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Neues Leben für die alte Neschwitzer BHG

Das Gebäude steht schon jahrelang weitgehend leer. Nun haben es zwei ortsansässige Investoren saniert - und auf dem Gelände drumherum noch mehr vor.

Von Uwe Menschner
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Andre Knychalla (l.) und Lars Gottschling erwecken das alte BHG-Gebäude in Neschwitz zu neuem Leben und haben auf dem Gelände rundherum noch mehr vor.
Andre Knychalla (l.) und Lars Gottschling erwecken das alte BHG-Gebäude in Neschwitz zu neuem Leben und haben auf dem Gelände rundherum noch mehr vor. © Uwe Menschner

Neschwitz. Viele Jahre lang bot das frühere Verwaltungsgebäude der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (BHG) keinen schönen Anblick in Neschwitz. Doch das hat sich in den letzten Monaten grundlegend geändert: Die beiden Neschwitzer Lars Gottschling und André Knychalla sanieren das seit 1990 größtenteils leer stehende Objekt von Grund auf und bereiten es für eine künftige Nutzung vor. „Mich hat der Anblick an dieser markanten Stelle in meinem Heimatort immer gestört“, bekennt Lars Gottschling.

Und so entschloss sich der Unternehmer, diesen Zustand selbst zu ändern. Er tat sich mit dem ebenfalls ortsansässigen selbstständigen Maler und Raumausstatter André Knychalla zu einer GbR zusammen, gemeinsam erwarben sie das Gebäude vom Rechtsnachfolger der früheren BHG. „Wir haben das Objekt seit Januar dieses Jahres komplett entkernt und grundsaniert“, berichtet Lars Gottschling. Und nun stehen die Bauarbeiten kurz vor dem Abschluss: „Bis zum 31. Dezember wollen wir alles fertig haben.“

Ärztin und Physiotherapie ziehen 2023 ein

Freilich legten die beiden Neschwitzer Unternehmer nicht ins Blaue hinein los: „Bereits vor dem Beginn der Arbeiten hatten wir Verträge mit den künftigen gewerblichen Mietern abgeschlossen“, sagt Lars Gottschling. Neben dem Friseursalon von Tobias Hanusch, der bereits vor Baubeginn hier ansässig war - und auch in der Bauphase bis auf eine kurze Unterbrechung weiter arbeiten konnte -, ziehen zum Jahresbeginn 2023 die bereits in Neschwitz ansässige Ärztin Dr. Jana Mark und die Physiotherapie Melcher, deren Hauptsitz sich in Königswartha befindet, ein.

Von den zwei Wohnungen ist eine ebenfalls schon vermietet, die andere wird noch ausgeschrieben. „Natürlich wäre es für uns einfacher und billiger gewesen, wenn wir die alte BHG als reines Wohngebäude ausgebaut hätten“, erklärt Lars Gottschling und zeigt auf den Anbau an der nördlichen Gebäudeseite, in dem sich nach der Fertigstellung ein Fahrstuhl befinden wird, und auf die Stellplätze: „Für Gebäude mit medizinischer und therapeutischer Nutzung gelten besondere Anforderungen.“

Einkaufsmarkt soll nächstes Jahr saniert werden

Für ihn und André Knychalla stand jedoch von vornherein fest, dass sie zur Stärkung der Daseinsfürsorge in ihrer Heimatgemeinde beitragen wollen. Dafür zeigt sich auch der Neschwitzer Bürgermeister Gerd Schuster (CDU) dankbar: „Ich bin sehr erfreut, dass in Absprache mit der Verwaltung dieses Engagement ergriffen wurde. Erhalt und Ausbau der öffentlichen Infrastruktur, sei es in puncto Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs, medizinische Absicherung, Erziehung und Bildung sowie Ordnung und Sicherheit, sind entscheidend dafür, dass eine Gemeinde lebens- und liebenswert ist. Im Bereich der ehemaligen BHG schaffen die Investoren in vielen der angesprochenen Bereiche Verbesserungen.“

Denn mit der Sanierung des früheren Verwaltungsgebäudes ist für Lars Gottschling und André Knychalla das Engagement auf dem BHG-Gelände noch nicht beendet: „Wir haben das gesamte Areal erworben und planen für das kommende Jahr die Sanierung des Einkaufsmarktes zu einem modernen Standort mit Zukunft“, erklären beide. Denn auch dieser ist in die Jahre gekommen, „seit 1990 ist daran nicht mehr viel passiert“.

Neuer Anbau für Bäcker- und Fleischerfliliale geplant

Zur Planung gehören die Erneuerung des Parkplatzes und ein neuer Anbau für Bäcker- und Fleischerfiliale. Auch nach der Sanierung wird Edeka den Markt weiter betreiben, versichert Lars Gottschling. Aus Gesprächen mit Neschwitzern weiß er, wie wichtig den Bewohnern diese Einkaufsmöglichkeit im eigenen Ort ist, aber auch, dass der Wunsch nach einer Modernisierung besteht. Zum Schluss werde sich die Gesamtinvestition auf circa vier Millionen Euro belaufen.

Zwischen den beiden befreundeten Investoren ist die Aufgabenverteilung klar geregelt: Während sich Lars Gottschling um die kaufmännischen und organisatorischen Belange kümmert, liegt die Koordinierung und Ausführung der Bauarbeiten in der Hand von André Knychalla. Für den selbstständigen Handwerker ist die Sanierung der alten BHG ein ganz besonderes Projekt: „Da ich hier selbst Bauherr bin, kann ich mich auch mal ein bisschen 'austoben' und experimentieren“, erklärt er. „Wenn man für andere Auftraggeber arbeitet, steckt man doch in einem engeren Korsett.“

Bis zur Übergabe an die Mieter muss noch der Innenausbau einschließlich der verschiedenen Installationen fertiggestellt werden. Auch zwei große Balkone kommen noch an das Gebäude. Den Abschluss bildet die Gestaltung der Außenanlagen. „Wir schreiben die Arbeiten nicht aus, sondern setzen auf zuverlässige Partner aus der Region, mit denen wir schon seit Jahren gut und eng zusammenarbeiten“, betonen die beiden Bauherren. „Damit sind wir gerade in der jetzigen wirtschaftlichen Situation gut gefahren.“

Als gute Entscheidung habe sich auch der zeitnahe Kauf des benötigten Materials erwiesen, wodurch die derzeitigen Preissteigerungen nicht ganz so stark ins Kontor schlagen. Auch hinsichtlich der Energieeffizienz und der Ausstattung wollen die Investoren einen hohen Standard verwirklichen. Und so trägt das frühere Verwaltungsgebäude der BHG schon bald erheblich zur Aufwertung des südlichen Ortszentrums von Neschwitz bei.