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Er zeigt Spektakuläres bei den Bautzener Flugtagen

Tino Mommert fliegt waghalsige Manöver. Dabei ist das Ganze für ihn nur ein Hobby. Am Wochenende ist er mit seiner Airshow bei den Flugtagen Bautzen zu erleben.

Von Juliane Just
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Tino Mommert ist Kunstflugpilot und zeigt bei den Bautzener Flugtagen eine Airshow. Zehn Jahre Übung stecken hinter der spektakulären Choreografie am Himmel.
Tino Mommert ist Kunstflugpilot und zeigt bei den Bautzener Flugtagen eine Airshow. Zehn Jahre Übung stecken hinter der spektakulären Choreografie am Himmel. © Julia Herzsprung

Dresden. Wenn die Maschine Turbulenzen hat, kann dem "normalen" Fluggast und Urlaubsreisenden schon mal übel werden. Für Tino Mommert fängt der Spaß dann erst richtig an. Der Kunstflugpilot fliegt mit seiner Maschine spektakuläre Manöver - über Kopf, in Schleifen, im Looping. Doch was so schön aussieht, bedarf vieler Jahre Tüftelei und Übung.

"Das Fliegen war immer mein Kindheitstraum", sagt der 48-Jährige. Er war fasziniert von der Leidenschaft Fliegerei, wollte es unbedingt ausprobieren. Mit 14 Jahren konnte Timo Mommert, der gebürtig aus Neustadt in Sachsen stammt, sich zu DDR-Zeiten seinen Traum erfüllen. Bei der Gesellschaft für Sport und Technik konnte er seinen ersten Segelflug erleben - als Beisitzer, versteht sich.

Dann kam die Wende, ein Bruch in vielen ostdeutschen Biografien. Der damals noch Jugendliche musste sich orientieren in dieser neuen, anderen Welt. "Es waren erst einmal andere Dinge wichtiger", sagt Tino Mommert. Er absolvierte eine Ausbildung zum Zimmermann, machte sein Abitur, studierte Betriebswirtschaft. Die Fliegerei schlummerte aber immer im Hinterkopf.

Simulierte Abstürze fürs Pilotentraining

Mit 35, mehr als 20 Jahre nach seinem ersten Flug, fand Mommert zur Fliegerei zurück. Er erwarb eine Motorflugzeug-Lizenz. Das ist eine Art Führerschein für Motorflugzeuge - mit Theorieteil über Meteorologie und Navigation sowie einem ausführlichen Praxisteil. "Es war überwältigend, nach so vielen Jahren selbst zu fliegen", blickt Tino Mommert zurück.

Bei der Ausbildung geht es auch um gefährliche Fluglagen. Dabei wird ein Absturz simuliert, damit der Pilot lernt, die Maschine wieder unter Kontrolle zu bringen. "Dort war klar, dass ich Kunstflug machen möchte", sagt Tino Mommert. Wenn die Aerodynamik außer Kraft gesetzt ist, fange sein Herz an, höher zu schlagen.

Kurz nach seiner Ausbildung machte er deshalb einen weiteren Führerschein: die Kunstflugberechtigung. In der Kunstflugschule in Tannheim in Tirol nahm er Unterricht bei Matthias Dolderer, seinerseits Weltmeister des bekannten Red Bull Air Race. Er brachte seinem Schützling die Grundlagen des Kunstflugs bei, sozusagen den Werkzeugkasten für spektakuläre Manöver.

