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Kreis Bautzen: Ist die Grippewelle nun vorbei?

Kurz vor Weihnachten sorgte Influenza fast für eine Überlastung in den Kliniken im Landkreis Bautzen. Zwei Monate später herrschen andere Erkrankungen vor.

Von Tim Ruben Weimer
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Eine warme Decke und Nasenspray gegen die Erkältung: Trotz der zuletzt wärmeren Temperaturen hält der Winter an. Und wie sieht es mit der Grippewelle aus?
Eine warme Decke und Nasenspray gegen die Erkältung: Trotz der zuletzt wärmeren Temperaturen hält der Winter an. Und wie sieht es mit der Grippewelle aus? © dpa-tmn

Bautzen. Die ersten frühlingshaft warmen Tage liegen bereits hinter uns, doch zum nächsten Wochenende nähern sich die Temperaturen wieder dem Gefrierpunkt an. Gleichzeitig scheinen derzeit viele Menschen im Kreis Bautzen krank zu sein. Stecken wir schon in der nächsten Grippewelle?

Ist die Grippewelle für diese Saison vorbei?

Die Zahlen des Bautzener Gesundheitsamtes zu den nachgewiesenen Influenza-Fällen belegen eindeutig: In einer Grippewelle stecken wir gerade nicht. In den Jahren 2019 und 2020 lagen die Influenza-Zahlen zu dieser Jahreszeit bei 150 beziehungsweise 200 wöchentlichen Infektionen. In diesem Jahr sind es nur zehn bis 20.

Ob die Grippewelle für diese Saison nun schon endgültig vorbei ist, will das Gesundheitsamt nicht vorhersagen. Allerdings gab es in dieser Saison bereits einen ungewöhnlich hohen und steilen Anstieg der Grippezahlen kurz vor Weihnachten, was unter anderem die Oberlausitz-Kliniken kurz vor die Überlastung brachte. Rund ein Drittel der Mitarbeiter war damals krankgeschrieben, auch die verfügbaren Betten waren fast voll belegt.

Nun habe sich die Lage endlich entspannt, berichtet der ärztliche Direktor Frank Weder. "Wir haben derzeit keinen einzigen Influenzafall stationär bei uns liegen", sagt er, "wir betreiben ein normales Wochengeschäft."

Wenn nicht Influenza, woran erkranken die Leute dann?

Laut Bautzener Gesundheitsamt ist im Vergleich zu 2022 im laufenden Jahr ein deutlich höherer Anteil an Lungen- und Magen-Darm-Erkrankungen zu verzeichnen. Auch in den Oberlausitz-Kliniken hat Frank Weder rund zehn Patienten mit einer Lungenentzündung auf Station liegen. Atemwegserkrankungen wie Bronchitis und Virus-Infektionen seien derzeit auch im ambulanten Bereich an der Tagesordnung, allerdings sei das "jahreszeitlich bedingt und nicht übermäßig viel". Beides flache zudem meist im März bei wärmeren Temperaturen ab.

Bei Menschen über 65 Jahren seien zudem Pneumokokken die am häufigsten vorkommenden Erreger, insbesondere bei hochbetagten Patienten, so Weder. Sie können der Auslöser für schwer verlaufende Infektionen wie Lungen-, Mittelohr- oder Hirnhautentzündungen sein. Die Ständige Impfkommission empfiehlt daher eine Impfung gegen Pneumokokken für Menschen über 60 Jahre sowie für Säuglinge ab dem Alter von zwei Monaten. Bei jüngeren und Menschen mittleren Alters schlage meistens eine Behandlung mit Antibiotika an, erklärt Weder.

Einer Lungenentzündung lasse sich sonst nur mit allgemeinen Ratschlägen wie viel frischer Luft und körperlicher Aktivität vorbeugen.

Und was ist eigentlich mit Corona?

Die Maskenpflicht ist überall gefallen, zuletzt im Fernverkehr der Deutschen Bahn. Müsste das nicht wieder zu einem Anstieg der Corona-Infektionen führen? Das Gesundheitsamt hat in diesem Jahr allerdings bislang nur 1.230 Infektionen mit Covid-19 nachgewiesen, das sind weniger als die Hälfte der Zahl vom Februar 2022.

"Covid ist schon noch unterwegs", erklärt Frank Weder von den Oberlausitz-Kliniken. Allerdings verursache das Virus weiterhin meist nur leichte Infektionsverläufe und werde häufig nur "nebenbei" festgestellt. In den Kliniken werde Corona meist nur noch bei älteren Patienten diagnostiziert.

Und wie sieht es bei den Kindern aus?

Kurz vor Weihnachten spielte in der Bautzener Kinderklinik und bei den Kinderärzten das RS-Virus eine große Rolle. Jetzt habe er seit mehreren Wochen keinen einzigen RSV-Fall mehr nachweisen können, berichtet der Bautzener Kinderarzt-Obmann Martin Völker aus Singwitz. Laut Gesundheitsamt gab es in diesem Jahr bislang 177 positiv getestete Fälle. Auch die Kinderklinik ist nicht mehr überlastet.

Allerdings greifen die Magen-Darm-Erkrankungen derzeit vor allem in den Kindergärten um sich, sagt Völker. Auch das sei zwar im Winter nichts Ungewöhnliches, es habe aber zuletzt schon Fälle gegeben, wo nur noch ein bis zwei Kinder morgens im Kindergarten erschienen. "Von einem Tag auf den anderen erkranken die Kinder großflächig", schildert der Kinderarzt, "es gibt richtige Schwerpunkt-Wellen."

Trotzdem habe sich die Versorgungssituation insgesamt deutlich verbessert. "Die Überbeanspruchung, die wir vor Weihnachten noch hatten, ist jetzt eindeutig vorbei." Eltern, deren Kind eine Magen-Darm-Erkrankung hat, sollten warten, bis es wieder symptomfrei ist, und das Kind dann noch weitere zwei Tage zu Hause behalten, bevor es wieder in die Kita geschickt wird, empfiehlt Völker.