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Kein Ende in Sicht beim Verkehrschaos in Weißenberg

Die Sperrung der Brücke in Wasserkretscham verschärft die ohnehin prekäre Situation im Stadtgebiet von Weißenberg. Die Ursache liegt für den Bürgermeister jedoch weit in der Vergangenheit.

Von Uwe Menschner
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Immer wieder versuchen Lkw-Fahrer, am Ortseingang von Weißenberg an der Strohmbergstraße zu wenden; dieser schaffte es, ohne Schäden zu verursachen.
Immer wieder versuchen Lkw-Fahrer, am Ortseingang von Weißenberg an der Strohmbergstraße zu wenden; dieser schaffte es, ohne Schäden zu verursachen. © Uwe Menschner

Weißenberg. Die Stadt Weißenberg und ihre Ortsteile gelten schon seit Jahren als neuralgische Punkte im Straßenverkehr. Besonders deutlich wurde dies während der Sperrung der B6 bei Eiserode im Jahre 2023, als zusätzlicher Umleitungsverkehr durch die Stadt und ihre Ortsteile strömte. Die Bundesstraße ist seit geraumer Zeit wieder frei, dafür wird seit Juli 2023 an der Brücke der S112 in Wasserkretscham gebaut, verbunden mit einer Vollsperrung für alle Kraftfahrzeuge. Für Lkw war die Brücke aufgrund ihres schlechten Zustandes schon zuvor gesperrt gewesen.

Für den Weißenberger Bürgermeister Jürgen Arlt (parteilos) liegt die Wurzel des Übels in „falschen politischen Entscheidungen, die bis in das Jahr 2002 zurückreichen.“ Damals wurde festgelegt, zunächst nur die „halbe“ Bundesstraße 178 auszubauen. Mittlerweile befindet sich der Abschnitt zwischen Niederoderwitz und Zittau im Bau, für den nördlichsten, das Stadtgebiet durchquerenden Abschnitt zwischen Nostitz und der Autobahnanschlussstelle Weißenberg ist dies noch immer nicht in Sicht.

Immerhin sollen noch im ersten Halbjahr 2024 die Planungsunterlagen öffentlich ausgelegt werden. Doch auch damit ist ein baldiger Baubeginn noch lange nicht garantiert, hängt dieser doch von Zahl und Qualität der Einsendungen im Rahmen der öffentlichen Beteiligung ab.

Weißenberger Bürgermeister wünscht sich mehr Radwege

Weißenberg muss also noch auf absehbare Zeit mit den aktuellen Verhältnissen zurecht kommen. Der Weißenberger Bürgermeister sieht davon vor allem den Fahrradverkehr beeinträchtigt. „Wir brauchen neue Radwege, bekommen sie aber nicht“, klagt er. Es gebe kaum zumutbare Verbindungen aus den Stadtteilen nach Weißenberg, beispielsweise aus Kotitz oder aus dem Bereich Nostitz-Maltitz.

Der Ortsvorsteher von Nostitz/Kotitz, Jens Sterzel, hatte die Situation auf einer Bürgerversammlung im Juni 2023 so beschrieben: „Was die Bürger bewegt, das ist die Gesamtsituation: Die extrem hohe Verkehrsbelastung ihrer Orte bei gleichzeitig katastrophaler eigener Anbindung an den überregionalen Verkehr.“

Und Bürgermeister Jürgen Arlt nennt noch ein aktuelles Beispiel: „Das Landesamt für Straßen und Verkehr prüft in diesem Jahr die Erneuerung einer Stützmauer in Wurschen. In diesem Zusammenhang könnte man doch auch einen Radweg planen, aber das passiert nicht.“ Die Verkehrsbelastung führe dazu, dass kaum noch Radfahrer unterwegs sind, „und dies wird dann wiederum als Argument dafür verwendet, dass keine Geschwindigkeitsbegrenzungen und auch keine Radwege erforderlich sind.“

Weißenberg sperrt Straße für Durchgangsverkehr

Eine weitere Folge der derzeitigen unbefriedigenden Verkehrsverhältnisse besteht darin, dass immer wieder Lkw-Fahrer aus Richtung Kotitz bis zur Einmündung Strohmbergstraße fahren und dort erst bemerken, dass die Durchfahrt durch Weißenberg für sie gesperrt ist. „Die einen versuchen dort zu wenden und verursachen dabei Schäden; die anderen fahren trotz Verbot durch die Stadt und verursachen ebenfalls Schäden“, sagte Jürgen Arlt auf der bereits erwähnten Veranstaltung im vergangenen Jahr. Es sei kaum auszudenken, was im Falle einer Sperrung der A4 passieren würde.

Die Stadt Weißenberg hat mit Beginn der Bauarbeiten an der Brücke in Wasserkretscham im Juli 2023 die Straße der Einheit für den Durchgangsverkehr gesperrt. „Die Funktion dieser ziemlich engen und steilen Straße, die vom Marktplatz aus in Richtung Norden führt, besteht in der innerörtlichen Erschließung. Sie ist kein Zubringer für die Autobahn“, so Bürgermeister Jürgen Arlt. Hätte sie eine überörtliche Bedeutung, „dann müssten sich der Landkreis oder der Freistaat darum kümmern.“

Immerhin, so habe er erfahren, „liegt der Neubau der Brücke in Wasserkretscham wohl gut im Plan.“ Eine dem entsprechende Aussage hatte auch Sächsische.de im November 2023 vom Landesamt für Straßen und Verkehr erhalten. Demnach soll die Maßnahme bis zum Jahresende 2024 abgeschlossen sein. „Dann tritt wieder der normale Notfall ein“, sagt Jürgen Arlt sarkastisch.

Lärm von der Autobahn nervt Einwohner

Ein weiteres Verkehrsproblem, das vielen Weißenbergern zu schaffen macht, ist der Lärm auf der A4. Laut der unlängst im Stadtrat vorgestellten Lärmkartierung sei die Belastung zu gering für den Bau von Lärmschutzwänden. „Für die Anwohner ist das unverständlich, denn der Lärm ist ja da“, wurde Bürgermeister Jürgen Arlt im Anschluss an ein Bürgergespräch von Landrat Udo Witschas im Februar 2024 vom Landratsamt Bautzen zitiert. Immerhin habe der Landrat versprochen, sich um dieses Problem zu kümmern.