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Erstmals wieder mehr Zwangsversteigerungen in Sachsen

Vor allem in Leipzig kommen viel mehr Immobilien unter den Hammer. Fünf Städte in Sachsen sind unter den Top-15 der Zwangsversteigerungen. Es gibt Schnäppchen und Risiken.

Von Michael Rothe
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Fast die Hälfte der Zwangsversteigerungen betreffen Ein- und Zweifamilienhäuser. Wer sein Haus bei einer solchen Auktion kauft, geht ein Risiko ein. Denn oft kann die Immobilie im Vorfeld nicht besichtigt werden.
Fast die Hälfte der Zwangsversteigerungen betreffen Ein- und Zweifamilienhäuser. Wer sein Haus bei einer solchen Auktion kauft, geht ein Risiko ein. Denn oft kann die Immobilie im Vorfeld nicht besichtigt werden. © dpa

Dresden. Schnäppchenalarm bei Zwangsversteigerungen von Immobilien: Mehr Termine bei Amtsgerichten, weniger Interessenten, sinkende Preise – das sind die Kernaussagen von Marktreports für 2023. Laut einer Studie des Centers for Real Estate Studies und Dein-Immocenter kamen in Sachsen im vergangenen Jahr 1.832 Immobilien unter den Hammer – ein Plus von acht Prozent zum Vorjahr. Bundesweit seien es etwa 30.000 gewesen.

Thomas Mahn, Chef von Dein-Immocenter, spricht vom ersten leichten Anstieg seit etwa 20 Jahren. „Der Trend wird auch 2024 anhalten“, prophezeit der Analyst jener nach eigenen Angaben führenden Informationsplattform für Zwangsversteigerungen. Einen hohen Zuwachs erwarte er aber nicht. Dazu bräuchte es noch viel höhere Zinsen, was derzeit unwahrscheinlich sei, sagte Mahn der SZ. Beim Anstieg und mit 45 Versteigerungen je 100.000 Einwohner bewege sich Sachsen im deutschen Durchschnitt. Jedoch liege Leipzig mit plus 43 Prozent unter den Top-7-Städten.

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Der Experte beobachtet weit weniger Teilnehmer bei Versteigerungen, was sich in niedrigen Ersteigerungspreisen widerspiegelt. Sie seien im Verhältnis zum Gutachtenwert auf 98 Prozent gesunken – ein deutlicher Rückgang gegenüber 2022 (142 Prozent) und 2021 (170 Prozent). Die Daten basieren auf Internetrecherchen von Dein-Immocenter und enthalten auch gängige Portale wie ZVG, Versteigerungspool und Hanmark. Grundlage sind alle veröffentlichten Zwangsversteigerungstermine.

Stiftung Warentest ermutigt und warnt zugleich

Nach Angaben des Argetra Verlags landet nur die Hälfte der eröffneten Zwangsverfahren im Gerichtssaal. Der Rest werde zuvor freihändig verkauft, heißt es von dem Verlag in Ratingen, der die Termine aller fast 500 deutschen Amtsgerichte auswertet. Ein starker Arbeitsmarkt und Stundungsverfahren hätten eine kräftigere Zunahme der Termine bislang verhindert. Zudem würden klamme Eigentümer ihre Immobilien oft selber veräußern, ehe Banken die Zwangsversteigerung beantragen,

Fast die Hälfte der Zwangsversteigerungen betraf demnach Ein- und Zweifamilienhäuser, jede fünfte eine Eigentumswohnung. Nach Spitzenreiter Berlin mit 284 Zwangsversteigerungen landen mit Leipzig, Zwickau, Chemnitz, Görlitz und Dresden gleich fünf sächsische Städte mit je über 100 Terminen unter den Top-15.

Laut Stiftung Warentest sind die Bedingungen „denkbar günstig, um bei einer Zwangsversteigerung ein echtes Schnäppchen zu machen“. Dafür hätten solche Verfahren aber auch mehr Risiken als ein klassischer Hauskauf: Der Höchstbietende erwerbe die Immobilie, „wie sie steht und liegt“ – etwaige Mängel und Scherereien mit den Ex-Eigentümern inklusive.