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Nachwuchs für das „Team Pflege“

An der Evangelischen Hochschule Dresden kann man Pflege als Einstieg in den Beruf studieren. Drei Erstsemester-Studentinnen erzählen von ersten Erfahrungen.

Von Annett Kschieschan
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Lara-Christine Reichardt und Lara Scheil gehören zu den 16 Erstsemester-Studierenden im Bachelor-Studiengang Pflege an der ehs.
Lara-Christine Reichardt und Lara Scheil gehören zu den 16 Erstsemester-Studierenden im Bachelor-Studiengang Pflege an der ehs. © Elvira Pippel/ehs

Kaum ein anderer Berufszweig braucht so dringend Nachwuchs wie die Pflege. In Dresden vermittelt ein Studiengang einen besonders breit gefächerten Zugang zu dem Berufsbild. Die Evangelische Hochschule (ehs) will junge Leute mit dem gleichnamigen Bachelor-Studium dazu befähigen, die hohen Anforderungen des Pflegeberufs sowohl ganz konkret und praktisch als auch wissenschaftlich zu erfüllen.

Seit Herbst 2021 sind die ersten Studierenden immatrikuliert. Wir wollten wissen: Wie läuft es in einem neuen Studiengang inmitten der Corona-Krise, die sowohl das Lernen als auch die Pflege selbst vor besondere Herausforderungen stellt?„Ich bin sehr froh, dass man zumindest am Anfang des Semesters noch Präsenzveranstaltungen hatte, so dass wir einander und auch die Dozentinnen und Dozenten kennenlernen konnten“, sagt Lara Scheil, eine der 16 Studierenden des neuen Bachelor-Studiengangs. Die 20-jährige Dresdnerin hatte sich vor ihrem Abitur mit vielen Berufsbildern beschäftigt und festgestellt, dass sie am liebsten direkt mit Menschen und besonders gern im Gesundheitswesen arbeiten würde. Nach Praktika in der ambulanten Altenpflege wollte sie sich eigentlich für eine Ausbildung bewerben. „Da wurde mir das erste Mal gesagt, dass für mich – mit Abitur – ein Studium sehr geeignet wäre, da es eben mehr Tiefe besitze. Dabei wurde mir auch der neue Pflegestudiengang empfohlen. Weitere Informationen habe ich dann schnell und einfach über die offizielle Homepage der ehs erhalten und mich schlussendlich dafür entschieden“, erzählt die junge Frau.

Auch ihre Kommilitoninnen Lara-Christine Reichardt und Chiara Antónia Koman haben sich vor ihrer Bewerbung vor allem online informiert. „Die ehs hat mich durch die sehr familiäre Atmosphäre, die auch in der noch begrenzten Größe des Studiengangs begründet liegt, überzeugt“, sagt etwa Chiara Antónia Koman. So sei der Austausch zwischen den Studierenden und dem Lehrpersonal sehr eng. „Da wir der erste Jahrgang sind, haben wir auch die Möglichkeit, Kritik zu äußern. Die Dozentinnen und Dozenten sind daran sehr interessiert“, so die 19-Jährige, die das gemeinsame „lösungsorientierte Arbeiten“ lobt. Für ihre Kommilitonin Lara-Christine Reichardt spielte auch die christliche Orientierung der Hochschule eine Rolle bei der Entscheidung. Die jungen Leute fühlen sich gut aufgehoben und spüren gleichzeitig die Aufbruchsstimmung, die der neue Lebensabschnitt und das ganz neue Studienkonzept mit sich bringen. Letzteres ist vielseitig aufgestellt. So lernen die Studierenden neben anatomischen und pflegerischen Inhalten auch rechtliche Fragen, Kommunikationsstrategien und den Umgang mit emotional herausfordernden Situationen.

