Merken

Fit für die nächste Karrierestufe

Arbeiten und sich zeitgleich weiterqualifizieren – dabei hilft das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft. In einem Werdauer Unternehmen wurden auf diese Weise jetzt an- und ungelernte Mitarbeiter zu Fachkräften.

Von Annett Kschieschan
 3 Min.
Teilen
Folgen
Endlich geschafft! Ursprünglich an- und ungelernte Mitarbeiter der Linamar Powertrain GmbH erhielten jetzt ihre
Zeugnisse als Werkzeugmechaniker.
Endlich geschafft! Ursprünglich an- und ungelernte Mitarbeiter der Linamar Powertrain GmbH erhielten jetzt ihre Zeugnisse als Werkzeugmechaniker. © BSW

Lebenslanges Lernen ist Teil unserer Arbeitswelt und das nicht nur in bildungspolitischer Hinsicht. Die Anforderungen in nahezu allen Berufen ändern sich nicht zuletzt durch die Digitalisierung rasant. Wer mithalten will, muss dazulernen. Und Firmen, die ihre Fachkräfte halten wollen, müssen dieses Dazulernen ermöglichen. Wie das ganz konkret funktionieren kann, zeigt eine ganz besondere Kooperation. Der Automobilzulieferer Linamar Powertrain GmbH aus dem westsächsischen Werdau hat seinen Mitarbeitern mit Unterstützung der Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft gGmbH (bsw) eine umfassende berufsbegleitende Qualifizierung ermöglicht.

Fünf Jahre lang haben sich die Angestellten kontinuierlich weitergebildet - neben der regulären Arbeit.Dafür gab es nun feierlich die Zeugnisse für die bestandenen Abschlussprüfungen bei der IHK. Die frischgebackenen Werkzeugmechaniker sind durchaus mit recht stolz auf ihren Erfolg, der gleichzeitig auch der Erfolg der Bildungs-Partnerschaft ist. Zu ihr gehören nicht nur Linamar und das Bildungswerk. Auch die Arbeitsagentur und die IHK waren mit im Boot. Das gemeinsame Ziel: die Qualifizierung von an- und ungelernten Beschäftigten zu ausgebildeten Fachkräften. Und das im konkreten Fall berufsbegleitend.

Flexibel einsetzbar und motivierend

Eine komplette Freistellung der Beschäftigten für die Qualifizierung sei nicht möglich gewesen, so Jirka Heinrich, Operations Manager der Linamar Powertrain GmbH. „Das Modell der bundesweiten Arbeitgeberinitiative „Modulare Teilqualifizierung“ (TQ) bot für uns das geeignete Instrument, um betriebliche Bedarfe und Qualifizierungserfordernisse bestmöglich unter einen Hut zu bringen“, sagt er. Auch dank der Flexibilität seitens der Agentur für Arbeit Zwickau habe man die Einsätze der Mitarbeiter im Unternehmen und die Absolvierung der Theoriebausteine beim Bildungswerk in Werdau gut in Einklang bringen können. Mit jedem Schritt stieg auch die Motivation der Teilnehmer, bis zum Ende durchzuhalten.

Basis des erfolgreichen Projektes ist das Qualifizierungschancengesetz (QCG). Es ermöglicht eine zielgerichtete Förderung entsprechender Vorhaben durch die Arbeitsagenturen. Sowohl die entstehenden Weiterbildungskosten als auch der qualifizierungsbedingte Arbeitsentgeltausfall werden bis zu 100 Prozent bezuschusst. Da die sieben Lern-Module im Fall des Werdauer Unternehmens die kompletten Inhalte des Ausbildungsberufes abbilden, konnten die Absolventen zur Prüfung bei der IHK in Zwickau angemeldet werden. „In Zeiten von nahezu Vollbeschäftigung und schrumpfenden Arbeitsmarktpotenzialen bieten diese Qualifizierungsformate eine gute Option, um die Fachkräftepotenziale in der eigenen Belegschaft zu heben und den entsprechenden Bedarf aus den eigenen vorhandenen Ressourcen zu decken“, so Jörg Fischer, Geschäftsführer operativ der Agentur für Arbeit Zwickau. Vor allem in Phasen von Auslastungsschwankungen und Lieferengpässen könne diese Art der Fortbildung eine „produktive Brückenlösung“ für Unternehmen sein.Dennoch sei die Werdauer Erfolgsgeschichte eher die Ausnahme, weiß Patrick Millies, stellvertretender Geschäftsführer der bsw gGmbH. „Ein solcher Prozess ist für viele kleinere Unternehmen zu langwierig und nicht planbar“. Teilqualifizierungs-Module, die sich an unterschiedlichen anerkannten Ausbildungsberufen orientieren, könnten demnach aber zunächst auch einzeln genutzt werden, um eine höhere Qualifizierungsstufe und eine flexiblere betriebliche Einsatzfähigkeit zu erlangen.

Das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft bietet dafür kompetente Beratung an. Mit rund 250 Mitarbeitern an 12 Orten mit insgesamt 37 Bildungszentren, Ersatzschulen und flankierenden Dienstleistungen ist die Bildungswerk-Gruppe breit aufgestellt. Pro Jahr werden hier rund 15.000 Menschen aus- und weitergebildet. Die neuen Facharbeiter der Linamar GmbH gehören seit kurzem dazu.