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Weniger Geburten: Wie wirkt sich das auf die Kliniken im Landkreis Bautzen aus?

2023 sind im Landkreis Bautzen erneut weniger Kinder auf die Welt gekommen. Woran das liegt und wie die Geburtskliniken in Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda reagieren.

Von David Berndt
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Im Jahr 2023 wurden im Landkreis Bautzen pro Monat rund 152 Kinder geboren. 2019 waren es noch 40 mehr.
Im Jahr 2023 wurden im Landkreis Bautzen pro Monat rund 152 Kinder geboren. 2019 waren es noch 40 mehr. © Symbolbild: Waltraud Grubitzsch/dpa

Bautzen. Im Landkreis Bautzen sind 2023 weniger Kinder auf die Welt gekommen als in den Vorjahren. So geben alle drei Geburtskliniken und auch das Statistische Landesamt Sachsen rückläufige Zahlen an. Sächsische.de hat nachgefragt, warum das so ist und was das für die Kliniken bedeutet.

Wie viele Geburten gab es 2023 im Landkreis Bautzen?

Die drei Geburtskliniken in Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda melden für das Jahr 2023 insgesamt 1.498 Geburten. Das ist aber nicht die Gesamtzahl, da es auch Geburten außerhalb dieser Kliniken gibt oder Einwohner des Landkreises Bautzen für die Geburt in Nachbarlandkreise fahren.

Das Statistische Landesamt Sachsen gibt an, dass im Landkreis Bautzen 1.356 Kinder in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 geboren wurden. Daten für die restlichen Monate liegen noch nicht vor. Pro Monat waren das im Schnitt rund 152. Ausgehend davon wären es für das ganze Jahr etwa 1.820 Kinder. 2019 lag diese Zahl bei 2.298.

Fakt ist, dass die Zahl der Geburten an den Oberlausitz-Kliniken (OLK) in Bautzen, dem Krankenhaus St. Johannes in Kamenz und dem Lausitzer Seenland Klinikum in Hoyerswerda seit Jahren rückläufig ist. Das spiegelt sich auch in den Zahlen des Statistischen Landesamtes wider. So wurden 2023 im Bautzener Krankenhaus 612 Kinder geboren. 2022 waren es noch 730 und 2019 sogar 790.

Zwar gab es an allen drei Standorten 2021 im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg, aber auch in Kamenz ist die Zahl innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 544 auf 349 im Jahr 2023 gesunken. Und in Hoyerswerda ging die Zahl von 615 im Jahr 2019 auf 537 im Jahr 2023 zurück.

Warum kommen im Kreis Bautzen weniger Kinder zur Welt?

Christian Liebisch, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe an den OLK in Bautzen, hat für den Geburtenrückgang eine einfache Erklärung: die Demografie.

Im Landkreis Bautzen mit durchschnittlich relativ alter Bevölkerung fehle es an potenziellen Eltern. „Theoretisch sind das jetzt die Menschen, die selbst in den 1990ern geboren wurden, aber da hatten wir sehr geburtenschwache Jahrgänge. Und von dieser Generation haben auch noch viele die Region verlassen. Das macht sich beim Rückgang der Geburten bemerkbar.“ Ganz Ostsachsen habe da eingebüßt, selbst die Uniklinik Dresden.

Die demografische Entwicklung führt sachsenweit zu sinkenden Geburtenzahlen. Wie viele Kinder in welcher Klinik geboren werden, habe aber auch andere Gründe, erklärt Lutz Möller, Geschäftsführer des Krankenhauses St. Johannes in Kamenz. So habe es dort 2019 noch mehr Geburten gegeben, „was mit der Schließung der Geburtsklinik Bischofswerda zusammenhing. In den Jahren der Covid-Pandemie schwankten die Zahlen, faktische Gründe hierfür gibt es nicht.“

Wie Krankenhaus-Sprecherin Stephanie Hänsch sagt, kämen aktuell neben dem demografischen Wandel noch wirtschaftliche Unsicherheiten und Kriege hinzu. „Junge Paare überlegen jetzt genau, ob sie Eltern werden wollen.“

Was bedeutet der Rückgang der Geburten für die Kliniken?

In den drei Geburtskliniken im Landkreis Bautzen werden die rückläufigen Geburtenzahlen nicht dazu führen, dass es weniger Leistungen oder Betten gibt. Das betonen alle drei Krankenhäuser auf Anfrage von Sächsische.de.

So seien in Kamenz bislang keine Änderungen geplant. „Im Jahr 2024 haben schon einige Erdenbürger das Licht der Welt in Kamenz erblickt. Darüber freuen wir uns sehr und wünschen ihnen einen guten Start ins Leben“, sagt Lutz Möller. Die Entbindungsstation am St. Johannes Krankenhaus sei modern aufgestellt, und „werdende Mütter sind bei uns gut aufgehoben. Wir arbeiten in enger Kooperation mit der Pädiatrischen Klinik des Städtischen Klinikums Dresden zusammen.“

Auf der Kamenzer Geburtsstation gibt es zehn Betten. In geburtenstarken Zeiten können vier weitere Betten belegt werden. Zur Station zählen zudem zwei Kreißsäle, zwei Überwachungsräume für die erste Phase der Geburt und ein Raum mit einer Geburtswanne für Wassergeburten.

Auch Chefarzt Christian Liebisch sieht für die Geburtshilfe der OLK in Bautzen keine Probleme. Änderungen seien aktuell nicht vorgesehen. Die Personallage mit Ärzten und Hebammen sei stabil. Wie sich die Klinik künftig aufstellen wird, müsse er aber noch mit dem neuen OLK-Geschäftsführer Jörg Scharfenberg abstimmen. Dieser ist seit dem 1. Januar 2024 im Amt.

Schwierigkeiten könnten vielmehr kleinere Geburtsstationen ohne eigene Kinderklinik bekommen, sagt der Bautzener Chefarzt. „Ich vermute, dass es künftig Geburtshilfe nur noch an Kliniken mit Kinderstation geben wird.“

Das Lausitzer Seenland Klinikum will seine Leistungen trotz sinkender Geburtenzahlen sogar ausbauen. „Die aktuelle Entwicklung der umliegenden Häuser auch mit Blick auf die mögliche Krankenhausreform lässt uns perspektivisch eher an eine Konzentration denken“, sagt Sprecher Gernot Schweitzer. So könne die Zahl der Betten erweitert werden. In Hoyerswerda seien zudem Geburten ab der 32. Schwangerschaftswoche und ab einem Gewicht von 1.500 Gramm möglich.