Stark in der Praxis

Begeistert sind alle drei vom Simulationslabor. „Das Labor ermöglicht uns, realistische Situationen aus dem Pflegealltag zu üben und in unseren Handlungen sicher zu werden, bevor wir mit realen Patienten arbeiten“, erklärt Chiara Antónia Koman das Prinzip. „Wir lernen dort nach wissenschaftlichen Standards zu pflegen, Nahrung anzureichen, Vitalwerte zu erheben, Wunden zu versorgen, zu reanimieren und noch vieles mehr“, ergänzt Lara-Christine Reichardt. Beide Frauen haben ebenfalls schon vor dem Studium Praktika im Pflegebereich absolviert und kennen die besonders fordernden Aspekte des Berufes. „Während meiner Praktika habe ich Patientinnen und Patienten von ihrer Aufnahme bis zu Entlassung begleitet. Ich habe mit ihnen gelacht, erste Therapieerfolge gefeiert, aber auch Kummer geteilt und bei schweren Diagnosen getröstet“, erzählt Lara-Christine Reichardt, die für das Studium von Eisenach nach Dresden gezogen ist. Alle drei Studentinnen reizt neben dem hohen Praxisbezug vor allem die wissenschaftliche Basis des Studienganges, die ihnen später viele Karrieremöglichkeiten im In- und Ausland eröffnen soll. „Mein Wunsch war es, nicht nur die Pflege als Beruf zu erlernen, sondern sie auch wissenschaftlich zu erfassen und mir dadurch den Weg, eventuell irgendwann einmal in die Forschung zu gehen, freizuhalten“, so Lara Scheil. Die Absolventinnen und Absolventen haben die Wahl, später in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder ambulanten Einrichtungen zu arbeiten - oder auch ein Masterstudium anzugehen.

Viele Chancen schaffen, die auf einer breiten Wissensgrundlage aufgebaut sind und damit den Pflegeberuf attraktiver machen - diesem Ziel ist die ehs mit ihrem Studienangebot ein großes Stück nähergekommen. Und das, obwohl die Pandemie auch das Lehren und Lernen erschwert. Die meisten Veranstaltungen finden online statt. Die Erstsemester an der ehs haben sich daran gewöhnt. „Wir haben immerhin das große Glück, dass die Übungszeiten in dem umfangreich ausgestatten Simulationslabor nach dem 2G+-Prinzip in Präsenz stattfinden dürfen, so dass wir trotz der Pandemie die Möglichkeit haben, viel praktisch zu üben“, so Chiara Antónia Koman. Auch Lara-Christine Reichardt schätzt die Möglichkeit zum direkten Austausch. „Als sehr wichtig empfinde ich aber auch den Rückhalt, den uns unsere Dozentinnen und Dozenten geben. Jeder hat ein offenes Ohr für Sorgen und Probleme und so fühlt man sich trotz der Einschränkungen und der Isolation gesehen und beachtet“, erzählt sie. Alle drei sind nicht nur von ihrer persönlichen Studienentscheidung überzeugt. Sie sehen auch die gesellschaftliche Relevanz ihres potenziellen Berufsfeldes. Lara Scheil betrachtet Studienangebote wie das der ehs als „wichtigen Pfeiler bei der Lösung der Probleme im Pflegebereich“.Lara-Christine Reichardt schätzt den wissenschaftlichen Aspekt des Berufsfeldes als besonders wichtig ein.

Viele Wege im In- und Ausland offen

Er werde oft unterschätzt oder komplett übersehen. „Ganz nach dem Motto: ‚Personen waschen und füttern kann doch jeder‘. Ganz so einfach ist es bei weitem nicht. Zur professionellen Pflege gehört, bestehende Standards immer wieder zu hinterfragen und zu überprüfen, ob sie noch sinnvoll sind und dem neusten wissenschaftlichen Stand entsprechen“, weiß die 18-Jährige.Entsprechend motiviert gehen die jungen Frauen nun bald in ihr nächstes Semester. Im Praxissemester lernen die Studierenden die verschiedenen Bereiche der Pflege kennen und können sich so in dem vielfältigen Berufsfeld orientieren.Lara Scheil, Chiara Antónia Koman, Lara-Christine Reichardt und ihre Kommilitonen haben noch Zeit, zu überlegen, in welche Richtung sie später genau gehen möchten. Praxiseinsätze sollen ihnen bei der Orientierung helfen. Egal, wo genau die jungen Leuten später arbeiten werden - klar ist, dass sie immer gebraucht werden. Die Pflege gehört Prognosen zufolge auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zu den Branchen, die den stärksten Mitarbeiterbedarf haben werden. Die ehs will darauf vorbereiten: Noch bis 1. April nimmt die Hochschule Bewerbungen für den Start des zweiten Pflege-Studiendurchgangs an.

Die Evangelische Hochschule Dresden (ehs) bietet Studiengänge und Weiterbildungen in den Bereichen Soziale Arbeit, Kindheitspädagogik, evangelische Religions- und Gemeindepädagogik und Pflege an. Interessierte können sich noch bis zum 1.April 2022 hier für den zweiten Jahrgang des Studiengangs Pflege (Bachelor) bewerben.

Das Simulationslabor ermöglicht besonders praxisnahes Lernen.
Das Simulationslabor ermöglicht besonders praxisnahes Lernen. © Elvira Pippel/ehs