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KunstBus rollt zu italienischem Palazzo in der Oberlausitz

Im Herrenhaus Saritsch kann am Wochenende die Konsum-Galerie besucht werden - und auch sonst gibt es dort viel zu erfahren und erleben.

Von Uwe Menschner
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Stefan und Ines Triebs informieren am Kunstbus-Wochenende auch über die Geschichte und Sanierung des Herrenhauses Saritsch.
Stefan und Ines Triebs informieren am Kunstbus-Wochenende auch über die Geschichte und Sanierung des Herrenhauses Saritsch. © Uwe Menschner

Neschwitz. Ein italienisches Palazzo in der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft? Wo soll das denn sein? Ines und Stefan Triebs kennen die Antwort: in Saritsch. Und die beiden müssen es wissen, sind sie doch seit 2009 Eigentümer des Herrenhauses in dem Neschwitzer Ortsteil. Ein Gebäude, das – für Oberlausitzer Adelssitze eher ungewöhnlich – nicht mit barocken Kastenfenstern, sondern mit Rundbogenfenstern aufwartet. Ganz ähnlich wie das Rathaus im etwa 60 Kilometer entfernten Zittau.

Und auch sonst gibt es einige Parallelen: „Auch die Rosette im Oberlicht der Haustür und die Tür selbst erinnern an das Zittauer Rathaus, und die Gestaltung der Hausecken – die so genannten Ecklisenen – findet sich an der dortigen Baugewerkeschule wieder“, so Ines Triebs.

Sowohl die Schule als auch das Zittauer Rathaus entstammen den Ideen des Architekten Carl August Schramm (1807-1869), der als Freund der italienischen Baukunst galt. Und so liegt es nahe zu vermuten, dass Schramm auch am Bau des Saritscher Herrenhauses beteiligt war. „Belegen lässt sich das aber nicht“, erklärt Ines Triebs, die umfangreich dazu recherchiert hat.

Zu DDR-Zeiten: Jugendclub, Gemeindeamt, Kulturzentrum

Sehr wohl belegen lässt sich jedoch, was seit 2009 am und im Saritscher Herrenhaus passiert ist. Ines und Stefan Triebs haben ihre Aktivitäten seit dem Tag, als sie sich und ihren drei Kindern den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllten, akribisch und detailliert aufgezeichnet.

„Dieses Haus war immer öffentlich“, sagt Stefan Triebs. „Zu DDR-Zeiten bildete es das Zentrum der damals selbstständigen Gemeinde Saritsch. Hier befanden sich Jugendclub, Gemeindeamt, Schwesternstation und das Kulturzentrum, wo sogar Kinofilme gezeigt wurden. Und natürlich gab es hier die Konsum-Verkaufsstelle.“ Da man auch von öffentlichen Fördermitteln profitiert habe, wolle man die Öffentlichkeit auch weiterhin an der Entwicklung des Herrenhauses teilhaben lassen, so der Eigentümer.

Dabei spielt der frühere Konsum eine wichtige Rolle, denn in seinen Räumen befindet sich seit 2013 die Konsum-Galerie. Der Gewölberaum im Erdgeschoss zeigt mit den DDR-typischen Bodenfliesen und dem Putz-Flickenteppich an den Wänden noch den Charme jener Zeit, und genau das ist auch so gewollt.

Eigentümer informieren über Geschichte des Herrenhauses

Derzeit stellt die Konsum-Galerie Malerei des Künstlerduos Merja und Torsten J. Rentsch (Atelier Salz) aus dem Königswarthaer Ortsteil Wartha vor. Anfangs zeigte die Galerie eine Ausstellung pro Jahr, seit 2018 zwei, und zusätzlich gibt es eine Lesung.

Mittlerweile hat sich die kleine Galerie im Saritscher Herrenhaus einen Namen gemacht: „Mussten wir am Anfang noch selbst die Künstler akquirieren, so kommen sie jetzt zu uns und fragen, ob sie hier ausstellen können“, erklärt Ines Triebs.

Die Konsum-Galerie zeigt noch viel Charme aus der Zeit, als sich hier tatsächlich noch eine Konsum-Verkaufsstelle befand.
Die Konsum-Galerie zeigt noch viel Charme aus der Zeit, als sich hier tatsächlich noch eine Konsum-Verkaufsstelle befand. © Uwe Menschner

Am 19. und 20. August 2023 rechnen Ines und Stefan Triebs mit deutlich mehr Besuchern als an einem normalen Wochenende. Dann nämlich macht der KunstBus Oberlausitz am Saritscher Herrenhaus Station. Die Eigentümer wollen einen Einblick in die aktuelle Ausstellung geben und auch über die ältere und jüngere Geschichte des doch recht ungewöhnlichen Bauwerks und seiner Umgebung informieren. Dafür öffnen sie neben der Galerie auch die geräumige Haushalle, die weniger an Zittau, sondern mehr an die Görlitzer Hallenhäuser erinnert.

Ausstellung informiert über Sanierung des Herrenhauses

Die jüngere Geschichte begann 2012, als Familie Triebs mit der Sanierung der von der Schauseite aus rechten Haushälfte zum eigenen Wohndomizil startete. Gleichzeitig wurde die Fassade saniert. 2018 und 2019 widmeten sie sich der Umgestaltung der vorherigen Abstell- und Lagerfläche hinter dem Haus zum Garten.

Entstanden ist ein kleines, labyrinthartig gestaltetes Paradies, das der Familie als privater Rückzugsort dient. Im August 2021 ließen Ines und Stefan Triebs in der noch weitgehend ungenutzten linken Haushälfte neue Fenster einbauen, sodass die Frontfassade nun vollständig erneuert ist.

Hinsichtlich der Nutzung der linken Haushälfte befinden sich Ines und Stefan Triebs noch in der Ideenfindung, wobei sich eines mittlerweile herauskristallisiert hat: „Die Galerie soll bleiben, denn sie ist wahrscheinlich die beste Nutzung, die wir für diesen Raum finden können.“ Und eine optimale Möglichkeit, die Öffentlichkeit an der Entwicklung des Herrenhauses teilhaben zu lassen – das nächste Mal im größeren Rahmen mit dem KunstBus-Aktion.

Neben der aktuellen Ausstellung des Atelier Salz in der Konsum-Galerie können dann auch Ausstellungen zur Geschichte und Sanierung des Herrenhauses und von Katja Forster besichtigt werden. An beiden Tagen spielt die Band Plasol aus Berlin, am Sonntag gibt es um 14.30 und um 16.30 Uhr Tanzaufführungen von Anita Bauer.

Auch hier macht der KunstBus Station

Der Kunstbus rollt am 19. und 20. August 2023 durch den Landkreis Bautzen. Das sind die Stationen:

  • Haus der Tausend Teiche in Wartha
  • Elektroporzellanmuseum Margarethenhütte in Großdubrau
  • Barockschloss und Park Neschwitz
  • Konsum-Galerie Herrenhaus Saritsch
  • Schwesternhäuser Kleinwelka
  • Galerie Budissin in Bautzen

Karten für das KunstBus-Wochenende erhalten Sie online oder unter anderem in den DDV Lokalen, etwa in Bautzen (Lauengraben 18) und Kamenz (Theaterstraße 3).

Weitere Infos und der Fahrplan: www.kunstbus-ol.de