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Bautzen: Noch mehr Kritik an Bismarck-Denkmal

Nach dem Sorbischen Institut meldet sich nun auch die Domowina zu Wort. Sie bezeichnet Bismarck als Feind der Menschenrechte.

Von Theresa Hellwig
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Am Turm auf dem Czorneboh soll künftig wieder ein Bismarck-Denkmal stehen. Daran gibt es Kritik.
Am Turm auf dem Czorneboh soll künftig wieder ein Bismarck-Denkmal stehen. Daran gibt es Kritik. © SZ/Uwe Soeder, privat

Bautzen. Nach dem Sorbischen Institut hat sich nun auch die Domowina zu Wort gemeldet – und die Pläne der Stadt Bautzen, das Bismarck-Denkmal im Bautzener Stadtwald auf dem Czorneboh wieder zu errichten, kritisiert. Der Hauptausschuss des Bautzener Stadtrates hatte vor Kurzem ohne Gegenstimme und mit nur zwei Enthaltungen beschlossen, dass der AfD-nahe Verein Bautzener Liedertafel das Denkmal wieder aufbauen - und der Stadt schenken darf.

„Wir bedauern die Entscheidung des Hauptausschusses des Stadtrates“, sagt Dawid Statnik, Vorsitzender der Domowina. Die europäischen Völker hätten sich „gottseidank vom Denken Bismarcks verabschiedet, dass Krieg Teil der Politik ist“, erklärt Statnik. „Deshalb wollen wir Bismarck nicht einmal geschenkt haben“, sagt er.

Domowina hofft, dass die Stadt von den Plänen ablässt

Bismarck sei außerdem ein Feind der Menschenrechte gewesen, die heute Maßstab der Gesellschaft sind. Wenn die Stadt neue Denkmäler errichten wolle, so wünscht Statnik, sollten diese vielmehr für den gleichwertigen Umgang mit Menschen unterschiedlicher Herkunft stehen. Er hoffe, dass die Stadt von dem Vorhaben ablasse – und nennt die Kritik des Sorbischen Instituts „berechtigt“.

Jenes hatte sich zu Beginn der Woche mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gerichtet – und darin die Pläne der Stadt kritisiert. „Mit Bestürzung und Unverständnis nehmen wir den Beschluss zur Kenntnis“, schreiben Hauke Bartels, Direktor des Sorbischen Instituts, und Friedrich Pollack, Leiter der Abteilung Kulturwissenschaften, in dem Brief. Das Sorbische Institut distanziere sich ausdrücklich von der Entscheidung, teilen die Verfasser mit.

Die Entscheidung zeuge von Geschichtsvergessenheit. „Der Beschluss hebt eine historische Persönlichkeit auf den Sockel, die nicht im Geringsten als positiver Bezugspunkt der Erinnerungskultur einer demokratischen, solidarischen und weltoffenen Gesellschaft taugt“, heißt es in dem Brief.

Sorben unter Bismarck unterdrückt

Vor allem für eine Kommune, die sich zum Miteinander von Deutschen und Sorben bekennt, sei das Ganze ein „aus der Zeit gefallener, schädlicher Akt“. Bismarcks Politik falle in die Zeit eines autoritären, nationalistischen Obrigkeitenstaates. Sie habe sich gegen Katholiken, Liberale, Sozialdemokraten – und auch nationale Minderheiten gerichtet. „Die preußische Politik gegenüber sorbischen, polnischen, dänischen und französischen Staatsbürgern war durch permanentes Misstrauen und anhaltende Repressionen gekennzeichnet“, berichten die Verfasser.

Die Sprachen der Angehörigen seien im öffentlichen Raum verboten worden, unter anderem im Schulunterricht. Betroffene seien überwacht, inhaftiert, enteignet oder ausgewiesen worden.

Das Sorbische Institut bezeichnet deshalb das Denkmal als „Trojanisches Pferd“. Die Einrichtung warnt davor, dass sich dieses „als Kult- und Gedenkort für Rechtsextreme, Reichsbürger und sonstige Demokratieverächter“ herauskristallisieren könnte.

Offener Brief des Sorbischen Instituts.