Mit seiner Maschine fliegt Tino Mommert verschiedene Figuren. Die Kräfte, die beispielsweise bei einem Looping auf den Körper wirken, sind immens.
Mit seiner Maschine fliegt Tino Mommert verschiedene Figuren. Die Kräfte, die beispielsweise bei einem Looping auf den Körper wirken, sind immens. © Julia Herzsprung
Mit seiner Maschine ist Tino Mommert eins. Seit zehn Jahren fliegt er damit, kennt jedes Detail. Für seine Airshow ist es wichtig, das Flugzeug bestens zu kennen.
Mit seiner Maschine ist Tino Mommert eins. Seit zehn Jahren fliegt er damit, kennt jedes Detail. Für seine Airshow ist es wichtig, das Flugzeug bestens zu kennen. © Julia Herzsprung
Mit der Yak55MC fliegt der Pilot seine Kunstflüge. Seine Show hat er über Jahre Schritt für Schritt perfektioniert.
Mit der Yak55MC fliegt der Pilot seine Kunstflüge. Seine Show hat er über Jahre Schritt für Schritt perfektioniert. © Julia Herzsprung

Seither tüftelt Tino Mommert an seiner Airshow. Über zehn Jahre Übung stecken hinter der spektakulären Choreografie. "Das Training und die Routine sind unheimlich wichtig", sagt der Pilot. Er muss eins mit seiner Maschine werden, damit alles reibungslos abläuft. Er gibt auch zu, dass eine gewisse Grundangst bei der Fliegerei mitschwingt. "Aber diese Angst schafft auch Respekt vor dem Sport. Man bringt Mensch und Maschine an ihre Leistungsgrenzen", beschreibt er.

Eine Trainingseinheit dauert maximal eine halbe Stunde, denn die Manöver sind für den Körper sehr anstrengend. Die sogenannten G-Kräfte, also die Belastungen, die aufgrund der Veränderung der Geschwindigkeit oder Richtung auf seinen Körper einwirken, seien immens. Bis zu 9G wirken bei einem Looping auf den Körper ein - also das Neunfache des Körpergewichts. Je nach Figur, die der Pilot fliegt, sackt das Blut dann entweder vom Kopf in die Füße oder wird andersherum durch den Körper gedrückt.

Wenn sich manchem nun schon beim Lesen der Magen umdreht: Bei Tino Mommert ist das nicht so. "Reine Übungssache", sagt er. Der Körper gewöhne sich an die Belastung, aber auch er merke nach der Winterpause einen deutlichen Unterschied. Solche Krafteinwirkungen könne man am Boden nicht üben. Aber wenn er im Training steht, schaffe er bis zu drei halbstündige Einheiten am Tag.

Spektakuläre Show bei den Flugtagen Bautzen

Dabei ist all das für Tino Mommert "nur" ein Hobby. Beruflich ist er als selbstständiger Hausmeister in Dresden unterwegs. In der sächsischen Landeshauptstadt ist er auch seit vielen Jahren zu Hause. Seine Freundin und seine Tochter sind keine Flugbegeisterten, wollen ihn eigentlich lieber am Boden sehen, sagt er und schmunzelt.

Dabei ist sein Hobby zwar gefährlich, aber auch eine Rarität. Tino Mommert ist einer von zwei Kunstflugpiloten in ganz Sachsen, mehr kenne er nicht. Und genau deshalb sind die Flugtage Bautzen sein persönliches Highlight des Jahres. Bei Sachsens größter Flugshow kann er seine Kunst am kommenden Wochenende unter den wachsamen Augen vieler Zuschauer zeigen.

Die Flugtage Bautzen finden vom 12. bis 14. August statt. Neben verschiedenen Attraktionen wie Kunstflugstaffeln in der Luft warten auf die Besucher am Boden historische Flugzeuge, Modellflieger und vieles mehr. Wer Tino Mommert live erleben will, hat am Sonnabend und Sonntag, jeweils 15.45 Uhr, die Chance dazu.

Sächsische.de verlost 3x2 Tickets für die Flugtage Bautzen. Interessierte können sich mit Name und Anschrift unter Stichwort Flugtage Bautzen bis 11. August, 12 Uhr, per E-Mail an [email protected] melden. Die Gewinner werden per E-Mail informiert. Mehr Informationen zum Programm gibt es auf der Website unter www.flugtage-bautzen.de.