Star-Geigerin kommt mit ungewöhnlichem Konzertprogramm nach Bautzen
Bautzen. Klassische Musik begeistert viele Menschen, doch für den Nicht-Eingeweihten bleibt das Geheimnis manches Stückes oft wie hinter einem Vorhang verborgen. Die international bekannte Geigerin Franziska Pietsch aus Berlin will das ändern - und zwar in Bautzen. Bei dem Konzertwochenende "Winterklassik" vom 26. bis 28. Januar 2024 im Sorbischen Museum verbindet sich Musik mit Sprache auf unterschiedlichste Art.
So kommen im Konzert am Freitag um 19 Uhr Gedichte der sorbischen Schriftstellerin Christiana Piniekowa, bekannt unter ihrem Künstlernamen Lenka, zu Gehör. Sie trägt sie selbst teils in sorbischer, teils in deutscher Sprache vor.
Musiker beschäftigen sich mit dem Begriff Heimat
Im Zentrum, so Veranstalterin Pietsch, stehe aber trotzdem die Musik, die in unterschiedlichen Formationen wie Streicher-Trio, Quintett oder am Klavier zu vier Händen vorgetragen wird. Mit nach Bautzen bringt sie international renommierte Klassik-Stars wie den spanisch-amerikanischen Pianisten Josu de Solaun oder die israelische Bratschistin Hila Karni.
Das Festival steht, insbesondere am Sonnabend um 19 Uhr, unter dem Motto "Heimat". Jeder der Komponisten der aufgeführten Stücke, unter anderem Mieczyslaw Weinberg und Antonín Dvořák, habe eine ganz besondere Beziehung zur Heimat. Weinberg etwa musste vor den Nazis von Polen nach Russland fliehen. "Das wiederum hat überhaupt nichts mit dem Heimatbegriff von Dvořák zu tun, der vor Heimweh krank wurde, als er nach Amerika eingeladen wurde, den Aufenthalt nach zwei Jahren abbrach und dort trotzdem seine berühmteste Sinfonie 'Aus der neuen Welt' schrieb", erzählt Franziska Pietsch.
Auch an diesem Abend werden Texte vorgetragen, beispielsweise aus dem Briefwechsel von Antonín Dvořák in die tschechische Heimat. "Man nimmt die Werke anders wahr, wenn man vorher Texte dazu hört", sagt Pietsch. Auch sie selber habe durch ihre Ausreise als 16-Jährige aus Ostberlin in den Westen eine besondere Beziehung zu ihrer Heimat.
Veranstalterin begeistert vom Saal im Sorbischen Museum
Die Matinee am Sonntag um 11 Uhr schlussendlich widmet sich vor allem der Interpretation der Werke durch die anwesenden Künstler. "Wir verbinden unsere Seele mit den Komponisten, haben aber natürlich auch unsere eigenen Gedanken zu jedem Werk", erklärt die Violinistin, die auch selber auf der Bühne stehen wird. Es gehe nicht darum, Wikipedia-Einträge zu den Stücken vorzulesen, sondern um die ganz persönlichen Eindrücke der Musiker.
Die Idee für das "Winterklassik"-Festival kam Franziska Pietsch, als sie vor rund einem Jahr erstmals in Bautzen war und ein Kammerkonzert im Sorbischen Museum gab. "Ich wusste damals noch überhaupt nichts über diese Stadt, aber in diesem Saal herrschte eine ungewöhnliche Energie", berichtet sie. "Man hatte das Gefühl, der Saal antworte einem. So als ob meine Seele dort zu Hause war."
Uraufführung eines Bautzener Komponisten als Höhepunkt
Seitdem sei ihr klar gewesen, nach Bautzen zurückkehren zu müssen. Die Konzerte am letzten Januar-Wochenende sollen dabei nur der Auftakt für eine regelmäßige Konzertreihe sein, so Pietsch. Sie habe bewusst den Winter dafür gewählt, weil es im Sommer bereits viele Kulturveranstaltungen gebe.
Höhepunkt des Konzertwochenendes wird die Uraufführung einer Trilogie für Streichertrio des Bautzener Komponisten Jan Cyž sein. Darin werden Gedichte der wendischen, also niedersorbischen Schriftstellerin Mina Witkojc verarbeitet, zum Teil auf Sorbisch, zum Teil auf Deutsch. Die Uraufführung gibt es am Freitag 19 Uhr zu erleben.
Tickets für 20 Euro pro Konzert (ermäßigt: 15 Euro) gibt es online sowie im DDV Lokal Bautzen, im Musikhaus F. G .Löbner und an der Abendkasse zu erwerben. Der Besuch des gesamten Konzert- Wochenendes kostet 50 Euro.