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So feiert die Oberlausitz Vogelhochzeit

In den Kindergärten und Bäckereien wird dem sorbischen Brauch nach die Vermählung der Vögel gefeiert. Die danken den Kindern für das Futter im Winter.

Von Lucy Krille
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Die Kinder der sorbischen Kita Alojs Andritzki in Radibor haben die traditionelle Vogelhochzeit gefeiert. Das Brautpaar Pia (M.) und Adrian (2.v.r.) führte dabei mit der Hochzeitsgesellschaft ein Programm für die anderen Kinder auf.
Die Kinder der sorbischen Kita Alojs Andritzki in Radibor haben die traditionelle Vogelhochzeit gefeiert. Das Brautpaar Pia (M.) und Adrian (2.v.r.) führte dabei mit der Hochzeitsgesellschaft ein Programm für die anderen Kinder auf. © SZ/Uwe Soeder

Radibor. In der Lausitz wurde am Dienstag die traditionelle Vogelhochzeit gefeiert, wie beispielsweise im katholisch sorbischen Kinderhaus Alojs Andritzki in Radibor. Die Vorschulkinder führten nach einem gemeinsamen Frühstück ein Programm auf, traditionell in sorbischer Hochzeitstracht.

Wegen der Corona-Situation und dem Wetter in kleinerem Rahmen als üblich, zog das frisch vermählte Hochzeitspaar anschließend durch das Dorf. „Vorher haben wir auch mit den Kindern gebastelt und die Vögel gefüttert, um ihnen den sorbischen Brauch näherzubringen“, erzählt Erzieherin Claudia Heiduschka.

In den Bäckereien liegen süße Vogelnester

Die Vögel, die am 25. Januar Hochzeit feiern, bedanken sich symbolisch für das Futter, das sie an kalten Wintertagen bekommen haben. In den sorbischen Gebieten ist es Tradition, dass die Kinder am Vorabend oder Morgen des 25. Januar einen Teller auf das Fensterbrett stellen, der dann mit speziellem Gebäck gefüllt wird. Die Vogelhochzeit wird anschließend in den Kindergärten mit Vogelkostümen oder in Sorbischer Hochzeitstracht begangen.

In den Bäckereien in der Lausitz gibt es dieser Tage außerdem typisches Gebäck zu kaufen. Bunte Vögel und Nester aus Teig oder Baiser, verziert oder mit Creme gefüllt, schmücken die Ladentheken. Manche Bäckereien verkaufen die Gebäcke in einer Tüte mit einer Elster (sorbisch "sroka"). Die Aktion geht auf die Stiftung des Sorbischen Volks zurück, die mit den Tüten und Aushängen auf die Vogelhochzeit aufmerksam machen will.

Sorbisches National-Ensemble besucht Kinder

Auch das Sorbische National-Ensemble (SNE) feiert die Vogelhochzeit Ende Januar traditionell mit Aufführungen in der Region. Am Wochenende wurde die Abendvogelhochzeit mit Chor, Orchester und Ballett in der Mehrzweckhalle in Crostwitz gespielt. „Zwei Veranstaltungen waren voll ausgebucht, auch die dritte Aufführung war gut besucht“, erzählt Stefan Zuschke vom SNE. Nach geltenden Corona-Regeln konnten jeweils bis zu 150 Zuschauer empfangen werden.

Die traditionellen Vorführungen zur Kindervogelhochzeit mussten wegen der Pandemie abgesagt werden. Doch das Ensemble besuchte am Dienstag die Sorbische Grundschule in Bautzen. Dabei gestalteten sie ein kleines Programm, erzählt Zuschke. Auch dem sorbischen Kindergarten Jan Radyserb-Wjela in Bautzen stattete das Ensemble einen Besuch ab.

Drei Kinder aus dem Sorbischen Kindergarten besuchten außerdem die sächsische Staatskanzlei in Dresden und zeigten Ministerpräsident Michael Kretschmer, wie die Vogelhochzeit in der Lausitz gefeiert wird. Kretschmer bezeichnete das sorbische Fest als "einen wunderbaren Brauch." Es sei schön zu erleben, wie dieser und andere Bräuche weitergegeben würden und so das Leben der Sorben und vieler anderer geprägt wird.

Bei der Hochzeitsfeier im sorbischen Kindergarten Alojs Andritzki in Radibor führt Hochzeitsbitter Paul (m.) die Hochzeitsgesellschaft an. Braut Pia (l.) und Bräutigam Adrian (r.) folgen ihm.
Bei der Hochzeitsfeier im sorbischen Kindergarten Alojs Andritzki in Radibor führt Hochzeitsbitter Paul (m.) die Hochzeitsgesellschaft an. Braut Pia (l.) und Bräutigam Adrian (r.) folgen ihm. © SZ/Uwe Soeder