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Ehemaliger Autohändler zu Haftstrafe verurteilt

Zehn Autos soll ein Bautzener Autohändler angenommen – und nicht bezahlt haben. Jetzt stand er vor Gericht. Das ließ sich auf einen Deal ein.

Von Theresa Hellwig
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Ein ehemaliger Bautzener Autohändler ist wegen Betrugs zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Er nahm Autos an - und zahlte das Geld dafür nicht.
Ein ehemaliger Bautzener Autohändler ist wegen Betrugs zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Er nahm Autos an - und zahlte das Geld dafür nicht. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Recht ruhig gibt sich der Angeklagte an diesem Dienstag in Bautzen vor Gericht. Er sitzt hier nicht zum ersten Mal auf der Anklagebank – und ist in der Vergangenheit schon mit ganz anderem Verhalten aufgefallen.

So war er aggressiv den Richter oder das Opfer angegangen, hatte aufbrausend gesprochen, Forderungen gestellt – oder sich in Geschichten verstrickt, die nichts mit der Anklage zu tun hatten. Damals war es um Stalking gegangen: Zweieinhalb Jahre lang hatte der Mann seiner Ex-Freundin nachgestellt und sie mehrfach krankenhausreif geschlagen.

Auch an diesem Tag lässt der Angeklagte zunächst ein anderes Verhalten erwarten. Als Josef A. den Saal betritt, behauptet er, Corona zu haben. Der Prozess muss für zwei Testungen unterbrochen werden, bevor er überhaupt richtig begonnen hat. Ergebnis: negativ.

Umfangreichste Anklageschrift umfasst zehn Taten

Josef A. ist im Bautzener Gerichtsgebäude mittlerweile über alle Etagen bekannt. Nicht nur, weil er in der Vergangenheit aggressiv auftrat – sondern auch, weil sich bereits mehrere Richter mit ihm befassen mussten. An diesem Tag nun geht es um Betrug.

Mehrere Anklageschriften liegen auf dem Tisch; die umfangreichste umfasst zehn Taten, die der ehemalige Autohändler in seiner Funktion als Geschäftsführer eines Bautzener Autohauses begangen haben soll. Allen zehn Betroffenen soll der Mann Autos abgenommen – und die ausgemachte Summe nicht bezahlt haben.

Da ist zum Beispiel ein Zimmermann aus der Gemeinde Obergurig, der dem Angeklagten einen Opel-Transporter verkaufen wollte. „Das Modell wird noch immer für etwa 18.000 Euro gehandelt, aber ich brauchte damals schnell Geld“, erzählt der Mann. Er habe sich mit dem Angeklagten auf einen Preis von 10.000 Euro geeinigt. Außerdem sollte Josef A. die Ablöse von etwa 5.000 Euro an die Bank zahlen.

Nur: Aus der finanziellen Schieflage half ihm der Deal nicht; im Gegenteil. Er war das Auto los – der Angeklagte habe ihm aber keinen Cent dafür gegeben, berichtet der Zeuge. An die Bank hingegen soll eine gewisse Summe geflossen sein.

Teuerster Wagen war rund 120.000 Euro wert

Ähnlich klingen die Geschichten der anderen neun Opfer, die ihre Autos an Josef A. verkaufen wollten. Da ist der Dachdecker aus Bautzen, der für seinen Skoda Fabia 2.000 Euro bekommen sollte – die Summe jedoch nie erhielt. Da ist ein Mann, der seinen Audi A6 für 23.500 Euro abgab – das Geld jedoch ebenfalls nie bekam. Und da ist der Polizist, der bereits selbst vor Gericht stand, weil er Josef A. illegal Daten aus polizeiinternen Systemen verschafft haben soll. „Wir hatten ein freundschaftliches Verhältnis“, sagt er. Doch das half ihm am Ende ebenfalls nicht. Er habe mit A. ausgemacht, dass dieser die 15.000 Euro für sein Auto dann bezahle, wenn er Geld habe. Doch das passierte bis heute, viele Jahre später, nicht.

Es geht an diesem Tag um zehn Autos, die für 2.000 oder für über 20.000 Euro verkauft werden sollten. Am schwersten zu Buche schlägt aber die Summe für einen Porsche Cayman, der für knapp 120.000 Euro seinen Besitzer wechseln sollte. Unklar ist am Ende, ob der Betroffene – der ebenfalls geschäftsmäßig mit Autos handelt – gar kein Geld erhielt oder nur einen Teil der Summe.

Der Angeklagte gesteht die meisten Taten

Fest steht: Josef A. gesteht einen Großteil der Taten. Nur in zwei der zehn Fälle, sagt er, sei die Lage etwas anders gewesen. Bei dem einen habe er das Auto nie gekauft – bei dem anderen habe er sehr wohl gezahlt.

Josef A. gesteht auch den Vorwurf aus einer zweiten Anklageschrift. Dabei geht es um einen Autokauf, den er für einen Kunden tätigen sollte. Er soll dem Mann rund 13.500 Euro abgenommen – tatsächlich aber gar kein Auto für ihn erworben haben.

Dass der ehemalige Bautzener Autohändler so freigiebig gesteht, mag auch an einem Deal liegen, den Richter, Verteidiger und Staatsanwaltschaft zuvor getätigt haben. Denn auf dem Tisch liegen an diesem Tag noch weitere Anklageschriften. So wird dem Mann auch noch Verleumdung vorgeworfen – und mehrfaches Autofahren ohne Fahrerlaubnis. Wenn er die Betrugsvorwürfe gesteht, so der Deal, werde ein gewisses Strafmaß nicht überschritten.

Und so ist es dann auch. In dem Stalking-Prozess ist Josef A. im vorigen Jahr wegen gefährlicher Körperverletzung, sexueller Nötigung, Verstößen gegen das Gewaltschutzgesetz und weiteren Taten zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Das Gericht bildet nun eine Gesamtstrafe für jene Taten und die Betrugsvorwürfe. Ein paar einzelne Taten werden eingestellt, weil die Sachlage unklar ist. In Haft bleibt Josef A. damit nur wenig länger als ohnehin angeordnet: Vier Jahre und vier Monate lautet das neue Urteil. Bei guter Führung könne es auf etwa vier Jahre hinauslaufen, so das Gericht. Eine Wert-Ersatzsumme von knapp 208.000 Euro soll von Josef A.s Konto eingezogen werden.

Er hat eine Woche Zeit, gegen das Urteil vorzugehen, bevor es rechtskräftig wird.