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Per Versteigerung zu Eigenheim oder Grundstück: So funktioniert es im Kreis Bautzen

Wer eine Immobilie sucht, kann sie kaufen - oder ersteigern. Welche Möglichkeiten es dafür im Landkreis Bautzen gibt und was Bieter beachten müssen.

Von David Berndt
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Dennis Grützmann ist Leiter des Auktionshauses Hornig aus Bautzen. Dieses ehemalige Bauernhaus in Rammenau hat bei seiner Versteigerung mehr als das Doppelte des Mindestgebots erzielt.
Dennis Grützmann ist Leiter des Auktionshauses Hornig aus Bautzen. Dieses ehemalige Bauernhaus in Rammenau hat bei seiner Versteigerung mehr als das Doppelte des Mindestgebots erzielt. © Steffen Unger

Bautzen. Das letzte Haus am Ende der schmalen Straße war für die neuen Besitzer erste Wahl. Das denkmalgeschützte ehemalige Bauernhaus in Rammenau aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat den Eigentümer aber nicht per Verkauf, sondern durch eine Versteigerung gewechselt, erklärt Dennis Grützmann, Leiter des Auktionshauses Hornig aus Bautzen.

Zwar sei der Haus- und Grundstückserwerb per Versteigerung in anderen europäischen Ländern deutlich verbreiteter, nehme aber auch in Deutschland immer mehr zu. Sowohl Angebot als auch Nachfrage würden steigen. Aktuell gelte das vor allem für landwirtschaftliche Flächen, aber auch immer mehr Gebäude werden versteigert.

Auktionshaus aus Bautzen plant 2024 mehrere Termine

Im Gegensatz zum Verkauf sei eine Versteigerung „ergebnisoffen“, und man erziele den bestmöglichen Preis, sagt Dennis Grützmann. Die Versteigerung beginne mit einem Mindestgebot. Sollte das Objekt versteigert werden, dann also mindestens zu diesem Preis, oft aber auch zu einem deutlich höheren. Bei der klassischen Immobilienvermittlung dagegen nähere man sich dem Preis von oben nach unten.

Das umfassend renovierungs- und sanierungsbedürftige Bauernhaus in Rammenau mit freiem Blick nach Süden, Streuobstwiese, einer Grundstücksfläche von rund 1.100 Quadratmetern und 100 Quadratmetern Platz zum Wohnen etwa startete mit 9.900 Euro Mindestgebot. Versteigert wurde es am Ende für knapp 24.000 Euro. Je nach Zuschlagspreis erhält Hornig Auktionen eine anteilige Courtage zwischen 17,85 und 7,14 Prozent. Je höher der Preis ist, desto niedriger fällt dieser prozentuale Anteil aus.

Die Mindestgebote ergeben sich aus Erfahrungswerten und Daten der Objekte wie Lage, Größe, Zustand, Bodenrichtwert. Mitte März führt Hornig die nächste Auktion durch. Zur Versteigerung stehen unter anderem ein Kiefernwald in Königswartha, ein Baugrundstück in der Nähe von Kamenz oder ein denkmalgeschütztes Mehrfamilienhaus in Löbau. Drei weitere Auktionen seien für 2024 geplant.

Drei Kriterien für geeignete Auktionsimmobilien

Innerhalb der vergangenen beiden Jahre habe Hornig Auktionen 243 Immobilien angeboten und davon 234 versteigert. Die Quote liegt also bei über 96 Prozent. Für Auktionen kommen laut Dennis Grützmann vor allem folgende Objekte infrage:

  • sogenannte Schnäppchenhäuser, die vermüllt sind und Sanierungsstau haben
  • alle landwirtschaftlichen Flächen
  • Objekte mit hoher Nachfrage.

Mit letzteren sind Immobilien gemeint, für die es auf eine Verkaufsanzeige hin viele Interessenten gibt. Eine Versteigerung biete da die Möglichkeit, den aktuellen Marktwert festzustellen und möglicherweise einen höheren Preis zu erzielen als beim Verkauf.

Potenzielle Bieter müssen ihre Bonität nachweisen, für die Teilnahme an der Versteigerung das Exposé anfordern, ein Gebotsformular ausfüllen und können dann entweder am Auktionstag vor Ort im Saal, telefonisch oder schriftlich mit einem Mindest- und einem Höchstbetrag mitbieten.

Auch die Sächsische Grundstücksauktionen AG (SGA) versteigert regelmäßig verschiedene Objekte, aktuell etwa ein bezugsfertiges Reihenmittelhaus in Bautzen. Hier sind Ablauf und Teilnahme ebenfalls streng geregelt.

Öffentlich bestellte und vereidigte Grundstücksauktionatoren leiten die Auktionen. Diese sind öffentlich und werden auf den Internetseiten der SGA per Video übertragen. Nach Aufruf der Mindestgebote werden die Bieter um die „Abgabe höherer Gebote per Handzeichen, mit zuvor vom Auktionator festgelegten Steigerungsraten gebeten. Der Meistbietende erhält mit dem dritten Hammerschlag den Zuschlag.“

Zwangsversteigerungen am Amtsgericht Bautzen

Darüber hinaus gibt es noch Zwangsversteigerungen. Im Landkreis Bautzen ist dafür das Amtsgericht Bautzen zuständig. Diese Verfahren werden auf Antrag durchgeführt, erklärt Gesine Tews, Direktorin des Amtsgerichts. 107 solcher Anträge und 49 durchgeführte Termine habe es 2023 gegeben.

So gebe es Vollstreckungsversteigerungen, die von Gläubigern, vor allem Kreditinstituten, beantragt werden. Das passiere, „wenn ein Grundstückseigentümer seine Schulden bei dem Gläubiger nicht zurückzahlen kann“.

Zweiter Fall seien „Zwangsversteigerungen zum Zwecke der Aufhebung der Gemeinschaft an einem Grundstück. Diese Teilungsversteigerungen werden von einem Mitglied oder mehreren Mitgliedern der Eigentümergemeinschaft beantragt, wenn sich die Eigentümergemeinschaft nicht einvernehmlich über den Verkauf des Grundstücks einigen kann“, erklärt Gesine Tews. Dies geschehe oft bei Erbengemeinschaften sowie nach einer Scheidung oder Trennung.

Vom Gasthof bis zum Schloss - was zwangsversteigert wird

Ein unabhängiger Sachverständiger erstelle im Regelfall Verkehrswertgutachten für das Grundstück. Auf dieser Basis werde der Verkehrswert festgesetzt, „welcher einen Richtwert für die Bieter darstellen kann“, so Gesine Tews.

Das Mindestgebot gebe dann der Rechtspfleger im Zwangsversteigerungstermin bekannt. „Es setzt sich immer aus den Verfahrenskosten und eventuellen weiteren aus dem Grundbuch ersichtlichen Belastungen zusammen.“

Die Versteigerungstermine werden auf einem Internetportal der Justiz, aber auch durch Aushänge am Amtsgericht Bautzen veröffentlicht. Im März 2024 finden hier verschiedene Zwangsversteigerungen statt. So werden etwa ein denkmalgeschütztes, ehemaliges Gasthofgebäude in Arnsdorf, ein Einfamilienhaus in Steinigtwolmsdorf und ein Schloss in Oßling versteigert.