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So viel verdienen die Menschen im Landkreis Bautzen

Das Durchschnittsgehalt im Landkreis ist gestiegen. Trotzdem gibt es weiter große Unterschiede - zwischen Berufen, aber auch zwischen Mann und Frau.

Von Lucy Krille
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Altenpflegerinnen und -pfleger verdienten 2021 knapp sieben Prozent mehr als im Vorjahr, das ist mit die größte Gehaltssteigerung im Landkreis Bautzen. Trotzdem ist das Gehalt noch immer eher niedrig.
Altenpflegerinnen und -pfleger verdienten 2021 knapp sieben Prozent mehr als im Vorjahr, das ist mit die größte Gehaltssteigerung im Landkreis Bautzen. Trotzdem ist das Gehalt noch immer eher niedrig. © Symbolfoto: Tom Weller/dpa

Bautzen. Im Landkreis Bautzen verdienten die Menschen im vergangenen Jahr durchschnittlich 2.642 Euro brutto. Dieser Wert bedeutet im sächsischen Vergleich einen Platz im hinteren Mittelfeld. Im Landkreis Görlitz, im Erzgebirge, im Vogtland und in Mittelsachsen verdienten die Menschen durchschnittlich weniger. Den Spitzenwert belegt erneut Dresden mit durchschnittlich 3.382 Euro im Monat.

Doch das Durchschnittsgehalt allein sagt wenig aus, denn wie eine Aufstellung der Bundesagentur für Arbeit zeigt, gibt es auch im Kreis Bautzen deutliche Unterschiede, je nach Berufsfeld, aber auch Geschlecht.

Wer verdient wie viel im Landkreis Bautzen?

Am besten verdienen Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen mit knapp über 6.000 Euro Bruttomonatsgehalt. Auch Berufe im Bereich Informatik, Architektur, Bauplanung und Vermessung oder Recht und Verwaltung sind mit etwas unter 4.000 Euro brutto finanziell attraktiv.

Am wenigsten verdienen Menschen im Tourismus-, Hotel- und Gaststättengewerbe mit 1.797 Euro. Dabei ist hier das Gehalt im Vergleich zum Vorjahr um reichlich fünf Prozent gestiegen.

Die Zahlen des Statistischen Landesamtes beziehen sich auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Vollzeit. Die Agentur für Arbeit weist außerdem darauf hin, dass es für eine aussagekräftige Statistik und aus Gründen des Datenschutzes mehr als 500 Beschäftigte in einem Beruf geben muss, weshalb im Landkreis Bautzen teilweise nur das Gehalt für Berufsgruppen ausgewiesen wird. Einzelne, häufig gewählte Berufe und deren Bezahlung sind in der Tabelle dargestellt.

Wo gab es im vergangenen Jahr deutlich mehr Geld?

Metallbearbeiter im Landkreis Bautzen konnten sich vergangenes Jahr über durchschnittlich 10,6 Prozent mehr Gehalt freuen. Die Berufsgruppe der Mathematiker, Chemiker, Physiker und Biologen verdiente 8,6 Prozent mehr als im Vorjahr, der Durchschnittsverdienst lag bei 2.729 Euro.

Etwa 400 Euro niedriger lag das Gehalt bei Beschäftigten in Papier- und Druckberufen sowie technischen Mediengestaltern, aber auch sie haben im vergangenen Jahr mehr verdient - im Durchschnitt 7,7 Prozent. Ähnlich sieht es bei Friseuren, Kosmetikern, Orthopädinnen oder Reha- und Medizintechnikerinnen aus.

Am wenigsten hat sich mit 0,7 Prozent Lohn- und Gehaltsanstieg in der Verwaltung getan. Das Bruttomonatsgehalt liegt dort mit knapp 3.900 Euro aber schon im oberen Bereich. Auch Berufe im Marketing, in der Werbung sowie kaufmännische und redaktionelle Medienberufe, wo das Durchschnittsgehalt 2021 bei reichlich 3.200 Euro lag, legten kaum zu.

Warum verdienen Frauen immer noch weniger?

Im Durchschnitt ist das Gehalt im Landkreis Bautzen 2021 im Vergleich zu 2020 um 4,5 Prozent gestiegen. Bei Frauen fiel der Lohnanstieg etwas höher aus. Trotzdem verdienen sie immer noch durchschnittlich 70 Euro weniger als Männer, in den meisten Regionen Sachsens ist der Unterschied sogar noch größer. Im Erzgebirgskreis verdienen Frauen durchschnittlich 231 Euro weniger als Männer, in Dresden sind es 168 Euro. Nur im Landkreis Görlitz ist es umgekehrt: Dort verdienen Frauen 30 Euro mehr im Durchschnitt als Männer.

Bei Frauen ist das Einkommen deshalb geringer, "weil sie häufiger als Männer Ausfallzeiten in Kauf nehmen", sagt Kathrin Groschwald von der Agentur für Arbeit in Bautzen. Deswegen bleibe ihnen weniger Zeit, "die Karriereleiter hochzuklettern". Noch immer sind Frauen in Aufsichts- und Führungspositionen deutlich unterrepräsentiert, obwohl knapp die Hälfte der Beschäftigten in der Region weiblich ist und die Qualifikation gleich oder gar besser ist als bei Männern.

Außerdem ist die Lohnschere besonders in Kleinstunternehmen, wie sie in der Region häufig sind, deutlich. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor. In Unternehmen mit zehn oder weniger Mitarbeitern gibt es etwa selten einen Betriebsrat, der sich für die Arbeitnehmerinnen einsetzt.

Wo fehlen Fachkräfte im Landkreis Bautzen?

Im Landkreis Bautzen mangelt es vor allem an Alten- und Krankenpflegern sowie Klempnern, Sanitär-, Heizungs-, Energie- und Klimatechnikern. Bei diesen Berufen dauert es besonders lange, Stellen zu besetzen, weil Bewerber fehlen. Deswegen sei es wichtig, Schulabsolventen auszubilden und Arbeitslose zu qualifizieren. "Das allein wird aber nicht reichen", ist sich Kathrin Groschwald von der Agentur für Arbeit in Bautzen sicher. "Ohne die gezielte Zuwanderung von gut qualifizierten Fachkräften wird es nicht gehen."

Denn in den kommenden Jahren gehen überdurchschnittlich viele Menschen im Landkreis in Rente. Bis zum Jahr 2030 werden mehr als 27.000 Erwerbstätige fehlen. "Das ist jeder sechste Einwohner im erwerbsfähigen Alter", sagt Groschwald.

Bei der Bezahlung hat sich in den schwer zu besetzenden Berufen immerhin etwas getan: Sie stieg in der Altenpflege um 6,9 Prozent überdurchschnittlich. Dennoch ist das Gehalt mit durchschnittlich 2.381 Euro noch immer eher gering. Im Bereich der Gebäude- und versorgungstechnischen Berufe ist das Durchschnittsgehalt im vergangenen Jahr um reichlich vier Prozent auf 2.594 Euro gestiegen.