wölfe laut Witschas etwa, wenn sie nachts ohne jegliche Scheu durch Dörfer laufen, fern jeglicher Tierherde. So sei es in seinem Wohnort Lohsa geschehen.

Udo Witschas und sein Görlitzer Amtskollege Stephan Meyer (CDU) hatten sich in einem gemeinsamen Brief für eine Kontingentlösung beim Thema Wolfsabschuss im Jagdrecht ausgesprochen. Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen) sieht dagegen keine Obergrenze für Wölfe. Mitte Juni tauschten sich die Landräte und der Minister bei einem Treffen in Görlitz zum Umgang mit dem Wolf aus.

AfD zog ihren Antrag zum Thema Wölfe zurück

Ursprünglich hatte die AfD-Fraktion das Thema Wölfe mit einem eigenen Antrag in den Kreistag eingebracht. Sie wollte, dass künftig das Landratsamt Landwirtschaftsunternehmen und Privatpersonen nach einem Wolfsangriff berät, vor weiteren Angriffen schützt sowie bei Wolfsgefährdungen warnt. Zudem sollte der Landrat untersuchen lassen, „ob es sich im Landkreis Bautzen um Wölfe oder Mischlinge handelt“.

Die Kreisverwaltung lehnt dies ab. Sie erklärt dazu, dass der Freistaat Sachsen diese Aufgaben bereits ausführt. Für den Landkreis Bautzen würde es bedeuten, zusätzliche freiwillige Aufgaben zu übernehmen, die Geld kosten.

Außerdem wollte die AfD, dass das Landratsamt sicherstellt, dass „Bedienstete des Sachsenforstes im Bedarfsfall zum Wolfsabschuss zur Verfügung stehen“. Dieser Antrag ist laut Kreisverwaltung aber unzulässig, da der Landkreis Bautzen dem Staatsbetrieb Sachsenforst gegenüber nicht weisungsbefugt ist. Nachdem die AfD-Fraktion der Bitte von Udo Witschas nachgekommen war, ihren Antrag zurückzuziehen, brachte dieser seinen eigenen ein.

Zahl der Wolfsrisse im Landkreis Bautzen nimmt zu

Wie das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) auf Anfrage von Sächsische.de mitteilt, hat die Zahl der Wolfsrisse im Landkreis Bautzen in den vergangenen Jahren zugenommen.

Die Zahl der dabei geschädigten Tiere habe sich ebenfalls erhöht. Darunter „fallen tote, verletzte und vermisste Tiere“, erklärt LfULG-Sprecherin Karin Bernhardt. Der Freistaat gleiche Schäden an Nutztieren finanziell aus, „wenn der Wolf mit hinreichender Sicherheit als Verursacher festgestellt werden kann“.

Das ist die Schadensstatistik des LfULG für den Landkreis Bautzen von 2020 bis 2023:

2020

  • 35 Übergriffe auf Nutztiere mit 135 geschädigten Tieren, davon
  • 32 Risse von Schafen mit 102 geschädigten Tieren,
  • drei Risse von Gehege-Wild (wie Rehe) mit 32 geschädigten Tieren,
  • ein Riss eines Rinderkalbs

2021

  • 53 Übergriffe auf Nutztiere mit 157 geschädigten Tieren, davon
  • 45 Risse von Schafen mit 121 geschädigten Tieren,
  • fünf Risse von Gehege-Wild mit 30 geschädigten Tieren,
  • zwei Risse von Ziegen mit vier geschädigten Tieren,
  • ein Riss eines Rinderkalbs

2022

  • 61 Übergriffe auf Nutztiere mit 243 geschädigten Tieren, davon
  • 57 Risse von Schafen mit 225 geschädigten Tieren,
  • zwei Risse von Gehege-Wild mit 13 geschädigten Tieren,
  • zwei Risse von Rinderkälbern mit fünf geschädigten Tieren

2023 (bis zum 30. April)

  • 18 Übergriffe auf Nutztiere (davon drei Fälle noch in Bearbeitung) mit 105 geschädigten Tieren, davon
  • 15 Risse von Schafen mit 86 geschädigten Tieren,
  • zwei Risse von Gehege-Wild mit 18 geschädigten Tieren,
  • ein Riss von Rinderkälbern mit zwei geschädigten Tieren

Auf ganz Sachsen bezogen ergibt sich ein etwas anderes Bild: Nach einem Anstieg der Wolfsrisse von 2018 zu 2019 gingen die Zahlen 2020 und 2021 wieder zurück. 2022 stieg die Zahl wieder an. Mit 183 Wolfsrissen war es die höchste Zahl der vergangenen fünf Jahre.