Das Weihnachtswunder von Bautzen: Feuerwehr hilft bei Geburt
Bautzen. Verfrühtes Christkind: Dieser außergewöhnliche Einsatz geht in das Geschichtsbuch der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Bautzen-Mitte ein. Es ist der 20. Dezember 2023. Ein Baby "überlegt" sich scheinbar sehr spontan im Bauch der Mutter und bereits auf dem Weg zur Klinik: "Jetzt habe ich genug gewartet." Nur wenige Schritte von der Feuerwache im Bautzener Stadtteil Gesundbrunnen entfernt, geht die Geburt los.
„Wir sind um 22.45 Uhr in den Dienst gegangen, weil die Kollegen von der Berufsfeuerwehr beim Brand in Kirschau im Einsatz waren, da kam schon die Alarmierung“, sagt Gruppenleiter Tobias Fröhlich. Auf der Stelle drehen sich seine Männer um. Die Anfahrt bis in die Curie-Straße dauert nur eine Minute – es sind ja nur wenige Schritte von der Wache entfernt.
Als die neun Freiwilligen eintreffen, ist der Rettungsdienst schon da – und auch der neugierige Erdenbürger. So was nennt sich wohl: schneller als die Feuerwehr. Offenbar müssen im Auto bei der Mutter so starke Wehen eingesetzt haben, dass den werdenden Eltern nur das Anhalten und der Notruf bleibt.
Improvisierter Kreißsaal am Gehweg
Mit Weitblick hat der werdende Vater sogar Handtücher dabei. Jetzt heißt es: Rasenfläche statt Kreißsaal. Es ist jetzt kurz vor 23 Uhr, vier Grad, leichter Nieselregen – und Zeit für ein kleines Weihnachtswunder. Die Kameraden von Bautzen-Mitte müssen am Gehweg improvisieren. Mit dem tragbaren Lichtmast sorgen sie für Helligkeit und mit ihren Möglichkeiten für ein bisschen Privatsphäre und die Absicherung des Verkehrs.
Doch auch an der Seite der Mutter sind die Feuerwehrkameraden gefragt. Neben der Besetzung des Rettungswagens und dem inzwischen auch eingetroffenen Notarzt kümmern sich Marvin Hänel und Florian Sickert. Die zwei Feuerwehrmänner sind im ersten Beruf Notfallsanitäter – und genau für solche Situationen ausgebildet. Zuhören, Mut zusprechen, einfach da sein – das sind in dieser Nacht ihre Aufgaben.
„Wir haben zum Beispiel noch zusätzliche Decken für Mutter und Kind besorgt“, sagt der 21-jährige Marvin Hänel. Dazu gibt es beruhigende Worte für die frischgebackenen Eltern. Sowohl für jene als auch für die Kameraden dürfte dieser Einsatz am 20. Dezember in der Kategorie „Große Emotion“ abgespeichert werden. Das Mutter-Kind-Duo jedenfalls kommt schließlich wohlbehalten mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus, für die Kameraden heißt das: Einsatzende.
Kurze Nacht für die freiwilligen Kameraden
Ob da ein Mädchen oder Junge schneller als gedacht auf die Welt gekommen ist, verraten die Kameraden nicht. Datenschutz. Florian oder die weibliche Ableitung Flora wären jedenfalls passende Namen. Schließlich gilt der Heilige Florian als Schutzpatron der Feuerwehren. Und irgendwie waren ja ein paar Schutzengel für das flotte Baby vier Tage vor Weihnachten im Einsatz.
Danach ist die Gruppe um Tobias Fröhlich wieder in die Wache zurückgerollt. 1.30 Uhr geht ihre Bereitschaft zu Ende, da sind die Berufskollegen vom Brand in Kirschau zurück. Für die ehrenamtlichen Brand- und Katastrophenschützer endet so eine kurze Nacht. Schließlich wartet auf sie am Morgen ihre ganz normale Arbeit.
„Es ist das erste Kind von Bautzen-Mitte“, sagt Ortswehrleiter Jan Kaczmarek. Und nicht nur das. Auch Paul Stübner, Sprecher der Bautzener Feuerwehr, kann sich an keinen vergleichbaren Fall in den vergangenen 15 Jahren erinnern. Bleibt an dieser Stelle nur eins: Wir wünschen der jungen Familie nach dem Blitzstart ins Leben alles Gute und einen wunderschönen Heiligabend mit dem neuen Erdenbürger!