Wasserkretscham: Bau neuer Brücke soll dieses Jahr starten
Weißenberg. Das ging ziemlich schnell: Bereits im Dezember hat die Landesdirektion Sachsen den Planfeststellungsbeschluss für den Neubau der Brücke, die in Wasserkretscham in der Staatsstraße 112 über das Löbauer Wasser führt, gefasst. Nachdem erst im Frühjahr 2022 die entsprechenden Unterlagen öffentlich ausgelegen hatten, kann man – im Vergleich zu ähnlichen Verfahren – von einem recht zügigen Ablauf sprechen.
Das ist auch kein Zufall: „Die Maßnahme wurde aufgrund der überregionalen Bedeutung der S112 als Bedarfsumleitung der A4 mit hoher Priorität eingestuft und vordringlich bearbeitet", erklärt der Sprecher des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) Franz Großmann. Hinzu komme, dass beim Planungsprozess eine enge Zusammenarbeit zwischen der sächsischen Straßenbauverwaltung und den betroffenen Eigentümern bestanden habe. Mit anderen Worten: Man ist sich recht unkompliziert einig geworden.
Zuerst werden Bäume gefällt
Alle Hürden für den Baubeginn sind damit allerdings noch nicht übersprungen: Vom 20. Februar bis zum 6. März liegt der Planfeststellungsbeschluss in der Stadtverwaltung Weißenberg und der Gemeindeverwaltung Vierkirchen zur öffentlichen Einsichtnahme aus. Gleichzeitig kann er auch auf der Homepage der Landesdirektion abgerufen werden.
Mit der öffentlichen Auslegung beginnt eine einmonatige Frist, innerhalb der Klage gegen den Beschluss erhoben werden kann. „Sofern keine Klage eingeht, wird der Beschluss mit Ablauf der Frist unanfechtbar, das Baurecht hat somit Bestandskraft“, so Franz Großmann. Dies ist die Voraussetzung für den Baubeginn. Die Straßenbauverwaltung visiert dafür die Mitte des Jahres 2023 an. Bereits in den kommenden Wochen sollen vorbereitende Arbeiten erfolgen, um das Baufeld frei zu machen. Das beinhaltet unter anderem das Fällen von Bäumen und den Aufbau eines Amphibienzauns.
Brücke ist für schwere und breite Fahrzeuge gesperrt
Im Zuge der Planfeststellung hat es auch noch Änderungen gegeben: „So wurden noch eine Grundstückseinfahrt und ein Gehweg östlich der S112 zwischen geplanter Bushaltestelle und Bauwerk ergänzt“, erklärt der Lasuv-Sprecher.
Mit der Erneuerung der Wasserkretscham-Brücke verschwindet ein großes Ärgernis im ostsächsischen Straßennetz. Ende August 2021 war die Brücke für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen und einer Breite von mehr als 2,10 Metern gesperrt worden. Das Lasuv begründete diese Maßnahme mit dem „aktuellen Bauzustand“ der Brücke. Diese weist demnach „Risse, Ausbruchstellen, Betonabplatzungen, Wasserschäden und noch weitere Schäden“ auf. Die Bordsteine im Brückenbereich seien locker und schadhaft, da sie aufgrund der schmalen Fahrbahn häufig von Lkw überfahren wurden.
Die Brücke in Wasserkretscham stammt aus dem Jahre 1946 und wurde 1990 letztmalig saniert. Die Kosten für die jetzt geplanten Bauarbeiten werden auf circa zwei Millionen Euro geschätzt. Die Finanzierung erfolgt über das vom Freistaat Sachsen 2014 aufgelegte „100-Bauwerke-Programm.“ Die Staatsstraße 112 stellt einen wichtigen Zubringer zur A4 dar, sie führt im weiteren Verlauf über die von Reichenbach kommende S111 zur Anschlussstelle Weißenberg. Solange die B178n nicht fertiggestellt ist, läuft über die S112 die schnellste Verbindung zwischen Löbau und der A4.
Die letzte Verkehrszählung datiert aus dem Jahre 2015, damals befuhren innerhalb von 24 Stunden etwa 2.500 Fahrzeuge den Bereich. Als hoch schätzte das Landesamt für Straßen und Verkehr den Schwerlastanteil von 16 Prozent ein.
Fahrbahn wird verbreitert, Radweg verlängert
Bei der geplanten Baumaßnahme wird die Fahrbahn von derzeit 6 auf 6,50 Meter verbreitert. Der von Weißenberg kommende Radweg, der bislang vor der Brücke endet, soll künftig über diese hinweg führen. Die bestehenden Bushaltestellen sollen durch Gehwege angebunden werden. Das Ortseingangsschild für Wasserkretscham wird an die Einmündung in die S111 versetzt, sodass künftig der gesamte Ausbaubereich als Ortslage zählt und eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h gilt. Das „häufige Queren der S112 durch Fußgänger und Radfahrer an unübersichtlichen Stellen“ soll durch diese Maßnahmen reduziert werden.
Die Bauzeit wird mit etwa 20 Monaten veranschlagt. Die Arbeiten erfolgen unter Vollsperrung. Für Radfahrer und Fußgänger soll eine Behelfsbrücke errichtet werden.