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Buch über Oberlausitz im Zweiten Weltkrieg ist begehrt

Nur drei Monaten nach dem Erscheinen ist die große Studie zur Geschichte der Region während und nach dem Zweiten Weltkrieg ausverkauft - für Nachschub aber gesorgt.

Von Miriam Schönbach
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Der Geschäftsführer des Domowina-Verlages in Bautzen, Simon Peter Ziesch, hat mit dem großen Interesse am Buch „Die Oberlausitz im Zweiten Weltkrieg" gerechnet - und jetzt schon den ersten Nachdruck heraus gebracht.
Der Geschäftsführer des Domowina-Verlages in Bautzen, Simon Peter Ziesch, hat mit dem großen Interesse am Buch „Die Oberlausitz im Zweiten Weltkrieg" gerechnet - und jetzt schon den ersten Nachdruck heraus gebracht. © Archivfoto: SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Aufgrund der großen Resonanz auf das Buch-Doppel „Die Oberlausitz im Zweiten Weltkrieg" ist nun bereits ein erster Nachdruck aus dem Domowina-Verlag im Buchhandel erhältlich. „Die Erstauflage war innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Für uns als Verlag gehört das Buch zu den erfolgreicheren“, sagt Geschäftsführer Simon Peter Ziesch.

Mit dem Nachschlagewerk im Auftrag des Sorbischen Instituts hat der Historiker Michael Richter erstmals eine umfassende Darstellung zur Geschichte der Region während und nach dem Zweiten Weltkrieg vorgelegt. Mit der zwei Kilogramm schweren Forschungsessenz aus über 40 Archiven schließt Michael Richter vor allem zeithistorische Lücken, die bisher offen geblieben waren.

Opfer und Täter bekommen Namen

Ziel dieser großen Gesamtdarstellung war es unter anderem, Ereignisse und Entwicklungen an Personen – Akteuren wie Betroffenen - in der zweisprachigen Oberlausitz mit deutsch-sorbischer Bevölkerung festzumachen. So finden sich in der Studie erstmals recherchierte Biografien von NS-Verantwortungsträgern, aber auch Entscheidern nach 1945. Opfer und Täter bekommen Namen.

Für die Arbeit musste der Wissenschaftler zuerst Quellen ausfindig machen, denn bereits im September 1944 ordnet SS-Reichsführer Heinrich Himmler in seiner Funktion als Reichsinnenminister über die Gauleitungen an, belastendes Material bei „Feindbesetzung“ bis in die letzten Dörfer zu beseitigen. In akribischer Recherche hat Richter allein für das Namensregister knapp 650 kurze biografische Angaben zu Personen aus der Zeit zusammengetragen.

Vergewaltigungen werden nicht ausgespart

In dem Band betrachtet der Historiker unter anderem die Strukturen des NS-Terrorapparats in der Region, das Verhältnis der Wenden/Sorben zu den Machthabern, den Umgang mit Juden, Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen, Kriegswirtschaft und Kriegsverlauf in der Lausitz besonders in den letzten Monaten des Jahres 1945, Kriegsverbrechen auf deutscher wie polnisch-sowjetischer Seite, Entnazifizierung und den Neuanfang mit wendischen Unabhängigkeitsbestrebungen.

Er spart auch die Vergewaltigungen deutscher Frauen im April 1945 nicht aus, stellt ihnen aber die Vergewaltigungen durch deutsche Soldaten in den besetzten Territorien gegenüber.

Simon Peter Ziesch hat mit dem großen Interesse an dem Werk gerechnet. „Der Autor hatte genügend Zeit, um in die Materie hineinzugehen. Er konnte sich mit Quellen und Archiven auseinandersetzen. Er bringt alles zum Thema zusammen. Das macht das Buch so spannend. Es zeichnet ein interessantes Bild der Gesellschaft in den Kriegsjahren“, sagt der Verlagsleiter.

www.domowina-verlag.de