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Pflegebedürftiger 40-Jähriger kann näher zur Mutter ziehen

Über ein Jahr hat eine Frau in Bautzen nach einem Pflegeplatz für ihren behinderten Sohn gesucht. Nach einem SZ-Artikel gibt es eine gute Nachricht.

Von Theresa Hellwig
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Agnes Naumann aus Bautzen hat ihren schwerbehinderten erwachsenen Sohn Peter lange zu Hause gepflegt. Dann lebte er in einem Heim in Wilthen. Jetzt kann er nach Bautzen umziehen.
Agnes Naumann aus Bautzen hat ihren schwerbehinderten erwachsenen Sohn Peter lange zu Hause gepflegt. Dann lebte er in einem Heim in Wilthen. Jetzt kann er nach Bautzen umziehen. © Archivfoto: SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Ziemlich verzweifelt hatte sich die Bautzenerin Agnes Naumann noch Anfang März angehört. Seit mehr als einem Jahr hatte die Frau in Bautzen nach einem Pflegeheimplatz für ihren 40 Jahre alten schwerbehinderten Sohn gesucht – erfolglos.

Jetzt, nur etwa zwei Wochen später, klängt sie freudig. „Ich bin überglücklich“, sagt sie. Und auch Peter, ihr Sohn, habe gestrahlt, als er davon erfahren hat: Zum 20. April wird der 40-Jährige nun doch nach Bautzen umziehen. Nach einer Anfrage und einem Artikel auf Sächsische.de hat die Diakonie nun eine Lösung gefunden – und wird den Sohn von Agnes Naumann im Paul-Gerhardt-Haus aufnehmen. „Wir sind froh, dass eine Lösung gefunden werden konnte“, sagt Alexander Jesinghaus, Geschäftsführender Vorstand der Diakonie Bautzen.

Im April steht der Umzug nach Bautzen an

Peter Naumann hatte in Nürnberg gelebt und bis 2016 ein ganz normales Leben geführt. Dann begannen seine Hände zu zittern. Seine Leber versagte – er erlitt eine Kupfervergiftung. Heute ist er körperlich stark behindert, aber geistig fit. Lange Zeit hatte Agnes Naumann ihren Sohn zu Hause gepflegt. Als ihr das vor etwas mehr als einem Jahr nicht mehr möglich war, suchte sie einen Pflegeheimplatz für ihn – bekam jedoch nur einen in Wilthen, nicht in Bautzen.

„Zum Paul-Gerhardt-Haus kann ich zu Fuß laufen“, sagt Agnes Naumann. „Das ist ein schönes Anwesen, das uns einiges erleichtert.“ In Bautzen könne sie ihrem Sohn mehr Therapien organisieren, die so in Wilthen nicht möglich waren. Unter anderem will sie ihn zur Reit-Therapie anmelden. Weil die Wege zur Werkstatt kürzer sind, könne sie dort für ihn zudem eine bessere Betreuung beantragen. Und, was sie besonders freue, im Paul-Gerhardt-Haus gibt es noch eine andere Person in seinem Alter.

Peter Naumann ist nicht der einzige in seinem Alter dort

Das bestätigt auch Alexander Jesinghaus. So lebe dort eine 41 Jahre alte Frau, die ebenfalls geistig fit – und körperlich eingeschränkt sei. Zwar handele es sich auch beim Paul-Gerhardt-Haus eigentlich um ein Altenpflegeheim. „Unsere Mitarbeiter kennen aber wegen der anderen Bewohnerin die Abläufe. Morgens muss alles terminlich mit dem Fahrdienst zur Werkstatt passen. Unsere anderen Bewohner haben ja in der Regel Zeit“, erklärt er.

Ein Pflege-Angebot speziell für jüngere Pflegebedürftige gibt es in der Region nicht. In Sachsen gibt es nur in Plauen und Dresden welche. Dass das aber für Eltern aus der Bautzener Region, die ihre pflegebedürftigen Kinder gerne häufig besuchen möchten, zu weit ist, versteht auch Alexander Jesinghaus.

Mit einem Brief hatte sich Agnes Naumann deshalb sogar schon an die Stadtverwaltung gewandt. Sie hatte von ihrer Sorge, dass Bautzen vor einem immer größer werdenden Pflegeplatzmangel stehe, berichtet. Etwa drei Monate lang hatte sie vergeblich auf eine Antwort gewartet. Nach dem Artikel auf Sächsische.de, sagt sie, habe sie sogar darauf eine Antwort erhalten. Zwar habe die Stadt nur auf das Landratsamt verwiesen. „Aber wenn man eine Antwort erhält, fühlt man sich wenigstens respektiert“, sagt sie.

Peter Naumanns Umzug im April muss privat bezahlt und organisiert werden, berichtet Agnes Naumann. „Aber das schaffen wir schon“, sagt sie. „Keiner wollte meinen Peter – all die Monate. Es tut gut, das jetzt zu erleben.“