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So soll die sorbische Sprache in Bautzen sichtbarer werden

Eine Initiative lädt Unternehmer in Bautzen dazu ein, die sorbische Sprache zu unterstützen. Im Gegenzug gibt es eine Förderung und eine Auszeichnung.

Von Katja Schlenker
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André Wucht zeigt die entworfene Plakette, die sich unter anderem Gaststätten und Geschäfte in der Stadt Bautzen verdienen können, indem sie die sorbische Sprache fördern.
André Wucht zeigt die entworfene Plakette, die sich unter anderem Gaststätten und Geschäfte in der Stadt Bautzen verdienen können, indem sie die sorbische Sprache fördern. © Steffen Unger

Bautzen. Die sorbische Sprache soll sichtbarer werden in der Stadt Bautzen. Wie das funktionieren soll, ist in der jüngsten Sitzung des Stadtrates am 25. Oktober 2023 Thema gewesen. Im Gespräch mit Sächsische.de erklärt André Wucht, was konkret geplant und für wen die Idee gedacht ist. Der 56-Jährige ist im Bautzener Rathaus Ansprechpartner für sorbische Angelegenheiten und hat das Konzept maßgeblich mitgestaltet.

Herr Wucht, warum soll die sorbische Sprache in Bautzen sichtbarer werden?

Genau genommen aus zwei Gründen: Einerseits ist Sprache ein wichtiger Teil kultureller Identität und muss gepflegt werden. Das ist ein sorbisches Uranliegen. Andererseits brüsten wir uns gern mit den Sorben als Alleinstellungsmerkmal. Das muss dann aber auch für Besucher erlebbar sein.

Wie wird das in Bautzen umgesetzt?

Es gibt eine Satzung, in der zum Beispiel festgelegt ist, dass öffentliche Gebäude und Einrichtungen, Straßen, Wege, Plätze und Brücken in deutscher und sorbischer Sprache gekennzeichnet werden. Außerdem steht dort, dass die Gemeinde darauf hinwirkt, auch andere Gebäude in deutscher und sorbischer Sprache zu beschriften, wenn diese für die Öffentlichkeit bedeutsam sind.

Inwiefern soll die aktuelle Initiative dabei helfen, die sorbische Sprache in Bautzen sichtbarer zu machen?

Die Idee dahinter ist, dass die sorbische Sprache eine gewisse Selbstverständlichkeit für alle in Bautzen erlangt, weil damit, wie schon erwähnt, die Frage der Identität einher geht. Wir haben uns im Arbeitskreis für sorbische Angelegenheiten, der eine beratende Funktion in der Stadt hat, mit der Frage beschäftigt, wie man in Bautzen das Sorbische im Alltag erleben kann – und diese hiermit beantwortet.

Was ist konkret geplant, um die sorbische Sprache in Bautzen sichtbarer zu machen?

Wir hatten im Arbeitskreis zunächst die Idee, eine Art Wettbewerb zu installieren. Diese Herangehensweise wurde aber als eher kontraproduktiv empfunden, weil man damit auch Verlierer produziert. So ist die Idee entstanden, alle zu belohnen, die die sorbische Sprache in Bautzen sichtbar und erlebbar machen. Dieser Vorschlag hat im Arbeitskreis auch recht schnell Konsens gefunden. Jeder, der Öffentlichkeit hat und etwas für die sorbische Sprache tut, kann sich nun also mit seinem Projekt bewerben.

Wer kann sich bewerben und was hat man dann davon?

Bewerben können sich alle, die Publikumsverkehr in Bautzen haben und ein Vorhaben umsetzen, mit dem die sorbische Sprache in Bautzen sichtbarer wird. Wenn zum Beispiel ein Einzelhändler sein Schaufenster neu gestaltet und die Schriftzüge auch auf Sorbisch anbringt, oder ein Gastronom seine Speisenkarten ins Sorbische übersetzen lässt, kann er sich bewerben. Wir übernehmen dann innerhalb unserer Initiative die entstandenen Kosten, beispielsweise für Werbeagenturen oder Übersetzungsdienste.

Wie groß ist in dem Fall der bürokratische Aufwand für jene, die sich um diese Förderung bewerben wollen?

Ein formloser Antrag per E-Mail an [email protected], der das umgesetzte Projekt inklusive der entstandenen Kosten kurz umreißt, reicht völlig aus. Wichtig ist, dass wir nur Anträge berücksichtigen können, die aus dem Stadtgebiet kommen.

Bürgermeister Robert Böhmer (r.) und Benjamin Wirth (2.v.r.) als Sprecher des Arbeitskreises für sorbische Angelegenheiten unterzeichnen eine Vereinbarung, um die sorbische Sprache in Bautzen sichtbarer zu machen. Im Hintergrund sind die Mitglieder des Ar
Bürgermeister Robert Böhmer (r.) und Benjamin Wirth (2.v.r.) als Sprecher des Arbeitskreises für sorbische Angelegenheiten unterzeichnen eine Vereinbarung, um die sorbische Sprache in Bautzen sichtbarer zu machen. Im Hintergrund sind die Mitglieder des Ar © Stadt Bautzen

Danach werde ich mir das Projekt vor Ort anschauen und dieses dann im Arbeitskreis vorstellen. Dort wird dann entschieden, ob es die festgelegten Kriterien erfüllt. Ist dem so, wird das Projekt an den Finanzausschuss weitergegeben. Dort wird dann über die entstandenen Kosten entschieden. Dafür ist ein Nachweis der Rechnung nötig. Ganz ohne Bürokratie geht es halt doch nicht.

Wie viel Geld steht in dem Topf zur Verfügung, mit dem die Projekte unterstützt werden?

Wir als Stadt haben einen Eigenanteil in Höhe von 1.500 Euro pro Jahr im Haushalt stehen. Außerdem erhalten wir jährlich eine Förderung in Höhe von 5.000 Euro. Diese Summe ist ebenfalls für Projekte gedacht, welche die sorbische Sprache im öffentlichen Raum fördern.

Wie werden dann die Lokalitäten sichtbar, welche einen Beitrag für die sorbische Sprache geleistet haben?

Wir haben ein Logo entwickelt, das dann genutzt werden darf. Zum Beispiel gibt es eine Plakette, die etwa die Größe eines DIN-A4-Blattes hat, die an oder in den Lokalitäten angebracht werden kann. Auch Aufkleber für die Schaufenster wird es geben. Des Weiteren stellen wir das Logo als Datei zur Verfügung.

Es kann dann also auch digital verwendet werden auf den eigenen Internetseiten oder in der E-Mail-Signatur. Um einen Wiedererkennungswert zu schaffen, nutzen wir dabei das Logo der Kampagne „Sorbisch? Na klar.“ des sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus.

Wird irgendwo ein Überblick über alle Teilnehmer zu finden sein?

Auf unserer Internetseite www.bautzen.de gibt es bereits eine Rubrik zu den Sorben. Dort soll eine Extra-Rubrik entstehen, auf der alle Teilnehmer aufgelistet und zudem deren eigene Internetseiten verlinkt sind. Außerdem werden wir unser Faltblatt zur Zweisprachigkeit im Handel nochmal überarbeiten und explizit dort auf die Initiative hinweisen. Ich denke, wir haben da etwas Gutes vorbereitet, aber der eigentliche Arbeitsprozess beginnt erst jetzt. Nun ist die Initiative der Unternehmen in Bautzen gefragt.