SZ + Bautzen
Merken

So schön ist jetzt das Torhaus in Radibor

Das markante Gebäude in Nachbarschaft zum Schloss von Radibor war lange ein Sorgenkind der Gemeinde. Nach abgeschlossener Sanierung ist es nun ein Schmuckstück.

Von Uwe Menschner
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Vermögensberater Frank Lehder ist mit seiner Firma in das fertig sanierte Torhaus in Radibor eingezogen. Das Schloss befindet sich rechtsseitig hinter der Durchfahrt.
Vermögensberater Frank Lehder ist mit seiner Firma in das fertig sanierte Torhaus in Radibor eingezogen. Das Schloss befindet sich rechtsseitig hinter der Durchfahrt. © Uwe Menschner

Radibor. Das Radiborer Schloss zeigt sich derzeit von Bauplanen umhüllt. Der Blick auf das Dach und auf die von den Vorhängen freigegebenen Stellen lässt die Pracht erahnen, in der es erstrahlen wird, wenn diese ganz fallen. Um zur Vorderseite des Schlosses zu gelangen, muss man ein Gebäude durchschreiten oder durchfahren, das zwar bei Weitem nicht so groß ist, aber doch sicher kaum weniger bedeutend für die Ortsgeschichte: das Torhaus.

Die Denkmalschutzliste des Freistaates Sachsen beschreibt es als „zweigeschossiges, massives Haus mit großer gewölbter Tordurchfahrt, baugeschichtlich, ortsgeschichtlich und ortsbildprägend von Bedeutung“. Demnach stammt es im Kern aus dem 17. Jahrhundert und ist damit deutlich älter als das Schloss in seiner heutigen Bauweise, die 1709 durch die Familie von Schack veranlasst wurde.

Und auch, was die Sanierung anbelangt, ist das Torhaus dem Schloss einen großen Schritt voraus: Es präsentiert sich nämlich bereits jetzt in einem Zustand, von dem man noch vor einigen Jahren nur hätte träumen können.

Vorheriger Besitzer kam Sanierungspflicht nicht nach

Der Mann, dem dies hauptsächlich zu verdanken ist, genießt von seinem Büro im Obergeschoss aus einen einzigartigen Rundblick über das Dorfzentrum von Radibor. Frank Lehder, Inhaber einer Agentur der Deutschen Vermögensberatung, hatte im Mai 2019 mit der Sanierung des Torhauses begonnen. „In dieser Zeit befand ich mich schon seit mehreren Jahren auf der Suche nach einer neuen Geschäftsstelle“, blickt er zurück.

Das Ziel bestand darin, die verschiedenen Zweigstellen seines Unternehmens am Hauptstandort Radibor zusammenzufassen. Dafür hatte er zunächst ein Büro angemietet, das eigentlich nur als Übergangslösung gedacht war, da es viel zu wenig Platz bot: „Daraus sind dann zehn Jahre geworden.“

Die Suche gestaltete sich schwierig, zumal Frank Lehder gern im ländlichen Raum arbeitet: „Ich wollte nicht mehr in die Stadt, und durch die Möglichkeiten der Online-Arbeit ist das auch gar nicht nötig“, erklärt er. Doch die alte Sparkasse in Milkel, die Spielhalle in Kleinwelka, ein Objekt in Großdubrau entsprachen nicht seinen Anforderungen.

2019 mit der Sanierung des Torhauses begonnen

Die Gemeinde Radibor suchte zu dieser Zeit für das Torhaus einen neuen Eigentümer, denn der damalige Besitzer kam seinen Sanierungspflichten nicht nach. Nach einem langen Rechtsstreit kaufte schließlich Familie Lehder das Objekt. „Der Vorbesitzer hatte alles weiß überstrichen und gedacht, das genügt als Sanierung“, blickt Frank Lehder zurück. Und erinnert sich schmunzelnd: „Wir haben das Torhaus so gekauft, wie wir es von außen sahen, und durch die Fensterscheiben hindurch geplant.“

Im Inneren sah es „nicht so schön“ aus, umschreibt Frank Lehder den später vorgefundenen Zustand. Bei der Sanierung blieb dann mit Ausnahme der Außenmauern kein Stein auf dem anderen. „Wir haben die Gewölbedecken freigelegt, es hatte durch die Bögen hindurch geregnet“, nennt der Radiborer Vermögensberater ein Beispiel. Die komplette bauliche Entkernung hatte allerdings auch den Vorteil, dass sie Gestaltungsfreiheit schuf – gerade im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung war das sehr wichtig.

Großer Konferenzraum entstand im Obergeschoss

Wer heute das Torhaus betritt, kann sich den beschriebenen Zustand aus dem Jahr 2019 kaum noch vorstellen. Liebevoll sanierte Gewölbebögen bestimmen das Bild im Erd- und Untergeschoss, wo die Tordurchfahrt enge Grenzen hinsichtlich der räumlichen Nutzung setzt. Ein wahres Schmuckkästchen stellt die in eine frühere Schwarzküche eingebaute Toilette dar – so stilvoll kann man in der näheren Umgebung wohl nur noch im früheren Pferdestall des Schlosses Milkel „sitzen“.

Im ersten Obergeschoss empfängt den Besucher ein erstaunlich geräumiger Konferenz- und Büroraum, der mit zeitgemäßer Medien- und Datentechnik ausgestattet ist. „Meine Kollegen – sie sind alle auf selbstständiger Basis tätig – kommen regelmäßig hierher, damit wir uns austauschen und gemeinsam fortbilden können“, erklärt Frank Lehder. Doch auch für Vorträge zu Finanzthemen, die sich an die Kunden des Unternehmens richten, bildet der Raum den passenden Rahmen.

Viel Verkehr unter dem Torbogen des Torhauses

Im Obergeschoss hat Frank Lehder auch sein eigenes Büro mit dem Exklusivblick über Radibor eingerichtet. Im Dach befindet sich das Archiv. Noch nicht fertig sind die Außenanlagen inklusive einiger Pkw-Stellplätze, was angesichts des derzeitigen Baustellenverkehrs zum Schloss auch sicher noch nicht sinnvoll wäre.

Dieser Verkehr sorgt auch dafür, dass die Durchfahrt unter dem Torbogen stark strapaziert wird – „da müssen wir alle gemeinsam noch eine Lösung finden“, meint Frank Lehder. Doch beim Blick aus dem Fenster in Richtung Schloss, das seit 2022 von einem Berliner Unternehmer saniert wird, überwiegt die Freude über den dortigen Baufortschritt. Damit es schon bald im gleichen Glanz erstrahlen kann, in dem sich das Torhaus bereits präsentiert …