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Dual auf dem Erfolgsweg?

Ausbildung und Studium zu verbinden – das finden bundesweit immer mehr junge Erwachsene attraktiv. Doch ein Report zeigt Schwächen im dualen Studienangebot. Sachsen will es besser machen.

Von Annett Kschieschan
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Ausbildung und Studium verbinden – der duale Bildungsweg macht es möglich, doch an der Umsetzung gibt es auch Kritik. Sachsen geht mit der Dualen Hochschule nun einen eigenen Weg.
Ausbildung und Studium verbinden – der duale Bildungsweg macht es möglich, doch an der Umsetzung gibt es auch Kritik. Sachsen geht mit der Dualen Hochschule nun einen eigenen Weg. © AdobeStock

Sie gilt als das Herzstück der deutschen Ausbildung und wurde als Konzept schon von vielen anderen Ländern übernommen: die duale Lehre. Sie findet im Betrieb und in der jeweiligen Berufsschule statt und ist für die meisten Jugendlichen, die sich nicht für ein Studium entscheiden, der Königsweg ins Berufsleben. Aber wie ist es mit jenen jungen Männern und Frauen, die am liebsten beides wollen? Sie können ein duales Studium beginnen. Das funktioniert nach dem gleichen Prinzip, nur dass hier Lehre im Betrieb und Studium verbunden werden.

Ebenfalls eine Erfolgsgeschichte? Grundsätzlich durchaus, denn der Zuspruch zu dieser (Aus-)Bildungsform wächst. So stieg die Zahl der dual Studierenden 2022 auf 120.517 Menschen. Das waren 11,4 Prozent mehr als noch drei Jahre zuvor. Allerdings wurde in den vergangenen Monaten auch Kritik laut, denn nicht immer lässt sich der hohe Anspruch eines optimal verzahnten Ausbildung-Studium-Modells umsetzen. Das legt ein Blick in den „Qualitätsreport Duales Studium“ nahe, für den die DGB-Jugend dual Studierende in Deutschland befragt hatte. Demnach bewerteten 75 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer die enge Verzahnung von akademischem Lernen und Praxis – quasi das Herzstück des dualen Studiums – als „befriedigend“ oder sogar „ungenügend“. Ebenfalls mehr als 70 Prozent der Befragten gaben an, dass sie keine Abstimmung zwischen Hochschule und Betrieb wahrnehmen. Dass diese in so hohem Maße nicht stattfindet, gilt zwar als unwahrscheinlich, aber hier hakt es offenbar an sichtbarer Kommunikation und Transparenz. Ebenfalls problematisch: die Finanzierbarkeit des dualen Studiums. So hat nach der DGB-Umfrage jeder Dritte Mühe, seinen Lebensunterhalt von der Vergütung für dual Studierende zu bestreiten. Fast jeder fünfte Befragte bekam demnach weniger als 935 Euro im Monat. In klein- und mittelständischen Unternehmen ist es sogar mehr als jeder Dritte.

Wer das Glück hat, während des Studiums noch im Elternhaus zu wohnen oder eher ländlich lebt, kommt finanziell besser zurecht. Allerdings ist das eher die Ausnahme. „Bei 80 Prozent der Befragten liegen Betrieb und Hochschule nicht am selben Ort, weshalb knapp 25 Prozent über zwei Wohnorte verfügen. Durch Pendeln, doppelte Haushaltsführung und zum Teil Studiengebühren entstehen erhebliche Mehrkosten. Zwei Drittel der Befragten erhalten dafür keine Zuschüsse von Arbeitgeberseite“, konstatiert die DGB-Jugend.

Kampagne für das Wissenschaftsland

Kurzum: Beim dualen Studium sei auch mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland noch Luft nach oben. „Wer qualifizierte Fachkräfte will, muss gute Ausbildungsbedingungen bieten – das gilt auch für das duale Studium. Wenn ganze 75 Prozent der Befragten dual Studierenden die schlechte Verzahnung von Theorie und Praxis bemängeln, ist das ein eindeutiger Handlungsauftrag an den Gesetzgeber. Wir brauchen klare gesetzliche Vorgaben zur Höhe von Praxisanteilen und zur betrieblichen Qualitätssicherung“, so Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende.

Die gute Nachricht: Sachsen will es besser machen und hat und geht dafür nun 2025 mit der Dualen Hochschule Sachsen (DHSN) an den Start. In ihr sind die insgesamt sieben Studienakademien der Berufsakademie Sachsen vereint.Eine eigens entwickelte Kampagne unter dem Motto „SPIN2030. Wissenschaftsland Sachsen“ soll in den kommenden Wochen über die Möglichkeiten informieren. Das neue Modell soll „entscheidend zur Qualifizierung neuer Fach- und Führungskräfte im Freistaat beitragen“, so Andreas Hänsel, Präsident der Berufsakademie Sachsen. Und Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow ergänzt: „Wir verbreitern das akademische Ausbildungsangebot in den Regionen, was vor allem die Unternehmen bei der Fachkräftesicherung unterstützen kann.“ Dazu könnte die Einführung von Masterstudiengängen beitragen. Mit dem Hochschulstatus haben die dann ehemaligen Berufsakademien auch die Möglichkeit, Mitglied im Studentenwerk zu werden, was finanzielle Vorteile vom vergünstigtes Mensa-Essen bis zum Semesterticket bringt.

Sachsen will die duale Studienlandschaft auf nicht weniger als ein neues Level heben. Die Duale Hochschule werde künftig gleichberechtigt neben den anderen Hochschulformen Universität, Hochschule für angewandte Wissenschaften und Kunsthochschule, so Gemkow. Bisher hatten Studierende ab und an mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen, weil der Abschluss an der Studienakademie von Arbeitgebern im In- und Ausland eben doch nicht mit dem an einer Universität gleichgesetzt wurde.

Gleichzeitig könnte die Umstellung zumindest ein paar der Kritikpunkte aus dem DGB-Report ausräumen helfen. Davon hätten dann beide Seiten etwas: die dual Studierenden und der Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Sachsen.