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Illustratorin zeigt Kunst mit Ernst und Quatsch

Bimmi Breidel war schon während der Schulzeit in Bautzen künstlerisch aktiv. Kunst hat sie dann doch nicht studiert. Dennoch verkauft sie heute ihre Werke.

Von David Berndt
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Illustratorin Bimmi Breidel hat vor Kurzem diese Wand im Bautzener Steinhaus neu gestaltet. In dem soziokulturellen Zentrum wurde die 31-Jährige in ihrer Jugend nachhaltig geprägt.
Illustratorin Bimmi Breidel hat vor Kurzem diese Wand im Bautzener Steinhaus neu gestaltet. In dem soziokulturellen Zentrum wurde die 31-Jährige in ihrer Jugend nachhaltig geprägt. © privat

Bautzen. Wer öfter im Bautzener Steinhaus verkehrt, hat es sicher schon bemerkt: Nicht nur die Theke und die Säulen, auch die Wand vor dem Haus sehen seit wenigen Wochen ganz anders aus. Bimmi Breidel aus Dresden hat sie neu gestaltet. Die Künstlerin wird an diesem Sonnabend mit ihren Illustrationen auf Drucken, Kleidung, Tassen oder im Original beim Markt für schöne Dinge und regionale Produkte in Bautzen dabei sein.

„Ich bin gern in der Region, auch um meine Kunst mitzubringen oder hier zu arbeiten. In großen Städten gibt es genug Kunst, aber hier kommen die Menschen damit nicht so leicht in Berührung“, sagt die 31-Jährige über ihre Heimatstadt Bautzen, der sie 2008 den Rücken gekehrt hat. „Ich habe Bautzen zwar direkt nach dem Abi verlassen, aber nach wie vor einen Draht in die Region, allein schon, weil meine Eltern und einige Freunde noch oder wieder hier leben.“

Mit dem Zeichnen im Matheunterricht begonnen

In ihrer Jugend- und Schulzeit hat Bimmi Breidel mit dem Zeichnen begonnen und wurde entscheidend geprägt. „Mit dem Zeichnen habe ich im Matheunterricht mit 14, 15 Jahren begonnen, weil ich mich da gelangweilt habe“, erzählt sie. Und im Kunstunterricht gab es dafür genug Freiheiten. „Am Schiller-Gymnasium hatten ich und meine Mitschüler sehr gute Kunstlehrer. Die haben uns einfach machen lassen und unterstützt. Ein Auto haben wir zum Beispiel mal in einen Drachen umgebaut.“

Später hat sich die Illustratorin die verschiedenen Techniken selbst beigebracht. Zwar spielte sie nach dem Abitur mit dem Gedanken, sich an Kunsthochschulen zu bewerben, verwarf das aber wieder. „Beim Besuch vor Ort habe ich gemerkt, dass ich mich nicht diesem Druck aussetzen möchte, liefern und immer Ideen haben zu müssen.“

Studiert hat sie stattdessen in Leipzig bis zum Master-Abschluss Kommunikations- und Medienwissenschaft. Gemalt hat sie anfangs nur für sich, vor allem mit Acryl. „Das hat immer mehr zugenommen. Mein 19 Quadratmeter großes WG-Zimmer war irgendwann voll mit Leinwänden, später auch der Flur. Ich bin aber nicht damit rausgegangen oder habe Ausstellungen gemacht.“

Erste Ausstellung von Bimmi Breidel war 2013 in Bautzen

Das hat sich 2013 geändert. In dem Jahr hat sie im damaligen „Grünen Laden“ in Bautzen ihre Werke erstmals der Öffentlichkeit gezeigt und sogar ein paar davon verkauft. „Da habe ich gemerkt, dass meine Kunst scheinbar ein Publikum hat.“

Mit einem Freund aus Bautzen hat Bimmi Breidel auch erste Illustrationen auf T-Shirts gedruckt und die verkauft. Da ging es zum Beispiel um die Verschmutzung der Meere. Die Einnahmen hat sie an den Naturschutzbund gespendet.

Sie habe dann immer mehr Anfragen bekommen und zum ersten Mal gedacht, dass sie so zumindest einen Teil ihres Lebens finanzieren kann. Und der Plan ist aufgegangen. Nach dem Studium in Leipzig ist Bimmi Breidel nach Dresden gezogen, sie malt und zeichnet weiter und hat eine halbe Stelle in der Öffentlichkeitsarbeit.

Vor drei Jahren hat sie ihre Internetseite Brimborium gebaut. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie kam noch der Online-Shop hinzu. „Damit hat der Verkauf nochmal zugenommen. Ich hatte ja noch genug Werke.“

Werke sind geprägt von Feminismus und Punkrock

Die zeichnen sich durch harte Linien aus, erklärt die Künstlerin. Im Moment arbeite sie wieder viel mit Acryl sowie Markern und Finelinern auf A2, A3 und A4. „Es geht nicht darum, ob einem Kunstprofessor meine Arbeiten gefallen“, hält Bimmi Breidel fest. „Zum Ausdruck bringe ich Themen, die ich sowieso im Kopf habe. Dabei ist immer etwas Ernst, aber auch Quatsch dabei.“

Es gibt zum Beispiel ein Bild von ihr, das eine Frau mit Megafon und den Schriftzug ,Know your Power‘ zeigt. „Darin kann man sehen, was man möchte. Vielleicht auch an einem schlechten Tag an seine eigenen Stärken zu glauben“, sagt Bimmi Breidel.

Geprägt sei ihre Kunst von Feminismus, Selbst-Empowerment und Punkrock. „Ich war früher immer im Steinhaus unterwegs, als ich weggehen durfte, und da gab es noch viele Punk-Konzerte. Da habe ich Offenheit und Toleranz erfahren und erlebt.“ Ihr Anspruch sei es, Kunst zu einer weniger privilegierten Sache zu machen. „Früher dachte ich, man muss in dieser Kunst-Blase sein, sich mit Kunsttechniken auskennen oder viel Geld haben, um bei Kunst mitzureden.“

Regionale Aussteller beim Markt der schönen Dinge

Wer ihre Arbeiten entdecken oder erwerben möchte, hat beim Markt für schöne Dinge am Sonnabend die Gelegenheit dazu. Von 14 bis 19 Uhr bieten auch andere Menschen aus der Region im Treff im Keller (Tik) im Kirchgemeindehaus am Stadtwall ihre Waren an, etwa der Verein „Bautzen rollt“ oder die Hammermühle.

Das Café der Jungen Gemeinde kümmert sich um die kulinarische Versorgung, und wer nach dem Markt noch Kraft hat, kann ab 20 Uhr am ersten Kneipenquiz in Bautzen teilnehmen, ebenfalls in den Tik-Räumen.

Anmeldungen fürs Kneipenquiz sind via Mail an [email protected] oder am Sonnabend persönlich bei Organisatorin Franziska Herz möglich. Der Markt findet unter 3G und mit Maskenpflicht statt. Das gilt auch für das Kneipenquiz.